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Hervorragende Zahlen trotz Wirtschaftskrise

ESSEN (cs/tmb). Mit sichtlicher Freude trug der Vorstandsvorsitzende Wilfried Hollmann bei der 71. Noweda-Generalversammlung am 25. November in Essen den Vorstandsbericht für das Geschäftsjahr 2008/2009 vor. Die Wirtschaftskrise hat sich auf die Arbeit der Genossenschaft nicht ausgewirkt. Stattdessen sind Umsatz und Gewinn erneut gestiegen und das Unternehmen hat die Übernahme der süddeutschen Großhandlung W. Kapferer GmbH & Co. KG bereits im ersten Geschäftsjahr sehr gut verarbeitet.
Wilfried Hollmann: "Jede Apotheke ist aufgerufen, Leistung, Qualität, Service und Sozialkompetenz uneingeschränkt zu forcieren."
Foto: DAZ/tmb

Die Steigerung des Nettoumsatzes um knapp 30 Prozent auf 3,19 Milliarden Euro beruht insbesondere auf der gelungenen Übernahme, aber auch die Noweda ohne Kapferer lag mit einem Umsatzplus von 7,2 Prozent deutlich über der Marktentwicklung von plus 1,72 Prozent im Vergleichszeitraum (weitere Ergebnisse siehe AZ Nr. 49/2009, S. 2).

Problematische Margenentwicklung

Der Rohertrag stieg um 33 Prozent auf 187,7 Millionen Euro. Dies beruhe insbesondere auf dem großen Anteil niedrigpreisiger Artikel, erklärte Hollmann, denn rund 72 Prozent aller gelieferten Packungen hätten einen Wert unter zehn Euro. Die vermeintlich günstige Spannenentwicklung sei demnach unter Berücksichtigung der Logistikkosten ein Nachteil. Die Erfolge der Rabattverträge würden auf zugemuteten Verlusten des Großhandels beruhen. Dies sei nicht hinnehmbar, folgerte Hollmann.

Günstig entwickelten sich dagegen die Personalkosten, die auf 2,56 Prozent vom Umsatz sanken. Die Abschreibungen stiegen auf 17,3 Millionen Euro, da der Kapferer-Firmenwert bereits im ersten Geschäftsjahr voll abgeschrieben wurde. Doch das Betriebsergebnis (EBIT) konnte von 31,4 Millionen Euro auf 45,3 Millionen Euro gesteigert werden. So stieg der Jahresüberschuss der Noweda-Gruppe von 13,1 Millionen Euro auf 17,6 Millionen Euro. Die hohen und durch die Kapferer-Übernahme weiter stark gestiegenen Mitgliederzahlen (siehe AZ Nr. 49) erklärte Hollmann mit den Leistungen der Noweda: "Das unternehmerische Konzept der Noweda findet nachhaltig Zustimmung." Die größten Investitionen im laufenden Geschäftsjahr sind die deutliche Erweiterung der Niederlassung in Neudietendorf bei Erfurt und der Neubau in Bergkirchen bei München.

" Die Politik hat nur Rahmenbedingungen zu schaffen, die Ausgestaltung muss den Bürgern überlassen bleiben. "
Wilfried Hollmann

Nicht auf Erfolg ausruhen

Bei der Generalversammlung verwies der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Klaus G. Brauer auf das schlüssige und umfassend begründete Votum des Europäischen Gerichtshofes und auf den Koalitionsvertrag mit klaren Bekenntnissen zur Bedeutung des freiberuflich tätigen Apothekers. Dennoch könnten sich die Apotheker angesichts der mächtigen Kapitalinteressen im Markt nicht entspannt zurücklehnen – und in der Politik müssten den Worten des Koalitionsvertrages nun Taten folgen, beispielsweise beim Pick-up-Verbot.

Neue Chancen und Herausforderungen

Hollmann befürwortete die Konjunkturpakete des Staates, doch dürften sie nicht den Wettbewerb verzerren. Zudem seien nicht alle Probleme konjunkturbedingt, vielmehr seien in der Vergangenheit manche Hebel falsch gestellt worden. Dies habe Engagement und unternehmerische Initiative beeinträchtigt, beispielsweise bei der Umsatzsteuerreform, bei der Einmischung in die Tarifautonomie, beim Gesundheitsfonds und bei den Rabattverträgen. Für die Apotheken sei das Jahr dennoch gut gewesen. Denn die Gesundheit gewinne weiter an Bedeutung, die Apotheken seien relativ konjunkturunabhängig und die Politik habe sich im Wahljahr um sich selbst gekümmert. Für die Apotheker sei es aber weiter wichtig, die apothekerlichen Leistungen und die pharmazeutische Wertschöpfung in der Öffentlichkeit und gegenüber den Medien zu kommunizieren. Dazu diene auch das Apotheken-A, das die klare Botschaft der pharmazeutischen Kompetenz ausdrücke. Semimarken würden dagegen kaum wahrgenommen und keinen zusätzlichen Nutzen vermitteln, argumentierte Hollmann. Die Apotheker sollten daher das Apotheken-A nutzen und ihre Apotheke gemeinsam mit ihren Mitarbeitern als unverwechselbares Unikat im regionalen Umfeld etablieren. Die Noweda unterstütze ihre Mitglieder dabei mit einem umfassenden Dienstleistungsangebot.

