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Allergologie
Frühblüher: ein reizender Augenschmaus
Auslöser der Beschwerden sind Pollen. Die Antheren der Blütenpflanzen bilden Pollenkörner, die in großer Menge als Blütenstaub oder Pollen bezeichnet werden. Pollenkörner, die durch Insekten oder Tiere übertragen werden, lösen selten allergische Reaktionen aus. Pollenkörner von Windbestäubern sind hingegen häufige Verursacher. Vielfach überwinden diese Pollenkörner große Entfernungen, weshalb das Fällen eines Baums im eigenen Garten bei Heuschnupfen nicht wirklich Linderung verschafft. Das Pollenkorn hat eine zweischichtige Pollenwand, das Sporoderm. Die Exine, also die äußere Pollenwand, besteht aus einer stark und artspezifisch strukturierten Oberfläche, die auf einer wasserundurchlässigen Lamellenstruktur aufliegt. Darunter befindet sich die innere Pollenwand, Intine, die überwiegend aus Zellulose aufgebaut ist. Außerdem sind in dieser Schicht die allergenisierenden Proteinstrukturen zu finden. Zum Teil bewirken diese Proteine die sporophytische Selbstinkompatibilität, sodass eine Selbstbestäubung durch ein Pollenkorn der Mutterpflanze ausgeschlossen wird.
Bindehaut als Pforte
Die Proteine der Intine sind leicht wasserlöslich. Die Nasenschleimhaut oder die Bindehaut und der Tränenfilm im Auge bieten deshalb eine gute Eingangspforte für die Pollenallergene in den menschlichen Organismus. Je nachdem, wie stark das Auge betroffen ist, wird zwischen einer allergischen Konjunktivitis – nur Bindehaut – und einer Blepharokonjunktivitis – mit Lidbeteiligung – unterschieden. Treten zudem Naselaufen und ähnliche Beschwerden auf, spricht man von einer allergischen Rhinokonjunktivitis. Davon abzugrenzen sind perenniale, das ganze Jahr andauernde, allergische Konjunktividen, die durch Hausstaubmilben, Katzenhaare oder ähnliche Allergene ausgelöst werden können. Sowohl die saisonale als auch die perenniale Konjunktivitis können topisch mit Augentropfen behandelt werden. Sicherlich werden Patienten, die über viele Monate unter Tränenfluss, Juckreiz, angeschwollene Augenlider sowie Rötungen im und um das Auge leiden, jedoch eher auf systemische Präparate zurückgreifen.
Die Bindehaut im Auge ist eine sehr exponierte Schleimhaut, die sich zahlreichen Angriffen aus der Umwelt erwehren muss. Deshalb ist die Bindehaut mit Abwehrmechanismen ausgestattet. Dazu gehören Mastzellen, Lysozyme und insbesondere die Immunglobuline IGA, IGE und IGM. Das Zusammenspiel all dieser Faktoren schützt das Auge vor Viren, Bakterien und anderen Eindringlingen. Leider reagiert das Immunsystem vieler Menschen jedoch übertrieben und es kommt zu einer Allergie und in der Folge zu Entzündungen. Auslöser dafür können beispielsweise die beschriebenen wasserlöslichen Proteine der Pollenwand sein. Als topische Behandlung stehen antiallergisch wirkende Augentropfen zur Verfügung, die Antihistaminika, Mastzellstabilisatoren, Glucocorticoide oder Sympathomimetika, die die gesteigerte Durchblutung und Tränenproduktion mindern, enthalten. Neben den erwähnten Wirkstoffgruppen können auch nicht-steroidale Antirheumatika als Augentropfen – Diclofenac (Voltaren® Ophta, Difen® Stulln; beide Rx) und Salicylsäure (Sophtal® Pos; OTC) – bei Konjunktividen und Lidrandentzündungen eingesetzt werden. Hierbei stehen dann lediglich die entzündungshemmenden Eigenschaften im Vordergrund. Reicht die topische Behandlung nicht aus, muss über geeignete systemische Präparate oder eine Desensibilisierung nachgedacht werden.
