Aus den Ländern

"Den Flieger AMTS zum Fliegen bringen"

"Alle haben immer gesagt, es geht nicht, bis einer kam, der das nicht wusste." Mit diesen Worten verabschiedete die Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe Gabriele Regina Overwiening die 84 frischgebackenen AMTS-Manager (zu denen sie sich ebenfalls zählen darf). Die Teilnehmer der ersten Runde des Apo-AMTS-Konzepts hatten vergangenen Sonntag im Rahmen des 1. AMTS-Symposiums in Münster ihre Zertifikate für die erfolgreich abgeschlossene Fortbildung erhalten und außerdem einige ihrer spannendsten Fälle vorgestellt.

Arzneimitteltherapiesicherheit, kurz AMTS, ist in aller Munde. Ärzte, Krankenkassen und alle möglichen anderen Player im Gesundheitssystem versuchen es für sich zu beanspruchen. Aber AMTS gehört zu den Apotheken. Der Apotheker ist die entscheidende Sicherheitsbarriere im Hochrisikoprozess Arzneimitteltherapie. Warum? Abgesehen von ihren pharmakologischen und klinisch-pharmazeutischen Fachkenntnissen bieten Apotheker niederschwelligen Zugang zur Gesundheitsversorgung und werden daher häufig frequentiert. Zudem haben sie Überblick über die Gesamtmedikation, da sich die Selbstmedikation häufig der Kenntnis des Arztes entzieht. Diese Argumente für die Etablierung eines AMTS-Konzepts in Apotheken hätten vermutlich vor den Teilnehmern des 1. AMTS-Symposiums der Apothekerkammer Westfalen-Lippe gar nicht mehr vorgebracht werden müssen. Denn sie haben bereits an der ersten Runde des AMTS-Ausbildungsapothekenprogramms (Apo-AMTS) teilgenommen und sich zu AMTS-Managern ausbilden lassen.


Die frischgebackenen AMTS-Manager erhielten vergangenes Wochenende in Münster ihre Zertifikate.
Foto: AKWL/Sebastian Sokolowski

Mit diesem Projekt leistet die AK Westfalen-Lippe echte Pionierarbeit, die hoffentlich demnächst bundesweit Nachahmer findet (ausführlicher Bericht zur AMTS-Ausbildungsoffensive in Westfalen-Lippe in der DAZ 2012, Nr. 17, S. 26).

Das AMTS-Symposium bot also Gelegenheit, ein erstes Fazit zu ziehen. Nach den einleitenden Worten der Kammerpräsidentin, die das Ziel ausgab "den Flieger AMTS zum Fliegen zu bringen", gaben Prof. Dr. Georg Hempel von der Universität Münster und Dr. Oliver Schwalbe, Abteilungsleiter Aus- und Fortbildung der Kammer, nochmals einen kurzen Überblick über Ziele und Inhalte des Apo-AMTS-Konzeptes. Die AMTS-Koordinatorin Isabel Waltering lobte das Engagement der Teilnehmer, sprach aber auch einige Punkte an, wo vielleicht nicht alles optimal gelaufen sei und man für die Zukunft lernen könne (siehe Interview unten). Insgesamt zeigten sich die Organisatoren aber sehr zufrieden mit dem Start des Programms.

Im Anschluss hatten dann vier der Teilnehmer Gelegenheit, jeweils einen "ihrer" Fälle vorzustellen, für die sie im Rahmen der Fortbildung die Medikationspläne erstellt und optimiert hatten. Interessant an dieser Stelle, dass fast nie die viel zitierten Interaktionen das Problem darstellten, sondern dass die meisten Therapiefehler durch eine unzureichende oder komplett fehlende Kommunikation der Beteiligten (Patient, Fach- und Hausärzte, betreuende Angehörige) zustande kamen.

Zum krönenden Abschluss der gelungenen Veranstaltung bekamen die 84 ersten AMTS-Manager in Deutschland ihre Zertifikate überreicht, auf die sie dann beim anschließenden Stehempfang anstoßen durften.


Isabel Waltering, Pharm D, ist als AMTS-Koordinatorin sowohl für die organisatorischen als auch für die inhaltlichen Belange zuständig.

Interview


84 AMTS-Manager sind fertig ausgebildet – Anlass, ein Fazit der ersten Runde zu ziehen. Die DAZ hat bei AMTS-Koordinatorin Isabel Waltering nachgefragt.


DAZ: Frau Waltering, sind Sie zufrieden mit dem ersten Durchgang?

Isabel Waltering: Wir sind mit dem ersten Durchgang sehr zufrieden. Es ist eine extrem konstruktive Arbeitsatmosphäre entstanden. Viele Kollegen bringen sich und gute Optimierungsvorschläge ein. Hier zeigt sich auf jeden Fall die Bereitschaft, sich als Heilberufler zu positionieren und da geben wir, wie ich glaube eine gute Unterstützung. Es ist auf jeden Fall ein Fundament geschaffen worden, auf dem Medikationsmanagement in den Apothekenalltag integriert werden kann.


DAZ: Bei welchen Punkten sehen Sie Bedarf nachzubessern?

Isabel Waltering: Verbesserungsbedarf besteht auf jeden Fall bei den verwendeten Materialien. Hier ist noch keine abschließende Praxistauglichkeit erreicht worden. Auch bei den Schulungsinhalten muss noch mehr Wert auf das Erkennen von Optimierungsmöglichkeiten innerhalb der Apotheke gelegt werden. Wir werden ebenfalls verstärkt darauf hinarbeiten müssen, wie Informationen und welche Informationen notwendiger Weise vom Patienten zu erheben sind.


DAZ: Gab es Dinge, wo Sie sagen, das geht gar nicht? Und wenn ja, welche?

Isabel Waltering: Ja, vor allem neue Medikationspläne von der Apotheke, die schlechter waren als die Pläne, die der Patient vom Arzt bekommen hat.

Optimierungsvorschläge, die nicht mit der Fachinformation übereinstimmten, und das Übersehen von offensichtlichen Optimierungsmöglichkeiten wie ASS 100 2 × täglich.


DAZ: Vielen Dank für das Gespräch!


jb

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