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Haut
Falten einfach wegspritzen?
Glatte Haut in wenigen Minuten
Im Laufe des Lebens verliert die Haut die Fähigkeit, Wasser zu speichern, da der Hyaluronsäure-Gehalt in der Lederhaut abnimmt. Die Lederhaut als mittlere der drei Hautschichten besteht aus elastischen und kollagenen Bindegewebsfasern und wird von Blutgefäßen und Nerven durchzogen. Neben dem geringeren Hyaluronsäure-Gehalt führt auch eine Verklumpung der kollagenen Fasern zu einer schlechteren Wasserspeicherkapazität. Der Hautturgor – der Spannungszustand der Haut – nimmt ab, und es bilden sich Trockenheitsfältchen. Neben dieser Art von Falten bilden sich im Laufe des Lebens die mimischen Falten aus, die durch immer wiederkehrende Bewegungen der Gesichtsmuskulatur hervorgerufen werden. Wer viel lacht, bekommt Lachfalten, wer immer die Augenbrauen missbilligend zusammenzieht, Zornesfalten, um nur einige Beispiele zu nennen.
Es werden drei Arten von Falten unterschieden:
- mimische Falten, die durch die Bewegung der Muskulatur entstehen,
- orthostatische Falten, die durch die Wirkung der Schwerkraft entstehen und
- oberflächliche feine Falten, die durch starke Sonneneinstrahlung oder durch Rauchen entstehen.
Je nach Lokalisation und Ursache der Falten kommen verschiedene Therapien zur Anwendung. Eine grobe Regel lautet: oberhalb des Jochbogens Botulinumtoxin, unterhalb Filler.
Botulinum-Toxin
Botulinum-Toxin gilt als das stärkste bekannte Gift: Bereits einige Nanogramm pro Kilogramm Körpergewicht gelten als tödlich für Säugetiere. Das native Botulinum-Toxin ist ein Stoffwechselprodukt des Bakteriums Clostridium botulinum. Insgesamt sind sieben unterschiedliche, aber strukturell sehr ähnliche Typen von Botulinum-Toxin bekannt (Typ A, B, C, D, E, F, G). Sie unterscheiden sich in ihrer Wirkungsstärke und Wirkungsdauer. Typ A, der in der ästhetischen Medizin ausschließlich angewendet wird, verfügt über die stärkste Potenz und längste Wirkungsdauer. Alle aber hemmen die Freisetzung des Transmitters Acetylcholin aus den präsynaptischen Vesikeln cholinerger Nervenendigungen und bewirken eine Blockade der Impulsübertragung vom Nerv zum Muskel. Eine Zulassung für die Behandlung der Glabellafalten (vertikale Stirnfalten, „Zornesfalten“) haben in Deutschland Azzalure®, Bocouture® und Vistabel®. Für andere ästhetische Indikationen wie Stirnfalten oder „Krähenfüße“ besitzen diese Produkte keine Zulassung. Für neurologische Indikationen (z. B. fokale Spastizität bei Schlaganfallpatienten, Blepharospasmus, zervikale Dystonie) oder Blasenfunktionsstörungen und Hyperhidrosis liegen identische Zubereitungen vor: Azzalure® entspricht Dysport®, Bocouture® entspricht Xeomin® und Vistabel® entspricht Botox®.
Die Präparate unterscheiden sich in der Konzentration des Wirkstoffes bzw. der Menge pro Injektionsflasche. Die Dosisangaben der Präparate beziehen sich auf ihre biologische Aktivität und werden in biologischen Einheiten (E) bzw. in Mouse Units (MU) angegeben (1 E = 1 MU). 1 E entspricht der Menge an Toxin, die 50% einer Gruppe von Mäusen tötet (LD 50). Die Einheiten werden entsprechend der Hersteller für Azzalure® als Speywood U, für Bocouture® als Merz U und für Vistabel® als Allergan U angegeben und sind nicht identisch. Es muss bei der Applikation unbedingt beachtet werden, auf welches Präparat sich die Dosisangaben beziehen.
