Lieferengpässe halten an

LAV Baden-Württemberg warnt vor Arzneimittelmangel

Berlin - 30.10.2023, 10:45 Uhr

Trotz ALBVVG und Fünf-Punkte-Plan: Lieferengpässe sind Alltag in den Apotheken. (DAZ / Schelbert)

Trotz ALBVVG und Fünf-Punkte-Plan: Lieferengpässe sind Alltag in den Apotheken. (DAZ / Schelbert)


Im vergangenen Winter waren viele Eltern verzweifelt auf der Suche nach Arzneimitteln für ihre kranken Kinder. Auch für den kommenden Winter gibt es keine Entwarnung, sagt ein Sprecher des Landesapothekenverbandes Baden-Württemberg. Der Gesundheitsminister des Bundeslandes, Manfred Lucha, drängt deswegen erneut zum Handeln.

Die Apotheken in Baden-Württemberg rechnen im Winter erneut mit großen Problemen bei der Versorgung mit Medikamenten. „Die Engpässe sind nie weg gewesen“, sagte ein Sprecher des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg (LAV) der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. In den vergangenen Wochen habe es wegen des langen Spätsommers noch keine erhöhte Nachfrage nach Arzneimitteln gegeben. „Wenn die Nachfrage aber höher wird, werden wir in einen ähnlichen Zustand wie im letzten Jahr hineinlaufen“, sagte der Sprecher.

Betroffen von Lieferengpässen seien etwa Antibiotika, Arzneimittel gegen Diabetes oder Asthma und Medikamente für Kinder. „Die Apotheken haben große Schwierigkeiten, antibiotische Säfte für Kinder auf Lager zu legen, das Gleiche gilt für fiebersenkende Säfte“, erklärte der LAV-Sprecher.

Nach einer Infektionswelle im vergangenen Herbst hatte es erhebliche Engpässe bei Kinderarzneimitteln wie Fieber- und Hustensäften gegeben. Probleme gab es auch bei Krebsmitteln und Antibiotika. Das Ende Juli in Kraft getretene Arzneimittellieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) sollte dem entgegenwirken. Allerdings musste Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nochmal nachschärfen. Mitte September hatte er hierzu einen Fünf-Punkte-Plan angekündigt. Mitte Oktober beschloss der Bundestag daraufhin eine weitere Flexibilisierung der Abgaberegeln speziell für die Kinderarzneimittel – die konkrete Ausgestaltung hält die ABDA allerdings für unpraktikabel.

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Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) forderte Lauterbach erneut auf, mehr zu tun, um einen Arzneimittelengpass im Winter zu verhindern. Die Länderminister hätten gegenüber Lauterbach deutlich gemacht, dass sie sich dringend noch weitere Aktivitäten erwarteten, damit es nicht zu echten Engpässen komme, sagte Lucha der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. „Bei Antibiotika für Kinder und bei Fiebersäften muss zwingend mehr Ware für den hiesigen Markt bereitgestellt werden“, sagte der Grünen-Politiker, der bis Jahresende auch Vorsitzender der Gesundheitsministerkonferenz ist. Der Bund müsse „alles in seiner Macht Stehende tun, um gerade auch die Arzneimittelversorgung von Kindern und Jugendlichen in kritischen Zeiten aufrechtzuerhalten“.

Hebel bei Preisgestaltung

Einen Hebel sieht Lucha in der Preisgestaltung. Dort könnten noch Anreize gesetzt werden, die zu mehr Waren führen würden. „Viele der Pharmaunternehmen, die in Deutschland produziert haben, sind ja abgewandert, weil das Anreizsystem nicht mehr die Kosten gedeckt hatte“, sagte Lucha.

Bei einem gemeinsamen Treffen hatten die Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen bereits Anfang September vom Bund einen entschlosseneren Kampf gegen zunehmende Arzneimittelengpässe in Deutschland gefordert.

 „Weitere Maßnahmen erforderlich“

Erste Schritte seien zwar gemacht worden. „Es sind jedoch weitere Maßnahmen erforderlich, um die Versorgung mit Arzneimitteln langfristig sicherzustellen, Lieferketten robuster zu machen und Abhängigkeiten zu reduzieren sowie den Pharmastandort Deutschland attraktiver zu machen.“

Auch für den kommenden Winter gebe es keinen Grund für eine Entwarnung, sagte Lucha und rief die Menschen dazu auf, sich gegen Corona und Influenza impfen zu lassen. „Jeder, der selbst geschützt ist und dadurch potenziell Kinder nicht ansteckt, ist schon eine große Hilfe, um die Gesamtbelastung für die jungen Patientinnen und Patienten, aber auch insgesamt für das Behandlungssystem beherrschbar zu halten“, sagte der Gesundheitsminister.


dpa / DAZ.online
redaktion@daz.online


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