Cromone stabilisieren die Mastzellen
Cromoglicinsäure und Nedocromil stabilisieren bei längerfristiger Anwendung die Mastzellen, sodass es nicht zum Auslösen der allergischen Kaskade kommt. Der Nachteil dieser zeitverzögerten Wirkung ist, dass bereits während der symptomfreien Zeit die Augentropfen angewandt werden müssen. Der Beginn der Therapie muss sich an den Angaben des Pollenflugkalenders orientieren und sollte je nach individueller Empfindlichkeit zwischen einigen Tagen bis zu etwa vier Wochen vorher liegen. Andererseits kann Cromoglicinsäure am Auge während der gesamten Schwangerschaft ohne Einschränkung von den Patientinnen eingesetzt werden. Durch das Eintropfen kann es kurzfristig zu verschwommenem Sehen kommen. Auch Augenbrennen und Fremdkörpergefühl werden als unerwünschte Wirkungen genannt.
Lodoxamid stabilisiert ebenfalls die Mastzellen und verhindert so den Calciumeinstrom in die Zellen. Um die volle Wirksamkeit zu erreichen, muss das Präparat ebenfalls über einen längeren Zeitraum angewandt werden. Es sollten während der Therapie keine Kontaktlinsen getragen werden. In der Schwangerschaft soll Lodoxamid nur unter kritischer Abwägung der Risiken verwendet werden.
Zum WeiterlesenSchwerpunkt Allergie: Therapie der Heuschnupfensymptome
www.deutsche-apotheker-zeitung.de
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Antihistaminika beruhigen schnell die Augen
Zur topischen Behandlung werden selektive H1 -Rezeptorenblocker eingesetzt. Diese stoppen die Wirkung von lokal freigesetztem Histamin und sorgen so für einen beruhigenden Effekt im Auge. Sowohl Juckreiz als auch Rötung und Schwellung lassen nach. Die Permeabilität der Bindehautgefäße für Plasmawasser wird durch die allergische Reaktion gesteigert und führen zum Anschwellen. Antihistaminika vom H1 -Typ hemmen diese Permeabilitätssteigerung. Azelastin und Levocabastin sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich, für Emedastin, Olopatadin und Ketotifen ist eine ärztliche Verschreibung notwendig.
Azelastin und Levocabastin sind im Rahmen der Selbstmedikation häufig genutzte Antihistaminika. Sie wirken bis zu vier Stunden direkt nach dem Einträufeln. Die maximale Anwendungsdauer für Azelastin sind sechs Wochen. Für Levocabastin wird hinsichtlich der maximalen Anwendungsdauer auf den Arzt verwiesen. Da Levocabastin keinen Einfluss auf den Augeninnendruck hat, ist es auch für Glaukompatienten geeignet. Beide Substanzen sollen im ersten Trimenon der Schwangerschaft nicht angewandt werden. Augentropfen mit Azelastin dürfen erst für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren, Levocabastin-haltige Augentropfen für Kinder ab vier Jahren empfohlen werden. In der Gebrauchsinformation zu Vividrin® akut wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass während der Therapie auf Kontaktlinsen zu verzichten ist.
Die Wirkung von Emedastin setzt unmittelbar nach der Applikation ein und bleibt etwa vier Stunden erhalten. Allerdings berichten einige Anwender von einem kurzfristigen leichten Brennen im Auge sowie über verschwommenes Sehen, so dass die Fahrtüchtigkeit für einige Zeit nach dem Einträufeln eingeschränkt sein kann. Bei längerfristiger Anwendung kommt es zu Symptomen des trockenen Auges. Emedastin kann außerdem zu Hornhautverfärbungen führen. Werden diese beobachtet, werden die Tropfen abgesetzt und durch den Augenarzt eine geeignete Fortführung der Therapie festgelegt. Vor dem Einsetzen von Kontaktlinsen sollten nach dem Einträufeln von Emedastin 15 Minuten verstrichen sein. Olopatadin verfügt mit acht Stunden über eine deutlich längere Wirkdauer und hemmt zusätzlich die histamininduzierte Zytokinbildung in der Bindehaut. Eine Besonderheit ist der Wirkstoff Ketotifen, der neben der H1 -Rezeptorinhibition zugleich auch noch eine stabilisierende Wirkung auf die Mastzellen, ähnlich der Cromoglicinsäure, hat. Seine Wirkdauer reicht zwischen acht und zwölf Stunden, sodass hier eine zweimal tägliche Anwendung ausreicht. Alle drei Substanzen sind nicht für Kinder unter drei Jahren geeignet.