In der ästhetischen Indikation wird Botulinum-Toxin in extremer Verdünnung in die zu behandelnden Muskeln gespritzt und gilt bei richtiger Anwendung als ein sehr sicheres Verfahren, das mehrfach wiederholt werden kann. Wie bei jeder Injektion können lokal Hämatome, Rötungen und Schwellungen an den Injektionspunkten auftreten. Die erste Wirkung tritt bereits 24 bis 48 Stunden nach der Behandlung auf, der maximale Effekt wird in der Regel nach drei bis zehn Tagen erwartet. Die Wirkung hält ungefähr sechs Monate an, so dass zwei Behandlungen im Jahr sinnvoll sind. Bei mehrfachen Behandlungen kommt es zu einer Wirkungsverlängerung, sodass häufig nur eine Behandlung pro Jahr erforderlich ist. Durch die verminderte Aktivität der therapierten Muskeln gewöhnt man sich das aktive Zusammenziehen ab, was wiederum die Neuentstehung von Falten vermindert. Wird die Behandlung mit Botulinum-Toxin von einem erfahrenen Arzt durchgeführt, so wirkt das Gesicht entspannter, nicht maskenhaft im Sinne eines frozen face. Einige Schauspielerinnen haben es mit Botulinum-Toxin übertrieben und werden als schlechte Beispiele angeführt. Zusätzlich zu einer Behandlung mit Botulinum kann auch noch eine Therapie mit Fillern durchgeführt werden.
Zum Weiterlesen
Botulinumtoxine: Von der Wurstvergiftung zur ästhetischen Medizin
Filler-Behandlungen
Für Nasolabialfalten, Kinnfalten und Substanzverluste an den Wangen, die durch die Schwerkraft entstehen, eignen sich Unterspritzungen mit sogenannten Fillern. Dabei werden die Falten von unten aufgepolstert und dadurch angehoben. Auf dem Markt für ästhetische Behandlungen gibt es eine Vielzahl von Fillern, die unterschiedlich wirken und bei unterschiedlichen Indikationen zum Einsatz kommen. Es werden Filler aus Kunststoffen oder Metallen, die nicht resorbierbar sind und Filler aus körpereigenen Materialien, die meistens resorbierbar sind, unterschieden. Die nicht resorbierbaren – hierzu gehören z. B. Methacrylat-Kügelchen, Goldfäden oder GoreTex-Fäden – werden in Deutschland selten verwendet. Wenn bei uns von Fillern gesprochen wird, sind in den meisten Fällen körpereigene Materialien gemeint. Die wichtigsten sind die Hyaluronsäuren in den unterschiedlichen Vernetzungsgraden, Poly-L-Milchsäure, Calciumhydroxylapatit und neuerdings das Vampir-Lifting mit eigenen Thrombozyten.
Hyaluronsäure ist als natürlicher „moisturizing factor“ wichtig für das Wasserbindungsvermögen der Haut. Die Konzentration dieses wichtigen Bestandteils der menschlichen Haut sinkt leider im Laufe des Lebens und damit auch die Wasserbindekapazität. Durch die Unterspritzung von Falten mit Hyaluronsäure wird die Wasserbindekapazität an dieser Stelle wieder erhöht, der Hautturgor wird besser, die Falte wird flacher oder verschwindet sogar ganz. Da es sich um eine körpereigene Substanz handelt, wird sie im Laufe von einigen Wochen bis Monaten wieder von Enzymen, die in der Haut wirksam sind, abgebaut. Je nach Vernetzungsgrad dauert der Abbauprozess unterschiedlich lange. Je stärker vernetzt, umso langsamer der Abbau. Allerdings ist stark vernetzte Hyaluronsäure nicht zur Behandlung flacher und feiner Fältchen geeignet, wie z. B. Lippenfältchen. Hier würden kleine Wülste entstehen, die das Aussehen ganz gewiss nicht verbesserten. Die schwach vernetzten Hyaluronsäuren werden für feine Falten, wie z. B. Oberlippenfältchen oder Krähenfüße, die mittelgradig vernetzten für mittlere Falten, wie z. B. Nasolabial- oder Kinnfalten, und die stark vernetzten für tiefe Falten oder Volumenverluste verwendet. Die Hyaluronsäurefiller werden in Fertigspritzen geliefert, sodass eine Verunreinigung der Substanzen nahezu ausgeschlossen ist. Bei der Behandlung werden die Filler direkt unter die zu behandelnden Falten gespritzt. Der Effekt ist sofort sichtbar.
