Hohe Nachfrage nach Appetitzüglern

Novo Nordisk baut Produktionskapazitäten massiv aus

24.05.2024, 17:15 Uhr

Die Zentrale des Unternehmens Novo Nordisk in Kopenhagen. (Foto: IMAGO / Dean Pictures)

Die Zentrale des Unternehmens Novo Nordisk in Kopenhagen. (Foto: IMAGO / Dean Pictures)


Die Hype um Wegovy und Ozempic geht weiter, Novo Nordisk kann die Nachfrage nach GLP-1-Präparaten – vor allem als Abnehmspritzen bekannt – kaum bedienen. Jetzt hat das dänische Unternehmen angekündigt, seine Produktionskapazitäten stark auszubauen.

Der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk, der vor allem aufgrund der großen Nachfrage nach den GLP-1-Präparaten Wegovy und Ozempic – auch als Abnehmspritzen bekannt – Milliardenumsätze einfährt, baut seine Produktionskapazitäten an nahezu allen globalen Standorten stark aus. Auf einem internationalen Pressegespräch sagte der für die Produktversorgung zuständige Manager Henrik Wulff, man verdopple derzeit alles, was man an Produktion habe. „Wir erweitern nicht nur eine einzige Fabrik, wir erweitern die Kapazität überall.“ 

Das drücke sich auch in den Investitionen aus, die sich derzeit jährlich nahezu verdoppeln würden, sagte Wulff, der im Konzern als Executive Vice President, Product Supply, Quality & IT tätig ist.

Derzeit ist der Konzern dabei, drei Produktionsstätten des US-Auftragsproduzenten Catalent für mehr als elf Milliarden US-Dollar zu übernehmen. Der Deal hängt noch davon ab, dass der Eigentümer von Novo Nordisk, Novo Holdings, die Genehmigung für den Kauf in diesem Jahr erhält. Kommt die Übernahme zustande, wäre dies die größte Transaktion, die das Unternehmen je getätigt hat.

CEO Jørgsensen: Auftragproduzenten klopfen an die Tür

Nach den Worten von Lars Fruergaard Jørgsensen, CEO von Novo Nordisk, gibt es keine Pläne, derartige Akquisitionen zu wiederholen. Er verwies hingegen darauf, dass auf dem Markt reichlich freie Produktionskapazitäten zur Verfügung stünden. „Wir werden weiterhin mit Auftragsherstellern zusammenarbeiten, von denen viele an unsere Tür klopfen“, so der Vorstandschef auf der Pressekonferenz. Bereits im vergangenen Jahr hatte Novo Nordisk Pläne zur Erweiterung der bestehenden Produktion des Unternehmens für umgerechnet knapp zehn Milliarden Euro angekündigt.

Nachdem in den vergangenen Tagen auf einer Baustelle im dänischen Kalundborg ein Feuer ausgebrochen war, erklärte Novo Nordisk, man sei optimistisch, dass dies nicht die Pläne zur Ausweitung der Produktionskapazitäten für Wegovy und Ozempic beeinträchtigen werde. In Kalundborg investiert der Konzern derzeit rund sechs Milliarden US-Dollar, um die steigende Nachfrage nach den Medikamenten zu befriedigen. Novo Nordisk ist nach eigenen Angaben mit einem Marktanteil von 55 Prozent Weltmarktführer für GLP-1-Mittel, die das Hungergefühl unterdrücken. Größter Konkurrent ist der US-Pharmakonzern Eli Lilly.

Wertvollstes Unternehmen Europas

Die hohe Nachfrage nach den Abnehmspritzen schlägt sich deutlich in der Bilanz des Konzerns nieder. 2023 steigerte das Unternehmen seinen Umsatz wechselkursbereinigt um 36 Prozent auf 232,2 Milliarden dänische Kronen, umgerechnet etwa 31,2 Milliarden Euro. Der operative Gewinn stieg um 44 Prozent auf umgerechnet 14 Milliarden Euro. Unter dem Strich stand ein Nettogewinn von umgerechnet elf Milliarden Euro, ein Plus von 51 Prozent im Vergleich zu 2022.

Angesichts des damit verbundenen Anstiegs des Aktienkurses entwickelte sich Novo Nordisk zum wertvollsten Konzern Europas mit einem Börsenwert von mittlerweile mehr als 545 Milliarden Euro. Bisher war der französische Luxuskonzern LVMH das einzige europäische Unternehmen, das in dieser Größenordnung an der Börse gehandelt wurde. Die schiere Größe von Novo Nordisk hat mittlerweile deutlichen Einfluss auf das Bruttoinlandsprodukt und die Wirtschaft Dänemarks, nährt dort aber auch Sorgen, dass der Konzern zu groß geworden sein könnte.


Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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