Sympathomimetika
Als sympathomimetische Wirkstoffe in Augentropfen werden die Imidazolinderivate Tramazolin und Tetryzolin eingesetzt. Die Indikation umfasst nicht-bakterielle Entzündungen und Reizzustände verschiedener Genese, unter anderem auch allergisch bedingter. Darüber hinaus werden die Tropfen auch in der Gewöhnungsphase von Kontaktlinsen und bei allgemeiner Erschöpfung der Augen eingesetzt. Die Wirkdauer der Sympathomimetika im Auge liegt bei mindestens vier Stunden nach der Anwendung.
Diese Arzneimittelgruppe wird auch als "Weißer" bezeichnet. Durch Vasokonstriktion dilatierter Arteriolen verschwindet die Rötung im Auge. Die Durchblutung der Schleimhaut normalisiert sich. Solche Rötungen des Auges treten auch bei Übermüdung oder nach langer Bildschirmarbeit auf. Sympathomimetika-haltige Augentropfen sind immer nur für eine kurzfristige Anwendung geeignet. Bei längerfristigem oder regelmäßigem Gebrauch kann es zum Reboundeffekt, also einer reaktiven Vasodilatation, mit sich weiter verstärkenden Entzündungen kommen. Nach längerer Anwendung klagen viele darüber hinaus über Symptome eines trockenen Auges. Deshalb wird eine maximal drei- bis fünftägige Anwendungsdauer empfohlen. Erst nach mehreren Tagen Pause können die Tropfen erneut eingesetzt werden. Gelegentlich können Sehstörungen wie Mydriasis, Verschwommensehen sowie Lichtempfindlichkeit zur kurzfristigen Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit führen. Üblicherweise treten bei sachgemäßer Anwendung keine systemischen Nebenwirkungen auf.
Die Anwendung sympathomimetischer Augentropfen bei Kindern sollte nur nach Rücksprache mit dem Arzt geschehen. Im ersten Drittel der Schwangerschaft dürfen diese Augentropfen nicht benutzt werden, während der restlichen Zeit nur nach sorgfältiger Abwägung der Risiken. Für Träger weicher Kontaktlinsen ist der Hinweis wichtig, dass die Linsen erst wieder etwa eine Viertelstunde nach Einträufeln der Tropfen eingesetzt werden sollten.
Glucocorticoide
Glucocorticoidhaltige Augentropfen sind durchweg verschreibungspflichtig. Sie dürfen nur bei nicht-infektiösen Augenreizungen angewandt werden, da es sonst durch die Corticoid-typische Beeinflussung des Immunsystems zu einer das Auge gefährdenden Superinfektion kommen kann. Fluorometholon ist ein synthetisches Glucocorticoid, das eine geringere Augeninnendruckerhöhung als andere Glucocorticoide auslösen soll. Dies wird mit seiner strukturellen Verwandtschaft zum Progesteron erklärt. Dennoch stellen sowohl Engwinkel- als auch Weitwinkelglaukom absolute beziehungsweise relative Kontraindikationen für Fluorometholon dar und bei einer längerfristigen Anwendung ist eine regelmäßige Überprüfung des Augeninnendrucks erforderlich, um Schädigungen des Sehnerves vorzubeugen. Für Dexamethason- und Prednisolon-haltige Augentropfen gelten diese Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen ebenfalls. Während der ersten drei Monate der Schwangerschaft darf wegen im Tierversuch beobachteter embryotoxischer und teratogener Wirkung Fluorometholon nicht, im zweiten und dritten Drittel nur nach strenger Abwägung angewandt werden. Für Dexamethason und Prednisolon soll auch bei der topischen Anwendung während der Schwangerschaft eine strenge Indikationsstellung erfolgen. Bei Kontaktlinsenträgern am besten eine zwanzigminütige Karenz vor dem Wiedereinsetzen empfehlen.
