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Pharma Deutschland warnt
Bessere Abwasserreinigung führt zu höheren Arzneimittelpreisen
Arzneimittelhersteller sollen zukünftig die Kosten für die Abwasseraufbereitung übernehmen. Das sieht das EU-Pharmapaket vor. Der Branchenverband Pharma Deutschland macht deutlich, dass damit steigende Arzneimittelpreise zu befürchten sind. Betroffen wären vor allem Schmerzmittel und Antibiotika.
Die neue Europäische Abwasserrichtlinie könnte zu einer deutlichen Verteuerung wichtiger Arzneimittel führen, warnen die Arzneimittelproduzenten. Auf der ersten ordentlichen Mitgliederversammlung von Pharma Deutschland am Dienstag war das ein zentrales Thema. Der Vorstandsvorsitzende Jörg Wieczorek machte in seiner Bilanz deutlich, dass es notwendig sei, bürokratische Hürden für die Produzenten zu senken, um Deutschland als Standort der Arzneimittelherstellung zu sichern, heißt es in einer Pressemitteilung des Verbands.
Es sei von besonderer Bedeutung, die Politik und Öffentlichkeit über die Folgen der Abwasserrichtlinie aufzuklären: „Besonders die Information und die kritische Begleitung der Umsetzung der kürzlich beschlossenen europäischen Abwasserrichtlinie werden in den kommenden Monaten für die Branche von Bedeutung sein.“ Vor diesem Hintergrund sei es wichtig, „dass diese Unternehmen in Zukunft angemessener wahrgenommen werden, als es in den letzten Jahren der Fall war“.
Wieczorek beziffert die jährlichen Zusatzkosten für die geplante Aufrüstung der Klärwerke auf zwei Milliarden Euro. Diese würden vor allem von den Produzenten von Antibiotika und Analgetika getragen werden müssen. Dadurch würden sich diese und andere Arzneimittel absehbar verteuern und „die angespannte Situation im Gesundheitsfinanzierungssystem weiter verschärfen.“
Umfrage: Mehrheit lehnt höhere Arzneimittelkosten ab
In einer Umfrage, die der Vorstandsvorsitzende auf der Mitgliederversammlung präsentierte, wurden knapp 5.000 Bürger*innen zum Thema befragt: 78 Prozent stimmten der Aussage zu, dass die Kosten von biologischen und chemischen Verunreinigungen von den Herstellern getragen werden sollten. Dabei gab es regionale und parteipolitische Unterschiede. Während die Zustimmung in Nordrhein-Westfalen (80,2 Prozent) und in Berlin (79,4 Prozent) am höchsten lag, fiel sie in Sachsen (71,4 Prozent) am niedrigsten aus. Gestaffelt nach politischen Präferenzen, war die Zustimmung am häufigsten bei SPD-Wähler*innen (87,7 Prozent), noch vor den Grünen (83,7 Prozent), während sie bei den AfD-Anhängern (67,7 Prozent) am geringsten ausfiel.
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Andererseits wären nur 26,1 Prozent bereit, höhere Arzneimittelpreise in Kauf zu nehmen, wenn dafür die Pharmaindustrie den Ausbau der neuen Klärstufe finanziert – 60,7 Prozent lehnen dies ab. Insbesondere in den ostdeutschen Bundesländern ist die Ablehnung gegen eine mögliche Preissteigerung zugunsten der Umwelt besonders hoch: Ausgenommen von Berlin, liegt sie hier in allen Ländern über 70 Prozent, Spitzenreiter ist Mecklenburg-Vorpommern (78,1 Prozent). Am höchsten ist die Akzeptanz für mögliche Preissteigerungen bei den Grünen-Wähler*innen (51,7 Prozent), während sie unter den AfD-Wähler*innen am niedrigsten ist (14,9 Prozent).
Vierte Klärstufe soll Umweltschäden verhindern
Die Europäische Union will mit ihrem Pharmapaket zukünftig Hersteller von Arzneimitteln und Kosmetika zu mindestens 80 Prozent an den Aufbereitungskosten von Abwässern beteiligen. Geplant ist die Nachrüstung der Klärwerke um weitere Filterstufen. Ab 2045 sollen alle Städte der EU mit mehr als 150.000 Einwohnern einer vierte Klärstufe installieren, die auch Arzneimittelrückstände und Mikroschadstoffe herausfiltert.
Nach aktuellem Kenntnisstand sind vor allem Einträge von Ibuprofen und Diclofenac schädlich für die Umwelt, insbesondere für Wasserlebewesen. In Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein gibt es bereits Modellregionen mit einer vierten Klärstufe, die zum großen Teil aus Landesmitteln finanziert werden. Die neue Abwasserrichtlinie wurde im Rahmen des EU-Pharmapakets vom Europäischen Parlament im April abgesegnet, jedoch steht die Zustimmung des Rates noch aus.
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von Karl Friedrich Müller am 11.09.2024 um 16:52 Uhr
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