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Arzneimittel und Therapie
Cotrimoxazol nicht mehr erste Wahl bei Harnwegsinfektionen: Geänderte Empfehlung wegen hoher Resistenzquote
Etwa 5 bis 10% aller Frauen bekommen wiederholt Harnwegsinfektionen. Die Inzidenz liegt bei Frauen im jüngeren Alter bei rund 5% und steigt im Alter auf etwa 20% an. Bei jüngeren Männern sind Harnwegsinfekte eher selten, das Risiko gleicht sich jedoch bei zunehmendem Lebensalter dem der Frauen an. Unter den im Zusammenhang mit einer im Krankenhaus oder Pflegeeinrichtung erworbenen nosokomialen Infektionen zählen Harnwegsinfekte mit etwa 20 bis 40% zu den häufigsten.
Die Unterteilung der Harnwegsinfektionen in komplizierte und unkomplizierte Fälle erfolgt entsprechend der potenziellen Schwere des Verlaufs, wobei das Vorliegen einer Immunsuppression oder eines Diabetes mellitus, instrumentelle Eingriffe an den ableitenden Harnwegen oder Störungen der Blasenfunktion zu komplizierten Verläufen führen.
Zum WeiterlesenTherapieprofile: Die lästigen Harnwegsinfektionen überwinden. |
Resistenzquote von E. coli vielfach höher als 20%
Bislang galt Cotrimoxazol, ein Kombinationspräparat aus Trimethoprim, das den bakteriellen Folsäurestoffwechsel hemmt, und dem Sulfonamid Sulfamethoxazol als Standardantibiotikum zur Therapie unkomplizierter Harnwegsinfektionen. Jetzt sollten das Breitbandantibiotikum Fosfomycin, das die bakterielle Zellwandsynthese hemmt, und Nitrofurantoin bevorzugt werden. Fosfomycin kann in einer Dosis von 3000 mg oral als Einmaltherapie verabreicht werden. Nitrofurantoin wird üblicherweise fünf Tage lang gegeben. Die Dosis liegt bei zweimal 100 mg täglich. Mittel der zweiten Wahl sind unter anderem Ciprofloxacin, Levofloxacin und Cefpodoximproxetil, ein Prodrug des Antibiotikums Cefpodoxim.
Beim Praxis Update 2012 Ende April nannte Prof. Gerd Fätkenheuer als Grund für die neue Therapieempfehlung die Resistenzsituation in Deutschland. In vielen Regionen Deutschland seien mittlerweile mehr als 20% der Escherichia coli-Bakterien bei Harnwegsinfektionen resistent gegen Cotrimoxazol, so der Kölner Infektiologe. Dies sei eine Art Schallmauer, bei der eine empirische Therapie mit dem betreffenden Antibiotikum nicht mehr empfohlen werden könne. Ähnlich sei die Situation in Nordamerika: Auch dort werde Cotrimoxazol nur noch in jenen Regionen empfohlen, in denen die Resistenzquote von E. coli unter 20% liege.
Als Therapeutika der Wahl empfiehlt Fätkenheuer Fosfomycin oder Nitrofurantoin. Die Resistenzquote für diese beiden Antibiotika liege derzeit deutlich niedriger, für Fosfomycin bei etwa 1%, für Nitrofurantoin betrage sie etwa 4 bis 5%.
QuelleHooton TM et al.: Cefpodoxime vs Ciprofloxacin for short-course treatment of acute uncomplicated csytitis: A randomized trial, JAMA 307(6): 583 – 589 (2012). Neue Empfehlungen zu Harnwegsinfekten. Mitteilung vom 2. Mai 2012, www.aerztezeitung.de
DAZ 2012, Nr. 19, S. 38
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