Freie Apothekerschaft hakt im BMG nach

Wie kam es zum CardLink-Beschluss der Gematik?

Berlin - 11.07.2024, 15:15 Uhr

CardLink: Was trieb das BMG, das Verfahren durchzuwinken? (Foto: IMAGO / Funke Foto Services)

CardLink: Was trieb das BMG, das Verfahren durchzuwinken? (Foto: IMAGO / Funke Foto Services)


Die Freie Apothekerschaft bemüht erneut ihren gesetzlichen Informationsanspruch gegenüber dem Bundesgesundheitsministerium. Diesmal will sie alles über die Gründe erfahren, die das Ministerium als einzigen Gematik-Gesellschafter bewogen haben, dem CardLink-Verfahren zuzustimmen.

Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) drückte Mitte März bei der Gematik-Gesellschafterversammung im Alleingang die Spezifikationen für das CardLink-Verfahren durch. Alle anderen Gesellschafter der Gematik hatten Bedenken – nicht nur der Deutsche Apothekerverband, sondern auch die übrigen Leistungserbringer sowie die Kostenträger. Dahinter steckten Sicherheitsbedenken, weil die hinter CardLink stehenden Apps nicht weiter geprüft werden. Doch das BMG konnte sich mit seiner 51-Prozent Mehrheit durchsetzen.

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Daniela Hänel, 1. Vorsitzende der Freien Apothekerschaft, ist nicht begreiflich, dass eine solche Entscheidung im Alleingang möglich war. Ihr Verein hat daher einmal mehr die Rechtsanwaltskanzlei Brock Müller Ziegenbein beauftragt, aktiv zu werden. Erneut haben die Anwälte einen Antrag nach dem Informationsfreiheitsgesetz beim BMG gestellt. Sie wollen wissen: „Welche Gründe hat das BMG bei der Gesellschafterversammlung der Gematik GmbH am 14.03.2024 dazu bewogen, für die Einführung des CardLink-Verfahrens zum Einlösen von E-Rezepten zu stimmen?“ Das BMG wird zudem aufgefordert, den damit zusammenhängenden Verwaltungsvorgang in Gänze zur Verfügung zu stellen.

Hänel: Offensichtliche Bevorzugung niederländischer Arzneimittel-Logistiker

Hänel hält dem Ministerium vor, zu diesem Zeitpunkt genau gewusst zu haben, dass lediglich die „Hollandversender“ CardLink nutzen können. „Aus unserer Sicht handelt es sich dabei erneut um eine offensichtliche Bevorzugung der niederländischen Arzneimittel-Logistiker“, erklärt sie in einer Pressemitteilung von diesem Donnerstag.

Das Ministerium ist nun aufgefordert, binnen Monatsfrist zu antworten. Wie aufschlussreich die Antwort ausfallen wird, bleibt abzuwarten. Auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Georg Kippels hatte in dieser Sache schon einmal beim BMG nachgehakt. Die Antwort von Staatssekretär Edgar Franke (SPD) ließ erkennen, dass man im Ministerium meint, keine Fehler gemacht zu haben. CardLink sei nur eine Übergangstechnologie, hieß es und das Verfahren sei mit den Datenschutzbehörden einvernehmlich abgestimmt worden. Dabei seien zusätzliche Sicherheitsfunktionen implementiert worden.

Antrag nach dem Informationsfreiheitsgesetz

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Das CardLink-Verfahren soll nach gegenwärtigem Stand ab August für alle Apotheken verfügbar sein. Die Gedisa wirbt mit verschiedenen App-Anbietern als Partnern für seine standeseigene Lösung. Bei der Freien Apothekerschaft ist man aber weiterhin skeptisch: „Ob dieses Verfahren, das augenscheinlich ausschließlich für und mit ausländischen Versendern entwickelt wurde – auch wegen der komplexen Technik – wirklich an den Start gehen kann, dürfte allerdings offen sein“, heißt es abschließend in ihrer Stellungnahme.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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3 Kommentare

Es geht nicht um die Apotheken.

von Patient A am 13.07.2024 um 10:42 Uhr

Sondern um unsere Interessen, die Patienten. Es gibt schließlich kein Apothekenministerium.
Dass ein Medium für Apotheker die Eigeninteressen der Apotheken spiegelt überrascht mich natürlich nicht.
Aber statt immer über Restriktionen zu versuchen möglichst viele kleinste Apotheken weiterführen zu können wie seit eh und je sollte es im Interesse der meisten Apotheken sein mit Wettbewerb zu bestehen. Wenn man so gute Qualität liefert wie man immer sagt sollte das kein Problem sein. Andernfalls stimmt die angeführte Qualität eben nicht.

Ich persönlich habe eine Apotheke noch nie anders erlebt als jeden anderen Laden auch. Wenn ich medizinische Fragen habe gehe ich zu meinem Arzt. Für die Daseinsvorsorge sind Nahrungsmittel auch wichtig, man mag gar sagen am wichtigsten, da reguliert der Staat aber nichts, gibt keine Mindestpreise vor, keine quasi garantierten Einnahmen.
Reiner Wettbewerb. Und wir schlucken auch täglich (hoffentlich) alle mehr Nahrungsmittel aus diesem reinen Marktsystem, als wir Pillen schlucken.

Dann kommen immer die Notdienste und Rezepturen als Argument. Ok.
Dafür kann man in jedem Bezirk eine Apotheke benennen, sei es nach Ausschreibungen, die bekommt dann alles bezahlt was dafür notwendig ist. Und der Rest ist dann freier Wettbewerb.
Es gibt für alles Lösungen, wenn man denn will. Ich erlebe als Patient die Apothekervertretungen als sehr mächtig und quasi immer einen Abwehrkampf gegenüber Veränderungen führend.

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AW: Es geht nicht um die Apotheken

von EuroPC am 29.07.2024 um 13:47 Uhr

Es stellt sich für mich die Frage, was der Staat bzw. die Gesellschaft möchte. Die Apotheke vor Ort sehe ich, genauso wie den ärztlichen Notdienst, als eine Art Versicherung. Ich versichere mich gegen Notfälle, z.B. Arbeitsunfähigkeit, Feuer usw. Durch die Notdienste habe ich eine Versicherung gegen Krankheit. Und der darf gerne, genauso wie die Feuerwehr oder Polizei, gut erreichbar sein, damit mir im Notfall geholfen wird. Womit wir bei der Berechtigung der kleinen, evtl auch wenig profitablen, Vor- Ort Apotheke sind. Um genau diesen Notfällen zu begegnen existieren m.E. die Apotheken in ihrer jetzigen Form.
Weiterhin ist die Apotheke eine Kontrollinstanz und Medikationsfehler zu erkennen und zu verhindern. Dieses ist m.E. ebenfalls ein wichtiger Punkt, da es sich bei Arzneimitteln um z.T. tödliche Substanzen handelt - Stichwort: Betäubungsmittel.

Das Apotheken- System ist in anderen Ländern Europas übrigens restriktiver - und zumindest in den USA und GB teurer - als bei uns.

Gruß, EuroPC

Man stelle sich vor, die oberste Interessenvertretung des Berufsstands käme ihrer Aufgabe nach...

von Mira Bellenbaum am 11.07.2024 um 19:39 Uhr

Wieso braucht es sogar für das Nachfragen zu offensichtlich rechtswidrigen Entscheidungen gegen den Berufsstand eigentlich die freie Apothekerschaft? Womit beschäftigt sich die ABDA eigentlich den ganzen Tag?

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