Arzneimittel und Therapie

Sicheres und effektives Hirndoping möglich

Modafinil hilft bei komplexen Aufgaben

Modafinil (Vigil®), ein Wirkstoff aus der Gruppe der Psychostimulanzien und derzeit ausschließlich zur Behandlung der Narkolepsie indiziert, wird aufgrund seiner zentral aktivierenden Effekte auch mit einer möglichen kognitiven Leistungssteigerung assoziiert. Forscher der University of Oxford haben nun im Rahmen eines systematischen Reviews die Wirksamkeit von Modafinil als Neuro-Enhancer evidenz­basiert bewertet.

Hierzu dienten die Ergebnisse aus insgesamt 24 Placebo-kontrollierten Studien, die im Zeitraum von 1990 bis 2014 die Auswirkung von Modafinil auf die kognitiven Funktionen gesunder Personen analysierten [1]. Im Rahmen dieser Studien wurden mehrere Fähigkeiten untersucht, darunter Aufmerksamkeit, Planung, Kreativität und Lernen sowie das Gedächtnis. Auch die Sicherheit der Anwendung von Modafinil bei gesunden Probanden stand im Fokus.

Auf einfache Merkaufgaben und das kurzfristige Erinnerungsvermögen zeigte Modafinil jedoch keinen positiven Effekt. Auch die gedankliche Flexibilität konnte nicht verbessert werden. Einen positiven Einfluss schien Modafinil jedoch auf langwierige und komplexe Aufgaben auszuüben und somit die Funktion höherer Hirnfunktionen zu steigern. Auch die Entscheidungsfindung und Planung konnte verbessert werden.

Interessanterweise fanden sich neben den beschriebenen Effekten auf die kognitiven Fähigkeiten keine bzw. nur sehr selten Hinweise auf unerwünschte Auswirkungen auf die Stimmung der Probanden, obwohl die EMA bereits im Jahr 2011 aufgrund von Nebenwirkungen wie Manie oder suizidalen Gedanken das Nutzen/Risiko-Verhältnis von Modafilnil bei anderen Schlafstörungen außer Narkolepsie als ungünstig einstufte [2]. Auch andere Nebenwirkungen, wie Übelkeit, Kopfschmerzen und Schlafstörungen waren selten häufiger beobachtet worden als unter Placebo.

Trotz der dokumentierten Effekte von Modafinil im Rahmen dieser systematischen Metaanalyse benötigt es weiterhin kontrollierte klinische Studien, um einen definierten Wirksamkeitsnachweis, vor allem unter Verwendung anerkannter Kognitionstests, zu erbringen. Zudem stellt sich die Frage, ob Arzneimittel überhaupt an gesunden Personen angewendet werden dürfen. Es verbleiben vor allem auch ethische Zweifel an der Manipulation der Hirnfunktion zur Leistungssteigerung [3]. Mit einer Indikationserweiterung für Modafinil als Neuro-Enhancer ist zumindest in naher Zukunft nicht zu rechnen. |

Quellen

[1] R.M. Battleday, A-K. Brem, Modafinil for cognitive neuroenhancement in healthy non-sleep-deprived subjects: a systematic review, European Neuropsychopharmacology, http://dx.doi.org/10.1016/j.euroneuro.2015.07.028

[2] http://www.ema.europa.eu/ema/index.jsp?curl=pages/medicines/human/referrals/Modafinil/human_referral_000236.jsp

[3] A. Said, Hirn auf Hochtouren DAZ 2015, Nr. 19, S. 36

Apotheker Dr. André Said

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