Ernährung aktuell

Wie wichtig sind Vitamin D und Calcium?

Die Kombination aus Calcium und Vitamin D gilt als Basis in der Prävention und Therapie der Osteoporose. Wie Prof. Dr. Werner O. Richter, Leiter des Instituts für Fettstoffwechselstörungen und Hämorheologie, Windach, im Rahmen einer vom WIPIG-Netzwerk Ernährung durchgeführten Fortbildung am 21. November in Nürnberg anhand verschiedener Studien darstellte, ist der Benefit, der sich mit den beiden Mikronährstoffen erzielen lässt, jedoch begrenzt.
Mit Milch gegen Osteoporose?
In der Kindheit und Jugend ist der Calcium­lieferant zum Knochenaufbau immens wichtig. Ein bereits begonnener Knochensubstanz­verlust lässt sich damit allerdings kaum be­einflussen. Dennoch ist und bleibt Milch ein wertvolles Lebensmittel.
Foto: Abdomilon N

Richter stellte zunächst eine 2008 veröffentlichte Metaanalyse vor, die den Effekt von Vitamin D auf die Knochengesundheit als Untersuchungsgegenstand hatte. In der von Cranney und Kollegen im "American Journal of Clinical Nutrition" vorgestellten Analyse wurden 167 Studien ausgewertet. Ein klares Resultat konnte nicht gezogen werden. So waren die Befunde zu einer Verknüpfung von höheren Vitamin-D-Konzentrationen im Serum und der Knochendichte inkonsistent. Gleiches galt für die Assoziation zwischen höheren Konzentrationen an Vitamin D im Serum und der Häufigkeit von Frakturen.

Eine klare Beziehung ließ sich nur zwischen einer erhöhten Vitamin-D-Aufnahme über entsprechend angereicherte Lebensmittel und den Serumkonzentrationen feststellen. "Insgesamt kam die Studie zum Ergebnis, dass es keine gesicherten Daten dafür gibt, dass Vitamin D Frakturen oder Stürze vermindern kann", so Richter.

Kein Benefit durch isoliertes Calcium

Auch für isolierte Calciumgaben konnte Richter kein positives Feedback geben. Wie er anhand einer ebenfalls 2008 veröffentlichten Studie darlegte, wurde bei 5500 Frauen unter Calciummonotherapie sogar ein erhöhtes Risiko für Oberschenkelhalsfrakturen festgestellt. Eine zweite Studie kam zu einem ähnlichen Ergebnis. Richter dazu: "Die Vorstellung, dass man mit Calcium Oberschenkelhalsfrakturen vorbeugen könnte, ist nicht belegt."

Zum Weiterlesen


Vitamin D - das evidenzbasierte Doppeltalent

DAZ 2009, Nr. 20, S. 66ff

Schwerpunkt Osteoporose

DAZ 2008, Nr. 43, S. 60ff

Kombinierte Gabe bedingt effektiv

Einzig die Kombination aus Vitamin D und Calcium schneidet Richter zufolge in der Osteoporose-Prävention positiv ab. Allerdings dämpfte er auch hier die Erwartungen. So wurde in einer von Lanham-New und Kollegen 2008 veröffentlichten Studie festgestellt, dass 75 Prozent der osteoporotischen Problematik genetisch bedingt sind und die Ernährung somit nur eine eher untergeordnete Rolle spielt. Allerdings wurde in der Studie auch gezeigt, dass Vitamin D und Calcium bei alten Menschen im Heim die Frakturraten verringern konnten. Für ältere Menschen, die zu Hause leben, wurde ein entsprechender Zusammenhang jedoch nicht gefunden.

Wenig Positives, viel Negatives fand Richter somit zu Vitamin D und Calcium zu sagen. Als Ablehnung der Vitamin-D- und Calciumgaben bei Osteoporose-Patienten bzw. zur Prävention wollte er seinen Vortrag dennoch nicht verstanden wissen. Es sei besser, ein klein wenig helfen zu können als gar nichts zu tun. Nur sollte man die Erwartungen nicht zu hoch schrauben. ral

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