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Medco gibt in Europa auf
Von Anbeginn gab es Missverständnisse und kulturelle Differenzen: Das deutsche Sozialsystem und die damit einhergehenden Rahmenbedingungen, aber auch die Mentalität der Akteure blieben den US-Managern fremd. Vergangene Woche setzte Medco den Schlusspunkt unter das Deutschland-Abenteuer. Betroffen davon ist auch die erst vor knapp zwei Jahren gestartete Kooperation mit der Krankenkasse BIGdirekt zur Arzneimittelbetreuung ihrer Patienten. Die Kooperation werde ab sofort abgewickelt: "We will not longer do so", bestätigte US-Sprecher Brian Henry gegenüber der DAZ. Man werde darauf achten, dass den BIGdirekt-Versicherten und Patienten dadurch keine Nachteile entstünden. Die bisher von Medco in Deutschland gemeinsam mit BIGdirekt betreuten Patienten erhielten weiterhin ihre gewohnte Medikation. Der einzige Unterschied sei, dass sie keine Beratung von Medco mehr erhielten. In Deutschland seien acht Medco-Mitarbeiter betroffen.
Auch aus dem Frankreich-Geschäft wird sich Medco zurückziehen und seine Europa-Zentrale in Amsterdam schließen. Die von den Niederlanden aus arbeitende Medco-Versandapotheke Europa-Apotheek soll aber ihre Geschäfte weiterführen. Insgesamt sind 30 Medco-Mitarbeiter vom Rückzug betroffen. Mit ihnen werden bereits Gespräche über die Auflösung der Arbeitsverhältnisse geführt. Gründe für das Aus in Deutschland und Frankreich nannte Henry nicht. Offenbar blieben aber die Engagements deutlich hinter den Erwartungen zurück.
BIGdirekt sucht neue Kooperationspartner
BIGdirekt wurde vom Rückzug des Kooperationspartners überrascht. Die Krankenkasse will jetzt alleine weitermachen: Das bisher in Kooperation mit Medco angebotene patientenindividuelle Arzneimittelmanagement soll weitergeführt werden, sagte der BIGdirekt-Vorstandsvorsitzende Frank Neumann zur DAZ. Dafür soll jetzt ein neuer Kooperationspartner gesucht werden. Die Krankenkasse will mit Express Scripts/Medco über die weitere Nutzung der Software für das patientenindividuelle Arzneimittelmanagement auf der noch bestehenden Vertragsbasis verhandeln. Auch für die von Express Scripts/Medco bislang organisierte telefonische Patientenbetreuung durch Apotheker soll ein neuer Kooperationspartner gesucht werden, so Neumann. Diese Aufgabe wolle BIGdirekt nicht selbst übernehmen. Es habe sich bewährt, dafür einen externen Dienstleister einzusetzen. Nach Angaben Neumanns haben sich bisher 3000 BIGdirekt-Versicherte in das Programm des patientenindividuellen Arzneimittelmanagements eingeschrieben. Es gebe weitere 1500 interessierte Versicherte. Im September starte die erste Evaluation der bisherigen Erfahrungen. Es zeichne sich im Bereich psychischer Erkrankungen ab, dass sich die mit dem Programm verbundenen Erwartungen der Kostensenkung umsetzen ließen.
Das Ende des Deutschland-Abenteuers kündigte sich schrittweise an: Zuerst stieg Celesio im vergangenen Jahr aus dem Joint Venture mit Medco aus. Trotzig erklärte Medco daraufhin, die Kooperation mit BIGdirekt fortsetzen und ausbauen zu wollen. Allerdings gab es bereits nach der angekündigten Übernahme durch Express Scripts Hinweise, dass sich der neue US-Riese im Gesundheitsgeschäft auf den heimischen Markt konzentrieren will.
Unmittelbar nach Amtsantritt hatte der neue Celesio-Chef Markus Pinger das Joint Venture mit Medco zur Disposition gestellt und im September 2011 aufgekündigt. Im Herbst 2010 hatten Celesio und Medco die erste Kooperation dieser Art zum Medikationsmanagement in Europa aus der Taufe gehoben. Von Beginn an gab es aber Schwierigkeiten mit der Abstimmung und der unterschiedlichen Herangehensweise.
Zum WeiterlesenJoint Venture Medco Celesio ist beendet Celesio und Medco gründen Joint Venture |
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