Mittlerweile ist es im Bereich der öffentlichen Apotheken tatsächlich eher still geworden um Securpharm. Man hat sich nach drei Jahren an die Abläufe gewöhnt, die Fehlalarmquoten sinken, das System wird mit Ansage gewartet. Spätestens seit diesem Jahr haben die Apotheken auch ein zusätzliches Interesse, dass der Securpharm-Check läuft: Denn bei E-Rezepten über verifizierungspflichtige Arzneimittel muss die Chargennummer dokumentiert sein – und das funktioniert ganz automatisch über Securpharm.
„Es läuft stabil und zuverlässig“
Und auch bei Securpharm selbst zieht man ein positives Fazit. Securpharm-Geschäftsführer Martin Bergen sagt: „Nach fünf Jahren des verpflichtenden Betriebs sind wir sehr zufrieden. Das Securpharm-System läuft schnell, stabil und zuverlässig und hilft nachweislich, den Patienten vor Arzneimittelfälschungen zu schützen.“ Thomas Benkert, Präsident der Bundesapothekerkammer, sieht das ebenso. Er erklärt für die ABDA, dass sich das System erfolgreich in der praktischen Anwendung bewährt habe. Anfängliche Herausforderungen und Kinderkrankheiten habe man überwunden. Auch beim Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) spricht man von einer „Erfolgsgeschichte“.
Der Fall Ozempic
Von den Beteiligten wird dabei gerne der Fall Ozempic als positives Beispiel herangezogen: Im vergangenen Herbst tauchten an verschiedenen Orten Fälschungen des Semaglutid-Präparates von NovoNordisk auf. Die Spuren führten von Großbritannien nach Deutschland, Österreich und schließlich bis in die Türkei. Die Fälschungen, die tatsächlich Insulin enthielten, wiesen alle dieselbe Seriennummer auf – sie wurde einfach einmal für alle Packungen kopiert. Allerdings: Diese Fälschungen hätten im Securpharm oder einem anderen europäischen Fälschungsschutzsystem zwar einen Alarm ausgelöst und wären nicht an Patientinnen und Patienten abgegeben worden – dort aufgespürt wurden sie aber nicht. Die Fälschungen wurden bereits zuvor bei Routineprüfungen entdeckt – da die Pens schon unterschiedlich aussahen, fiel dies in Sichtprüfungen auf.
Tatsächlich gab es nach Angaben von Securpharm in den vergangenen fünf Jahren europaweit drei Fälschungen, die im System initial entdeckt wurden:
- 2019 wurden in Holland Fälschungen von Packungen gefunden, die für den bulgarischen Markt bestimmt waren.
- 2021 (Ende) wurden in Tschechien Packungen einer gefälschten Charge gefunden.
- 2022 (Anfang) wurde dieselbe Charge auch in der Slowakei gefunden.
Ist das nun viel oder wenig? Securpharm-Geschäftsführer Bergen findet es eher viel. Schließlich basiere die Wirkung der Fälschungsschutzrichtlinie darauf, Fälschungen leichter erkennbar und damit unattraktiv zu machen. „Im Idealfall sollten daher keine Fälschungen mehr zu erwarten sein. Wir müssen also weiterhin daran arbeiten, die abschreckende Wirkung weiter zu erhöhen.“
Haben sich der ganze Aufwand und die hohen Investitionen nun rückblickend gelohnt? Niemand stellt infrage, dass Arzneimittelfälschungen gefährlich und zu bekämpfen sind – aber im Regelfall kommen sie über illegale Wege an die Menschen und nicht über die legale Verteilerkette. War es wirklich nötig, ein Zwei-Server-System aufzubauen? Martin Bergen sagt: Ja, es sei sogar eine „sehr richtige Entscheidung“ gewesen. Über diesen sogenannten Concentrator habe man etliche Anpassungen auffangen können, die Schnittstelle für Apotheken habe in den letzten fünf Jahren nicht einmal angepasst werden müssen. Und das sei ein wichtiger Punkt für die Akzeptanz des Systems im Markt. In anderen Ländern, so Bergen, habe es in dieser Zeit hingegen schon bereits bis zu vier Anpassungen gegeben. Und verlangsamt hat das besondere System die Antwortzeiten bei einer Abfrage auch nicht spürbar: Im Mittel liege die Antwortzeit bei 35 Millisekunden – und damit weit unter den zulässigen 300 Millisekunden.
2 Kommentare
Irrsinn durch Inkompentenz
von ratatosk am 14.02.2024 um 8:26 Uhr
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Weltfremd !
von Dr. Ralf Schabik am 09.02.2024 um 19:43 Uhr
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