Poly-L-Milchsäure kommt in dieser Form nicht im menschlichen Organismus vor. Die Milchsäure, ein natürliches Stoffwechselprodukt, wird zur Herstellung dieses Fillers polymerisiert, das heißt mehrere Moleküle werden aneinander gehängt. Poly-L-Milchsäure ist ein äußerst wirkungsvoller Stimulator der Kollagen-Produktion, der Volumenverluste ausgleicht und einen Liftingeffekt hat. Der allmählich einsetzende Effekt wird durch den hauteigenen Kollagen-Aufbau nach ungefähr sechs Wochen sichtbar, die Hautoberfläche wird gestrafft, Volumendefekte werden angeglichen. Die Behandlung erfordert einen individuellen Behandlungsplan, je nach Region, außer Lippenumgebung und Stirn, die unterspritzt werden soll. Mit Poly-L-Milchsäure kann aber auch die gesamte untere Gesichtshälfte behandelt werden. Man spricht dann von einen „Liquid Lifting“. Eventuell ist noch eine zweite oder dritte Behandlung nötig. Die Wirkung hält dann aber auch zwei Jahre.
Calciumhydroxylapatit, ein relativ neuer Filler, ist ebenfalls eine körpereigene Substanz und kommt in Knochen und Zähnen vor. Er wird in der Medizin schon seit Längerem als Biomaterial beim Knochenersatz angewendet. Dieser Filler wird in der Haut nicht abgebaut. Seine Partikel bilden ein Gerüst, an das sich körpereigene Zellen anlagern, so dass das Implantat schließlich vorwiegend aus eigenem Gewebe besteht. Diese Substanz wird großflächig unter die Haut gespritzt; sie hat sich gut bewährt bei Volumenverlusten und bei der Behandlung von Handrücken. Auch hier setzt die Wirkung langsam ein und hält ungefähr zwei Jahre.
Da die bisher vorgestellten Filler synthetisch hergestellt werden, ist ein Allergietest vor der Anwendung nicht nötig.
Das sogenannte Vampir-Lifting ist eine neue Methode, bei der ein Thrombozyten-Konzentrat aus eigenem Blut verwendet wird. Die hohe Konzentration an Wachstumsfaktoren in dem Konzentrat stimuliert Stammzellen in der Haut, die das Gewebe regenerieren und Kollagen aufbauen. Falten werden vermindert, die Hauttextur verbessert, die Durchblutung wird erhöht durch eine Neubildung von Gefäßen. Das Thrombozyten-Konzentrat wird großflächig unter das Hautareal gespritzt. Die Ergebnisse sind teilweise sofort, in vollem Umfang aber erst nach drei bis vier Wochen sichtbar. Für ein optimales Ergebnis sind zwei bis drei Behandlungen notwendig, die im Abstand von sechs bis acht Wochen durchgeführt werden sollten. Auffrischungsbehandlungen werden alle zwölf Wochen empfohlen.
Falten wegspritzen ist nicht so einfach. Je nach Faltentyp, Hauttyp, Mimik und Erwartungshaltung des Nachfragenden sollte die Behandlung sorgfältig geplant werden. Manchmal ist es besser, keine Therapie durchzuführen und stattdessen mehr Zeit in ein ausführliches Beratungsgespräch zu investieren. |
Literatur
Gilchrist Barbara A, Krutmann J. Botulinum Toxin, Fillers, Peels in: Skin Aging, Springer 2006,167-184
Burgess MC. The Aging Process in: Cosmetic Dermatology, Springer 2005,2-3
Burgess MC. Botulinumtoxin in: Cosmetic Dermatology, Springer 2005,83-92
Fritz K, Fackel N. Botulinumtoxin in der Behandlung mimischer Falten, Aktuelle Dermatologie, 2003;29:33–41
Burgess MC. Soft Tissue Augmentation in: Cosmetic Dermatology, Springer 2005;93-109
de Mauricio M, Rzany B. Botulinum Toxin in: Aesthetic Medicine, Springer 2007,28 -92;128-132
Schulungsunterlagen zu Density Platelet Gel von aesthetic visions
Ästhetische Botulinumtoxin-Therapie. S1-Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, AWMF-Register Nr. 013/077
Autorin
Dr. med. Dr. rer. nat. Ilsabe Bunge
Siehe S. 60
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