Ohnehin schon genug Probleme mit dem E-Rezept
Weiter weist Overwiening auf die „angespannte allgemeine Lage rund um die E-Rezept-Einführung“, also die wiederkehrenden Systemausfälle, für die es nicht immer eine Lösung gebe. Entgegen der Darstellung des BMG sei das E-Rezept Verfahren alles andere als stabil. Daher findet die ABDA: „In dieser fragilen Einführungsphase einen neuen, vierten E-Rezept-Einlöseweg einzuführen, der noch dazu den ungeprüften Smartphone-Apps von Drittanbietern einen direkten Zugang zur Telematikinfrastruktur gewährt, ist fahrlässig.“ Schließlich werde den Inhabern dieser Apps somit erlaubt, medizinische Daten (gemäß § 311 SGB V) ohne Anforderungen und Zulassung zu transportieren. Dabei gebe es mit der Gematik-App einen komplett digitalen Einlöseweg. Über diesen seien auch die Versender, „deren Partikularinteressen das BMG mit seiner Entscheidung“ bediene, erreichbar. Die ABDA sieht keinen wettbewerbsrechtlichen Grund für eine Sonderlösung für diese Konzerne.
CardLink gefährdet Arbeitsplätze
Im letzten Absatz geht die ABDA-Präsidentin, dann darauf ein, dass durch die schlechte wirtschaftliche Lage und die daraus resultierenden Apothekenschließungen viele der 160.000 Arbeitsplätze in den Apotheken gefährdet sind. Die Bundesregierung weigere sich nach wie vor, diese schwierige Lage anzuerkennen und die Apotheken vor Ort aufrichtig und nachhaltig zu stabilisieren, schreibt sie. Stattdessen eröffne sie den großen internationalen Versandhandelskonzernen, ohne dass diese Pflichten im Versorgungsprozess tragen, einen vereinfachten Zugang zum „Markt“ der verschreibungspflichtigen Arzneimittel. Sie appelliert daher an die Parlamentarier: „Bitte nutzen Sie Ihre gesetzgeberischen Möglichkeiten: Verhindern Sie den unkontrollierten schnellen Marktzugang solcher unsicheren Smartphone-Apps und bitte stärken Sie die Apotheken vor Ort!“
Es ist davon auszugehen, dass die Versender entsprechende Lösungen, die auf das Verfahren setzen, zeitnah im Markt platzieren. Sie haben die Technik schließlich entwickeln lassen. Anfang Februar hatte DocMorris-Chef Walter Hess bereits vollmundig verlauten lassen: „Wir rechnen damit, dass unsere App Ende Februar, Anfang März freigeschaltet werden kann. Unsere Lösung steht und ist funktionsbereit. Wir warten jetzt noch, dass die letzten Schritte der Zertifizierung abgeschlossen werden.“
Um die Apotheken vor Ort technisch möglichst schnell technisch auf Augenhöhe zu bringen, arbeiten eigentlich alle namhaften Player im Markt daran, das CardLink-Verfahren zur Verfügung zu stellen. Die spannende Frage ist, wie schnell das gelingt, und wie viele Patient*innen in dieser Zeit an den Versender verloren gehen.
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