Auch Nichtallergikern jucken die Augen!Die Proteine auf der Oberfläche der Pollenkörner sorgen nicht nur bei Heuschnupfenpatienten für Probleme. Auch Nichtallergiker sind von geröteten, juckenden und trockenen Augen betroffen. Dies haben Wissenschaftler der Universität Graz herausgefunden. Treffen Pollenkörner auf den Tränenfilm von Nichtallergikern, können Reaktionen, ähnlich dem Befruchtungsvorgang, durch Lösen der Proteine und Veränderung der Oberflächenspannung, beobachtet werden. Während bei Allergikern eine überschießende Immunreaktion zu den bekannten Symptomen führt, wird bei Nichtallergikern die Zerstörung des natürlichen Flüssigkeitsfilms als Ursache beschrieben. Eine Behandlung mit Antiallergika zeigt bei Nichtallergikern jedoch kaum Erfolg. Deshalb raten die Grazer Spezialisten den Patienten abzuklären, ob sich ihre Beschwerden tatsächlich auf eine allergische Reaktion zurückführen lassen. An einer medikamentösen Lösung für Nichtallergiker wird in Graz derzeit geforscht. |
Tipps zur Anwendung von Augentropfen
Vor und nach dem Einträufeln sollten nach Möglichkeit die Hände gewaschen werden, vor allem um eine zusätzliche Kontamination der ohnehin schon gereizten Augen zu vermeiden. Einige Präparate, zum Beispiel Efemolin® und Livocab® , sind Suspensionen, die unmittelbar vor der Anwendung geschüttelt werden müssen. Augentropfen in herkömmlichen Tropfflaschen sind nach Anbruch nicht länger als sechs Wochen haltbar – in einigen Fällen, hier die Hinweise in den Gebrauchsinformationen berücksichtigen, vier Wochen. Sind die Tropfen im COMOD-System abgefasst, können sie auch über einen längeren Zeitraum verwendet werden. In allen Fällen sollte aus hygienischen Gründen ein Kontakt des Tropfers mit dem Auge und den Lidern vermieden werden – der Tropfer kann nach Gebrauch mit einem fusselfreien Tuch abgewischt werden. Zum Einträufeln neigt man am besten leicht den Kopf nach hinten und zieht das untere Lid ein wenig herunter. Manche Patienten haben jedoch Probleme mit dem Einträufeln in das Auge. Als mögliche Applikationshilfe kann der Autodrop® empfohlen werden. In die an eine dunkel eingefärbte Augenbadewanne erinnernde Applikationshilfe wird die Augentropfflasche eingespannt. Der Autodrop® wird über das Auge gesetzt, das Auge geöffnet und ein Tropfen durch leichten Druck auf die Flasche herausgedrückt. Da das Auge sich durch die Applikationshilfe in völliger Dunkelheit befindet, kann es nicht reflexartig auf den fallenden Tropfen mit Schließen reagieren.
Müssen verschiedene Augentropfpräparate eingesetzt werden, sollte zwischen der Anwendung immer mindestens 15 Minuten Abstand liegen, damit jeder Wirkstoff für sich die Chance hat, seine Wirkung ausreichend zu entfalten.
Hier finden Sie Beispiele für Augentropfen, die bei allergisch bedingter Konjunktivitis eingesetzt werden.
Quelle Fachinformationen der berücksichtigten Präparate. Informationen der ABDA-Datenbank. Meditio 1/2008, Informationen der Medizinischen Universität Graz: "Reizende Pollen sorgen auch bei Nichtallergikern für Augenjucken". Dingermann; Kreis; Rimpler; Zündorf: Reinhard Pharmazeutische Biologie 1, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart (2009). Grehn: Augenheilkunde, Springer Verlag (2008).
Apothekerin Dr. Constanze Schäfer
Pollenfluginformationen im Internet
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