Die 15. AMG-Novelle, die dem Großhandel einen Versorgungsauftrag erteilt hat, wertete Hollmann als großen Erfolg für die Patienten und die Apotheken. "Die großhandelsübliche Verfügbarkeit aller Artikel erspart Ihnen Aufwand, verbessert die Liquidität und steigert die Leistungsfähigkeit der Apotheken", erklärte er. Allerdings werde der Belieferungsanspruch noch nicht von allen Herstellern respektiert.

" Wir können uns nicht entspannt zurücklehnen. Die Protagonisten mächtiger Kapitalinteressen (…) werden nicht locker lassen. "
Dr. Klaus G. Brauer über das Fremdbesitzverbot

Satzung geändert

Neben den üblichen Regularien und der Verabschiedung der gegenüber den Vorjahren unveränderten Dividende (siehe AZ Nr. 49) beschloss die Generalversammlung eine Satzungsänderung. Ausgelöst durch das Bilanzrecht-Modernisierungsgesetz hatte der Satzungsausschuss eine Neufassung der Satzung erarbeitet, die im Vorfeld bereits von Vorstand und Aufsichtsrat einstimmig angenommen worden war. Dr. Matthias Lempka stellte die wichtigsten Änderungen vor. Die gemeinnützige Noweda-Stiftung und eine geplante Noweda-Mitarbeiter-Genossenschaft sollen als stimmrechtslose Mitglieder mit beschränktem Dividendenanspruch in die Noweda aufgenommen werden. So könnten sich Noweda-Mitarbeiter künftig indirekt an der Genossenschaft beteiligen. Die Noweda werde damit im Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter als Arbeitgeber attraktiver und erhalte zugleich eine neue Finanzierungsquelle. Außerdem soll bei Mitgliedern, die der Genossenschaft ab dem 1. Juli 2010 beitreten, zwischen "förderfähigen" Mitgliedern mit eigener Apotheke und "investierenden" Mitgliedern ohne eigene Apotheke unterschieden werden. Dabei sollen die investierenden Mitglieder kein Stimmrecht und nur einen Anspruch von mindestens 50 Prozent der Dividendenhöhe der förderfähigen Mitglieder erhalten. Diese sehr langfristig angelegte Regelung solle den Folgen des demografischen Wandels entgegenwirken. Außerdem soll die Altersgrenze der Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder in Anlehnung an die Änderungen bei der Rentenversicherung auf 67 Jahre angehoben werden.

Alle diese Änderungen wurden mit wenigen Gegenstimmen verabschiedet. Zuvor hatte die Generalversammlung über den Bestandsschutz bei der Neuordnung der Mitgliedschaft diskutiert. Wegen der sehr langen Nachwirkung war angeregt worden, auf den Bestandsschutz zu verzichten. Ein Kompromissvorschlag sah vor, den Bestandsschutz der bisherigen Mitglieder im Jahr 2020 zu beenden, fand aber keine Mehrheit.

Bei der turnusmäßigen Aufsichtsratswahl wurden die Aufsichtsratsmitglieder Brigitte Keil, Dresden, und Katja Wrede, Bielefeld, mit jeweils 222 von 241 Stimmen bestätigt. Dr. Matthias Lempka war als Ersatzmitglied in den Aufsichtsrat nachgerückt, nachdem Rudolf Strunk am 1. Juli 2009 zum nebenamtlichen Vorstand berufen worden war. Als neues Ersatzmitglied für den Aufsichtsrat wurde Dr. Hermann Vogel, München, gewählt.

Die Entwicklung der Noweda
Geschäftsjahr
1990/91
2000/01
2004/05
2005/06
2006/07
2007/08
2008/09
Umsatzerlöse (Tsd. €)
Veränderung (%)
557.197
+33,52
1.307.892
+8,75
1.952.177
+13,68
2.147.968
+10,03
2.283.094
+ 6,29
2.456.094
+ 7,57
3.190.052
+ 28,89
Jahresüberschuss (Tsd. €)
2821
6804
10.335
11.389
12.139
13.153
17.149
Bruttorendite auf Mitglieder-Kapital1
1. – 5. Geschäftsanteil (%)
ab 6. Geschäftsanteil (%)
11,00
13,20
11,00
13,20
11,00
13,20
11,00
13,20
11,00
13,20
11,00
13,20
11,00
13,20
Bardividende auf Mitglieder-Kapital2
1. – 5. Geschäftsanteil (%)
ab 6. Geschäftsanteil (%)
7,04
8,45
7,70
9,24
8,25
9,90
8,25
9,90
8,25
9,90
9,35
11,22
9,35
11,22
Bilanzsumme (Tsd. €)
138.038
376.847
484.149
495.081
565.304
552.471
712.833
Eigenkapital (Tsd. €)
29.361
92.779
121.615
131.611
140.598
152.236
179.293
Investitionen (Tsd. €)
9.595
1.805
16.994
9.360
16.337
7.316
23.120
Mitgliederzahl
2.973
5.402
5.962
6.154
6.356
6.553
7.108
Anzahl der Mitarbeiter3
834
1.262
1.403
1.437
1.451
1.540
1.841
1 Ausschüttung vor Körperschaftssteuer
2 Die Schwankungen resultieren aus mehrfach gesetzlich geänderten Körperschaftsteuersätzen
3 Umgerechnet auf 38,5 Stundenwoche

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