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Zusatzkosten gefährden Arzneimittelversorgung
Generika-Hersteller: Bundesregierung muss EU-Abwasserrichtlinie stoppen
Das EU-Pharmapaket könnte bald vom Rat der EU auf den Weg gebracht werden. Durch darin enthaltene neue Abwasserregularien würden für Arzneimittelproduzenten Zusatzkosten in Milliardenhöhe entstehen. Generika-Hersteller warnen vor drohenden Einbrüchen in der Versorgung und fordern deshalb die Bundesregierung zum Widerstand in Brüssel auf.
Der Branchenverband Pro Generika warnt vor einem „Tsunami von Lieferengpässen“ sollte die geplante neue EU-Abwasserichtlinie in Kraft treten. Die Generika-Produktion würden die Vorhaben hart treffen, heißt es in einer Pressemitteilung des Verbandes vom Montag. Massive Engpässe bislang unbekannten Ausmaßes seien bei Arzneimitteln zu befürchten.
Zwar sei „völlig unstrittig“, dass Klärwerke um weitere Filterstufen ausgebaut werden müssten, um Mikroschadstoffe aus dem Abwasser zu entfernen, betont Pro Generika. Allerdings würden die Generika-Hersteller durch den steigenden Kostendruck übermäßig stark belastet, beklagt der Verband.
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Pro Generika weist darauf hin, dass die Generika-Produzenten für etwa 80 Prozent der Arzneimittelproduktion verantwortlich seien und deshalb den Großteil der anfallenden Kosten tragen müssten, wenn die Richtlinie vom Rat der EU beschlossen wird: „Kommt es tatsächlich so, dass Generika-Hersteller den Großteil der Ausbau-Kosten stemmen müssen, wird das die Versorgungssicherheit weiter destabilisieren und die aktuelle Medikamenten-Knappheit verschärfen.“
Im April dieses Jahres hatte das EU-Parlament die neue Abwasserrichtlinie im Rahmen des Pharma-Pakets mit großer Mehrheit beschlossen. Allerdings fehlt noch die Zustimmung des Rats der EU.
Ab 2045 soll eine vierte Filterstufe in Städten der EU mit mindestens 150.000 Einwohnern installiert werden, um Mikroschadstoffe von Arzneimitteln und Kosmetik aus Abwässern herauszufiltern. Dadurch sollen vor allem Wasserlebewesen vor schädlichen Einträgen ins Grundwasser geschützt werden. In Modellregionen in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein haben bereits Modellversuche zur neuen Klärstufe in Kläranlagen begonnen.
Pharmahersteller sehen Arzneimittelversorgung in Gefahr
Nach Aussage von Pro Generika werden Kosten von zehn Milliarden Euro für den Ausbau der Kläranlagen veranschlagt. Hinzu kämen jährliche Betriebskosten von einer Milliarde Euro. In Relation dazu setzten die Generika-Hersteller mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln 2,4 Milliarden Euro im Jahr um. Diese Mehrkosten einzupreisen, sei im gegenwärtigen Preissystem unmöglich, heißt es: „Insofern wird Herstellern nichts anderes übrigbleiben, als die Arzneimittel aus dem Portfolio zu nehmen, für die o.g. Kosten anfallen und bei diesen Wirkstoffen aus der Versorgung aussteigen.“ Nach Aussage des Verbands würde dies beispielsweise Mittel gegen Krebs und Diabetes, sowie Antibiotika betreffen.
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Bereits im September hatte sich Pharma Deutschland mit ähnlichen Warnungen gegen die geplante EU-Abwasserrichtlinie positioniert. Der Vorstandsvorsitzende des Verbands, Jörg Wieczorek sprach von drohenden Zusatzkosten von jährlich zwei Milliarden Euro, die vor allem von den Herstellern von Analgetika und Antibiotika getragen werden müssten. Der Verband warnte vor deutlich steigenden Arzneimittelkosten.
Die Bundesregierung müsse deshalb im Rat der EU gegen die Richtlinie votieren, fordert Pro Generika-Geschäftsführer Bork Bretthauer: „Was wir derzeit an Engpässen erleben, ist nur ein die Ouvertüre für das, was kommen wird.“ Er forderte, dass alle Verursacher in einer angemessenen Balance an den Kosten beteiligt werden müssten.
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