Geplantes Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz

Adexa: Apotheken in Gesundheitskiosk-Konzepte einbinden!

Berlin - 22.09.2023, 16:45 Uhr

Essen hat bereits zwei Gesundheitskioske. Unter anderem diesen in Katernberg. (Foto: imago images / Funke Foto Services)

Essen hat bereits zwei Gesundheitskioske. Unter anderem diesen in Katernberg. (Foto: imago images / Funke Foto Services)


Über Sinn und Zweck von Gesundheitskiosken lässt sich streiten. Aus den apothekerlichen Standesorganisationen hört man vor allem Kritik: Warum neue niederschwellige Anlaufstellen für Gesundheitsfragen schaffen (und finanzieren!), wenn es doch Apotheken gibt? Der Verein demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten hält hingegen nichts von solch einer pauschalen Ablehnung – nun bekommt er Rückendeckung von der Apothekengewerkschaft Adexa. 

Das Bundesgesundheitsministerium will mit dem „Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz“, das bislang nur als Referentenentwurf vorliegt, unter anderem den Gesundheitskiosken den Weg ebnen. Einige solcher Modellkioske gibt es bereits – doch es sollen mehr werden. Sie sollen „niedrigschwellige Beratungsangebote für Prävention und Behandlung“ bieten. Denn: „Nicht überall in Deutschland haben Menschen die gleichen Chancen, ihre Ansprüche auf Beratung, auf Vermittlung von Angeboten der Prävention und der medizinischen Versorgung sowie auf unbürokratische Hilfe bei der Klärung sozialversicherungsrechtlicher Fragestellungen zu verwirklichen.“ So steht es in der Begründung des Entwurfs. 

Aufgabe der Mitarbeiter:innen in den Kiosken wird vor allem sein, Gesundheitsleistungen zu koordinieren, Leistungen zu vermitteln und die individuelle Gesundheitskompetenz zu fördern. Dabei sollen die Kioske aber auch „in die bereits vor Ort bestehenden Strukturen eingebettet“ werden, etwa über eine „enge Zusammenarbeit mit anderen Akteuren im Gesundheitswesen“. Finanzieren sollen die Kioske die Kommunen (20 Prozent), gesetzliche (74,5 Prozent) und private Krankenversicherung (5,5 Prozent). Das Bundesgesundheitsministerium geht davon aus, dass der Betrieb eines Gesundheitskiosks rund 400.000 Euro jährlich kostet.

Überflüssige Parallelstrukturen oder neue Chancen?

Innerhalb der Apothekerschaft gibt es viel Kritik an den Kiosken – von „überflüssigen Parallelstrukturen“ ist immer wieder die Rede. Einzig der Verein demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten (VdPP) hat sich in den vergangenen Monaten offen für das Konzept gezeigt. Hier ist man der Meinung, Apotheker:innen sollten in neuen Netzwerken zusammenzuarbeiten, um sinnvoll pharmazeutische Aspekte einbringen zu können.

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Nun hat sich auch die Apothekengewerkschaft Adexa mit einem Positionspapier zur Thematik zu Wort gemeldet. Darin begrüßt sie, dass die Bundesregierung die Probleme des immer komplexer und teurer werdenden Gesundheitssystems erkennt und tiefgreifende Reformen auf den Weg bringen will, um das Gesundheitssystem – besonders im Sinne der Patientinnen und Patienten aus strukturell schwächeren Regionen – stabil und zukunftssicher zu gestalten.

Aus Sicht der Apothekenangestellten biete der Gesetzentwurf eine gute Grundlage, den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen wie dem demografischen Wandel oder dem Fachkräftemangel zu begegnen, heißt es im Adexa-Papier. Um die immer größer werdende Lücke in der Versorgung zu schließen, sei es sogar notwendig, innovative und zielgruppenspezifische Versorgungsangebote zu schaffen. Der entscheidende Erfolgsfaktor für die bestmögliche Patientenversorgung sei allerdings das Zusammenwirken und Ineinandergreifen der bestehenden und neuen Akteure im Gesundheitswesen.

Vor diesem Hintergrund bedauert Adexa, dass der aktuelle Gesetzentwurf pharmazeutische Leistungen und Apotheken gänzlich unerwähnt lässt. „Dabei ist es offensichtlich, dass eine Vielzahl der Patientinnen und Patienten, die die Gesundheitskioske aufsuchen, im weiteren Verlauf mit Arzneimitteln versorgt werden oder pharmazeutisch beraten werden müssen“, heißt es im Positionspapier.

Apotheken sind wichtige Schnittstellen

Zudem seien Vor-Ort-Apotheken und die Apothekenangestellten schon jetzt wichtige Schnittstellen sowohl zu Patientinnen und Patienten als auch zu allen anderen Akteuren der Gesundheitsförderung in ihrer jeweiligen Region. Sie könnten durch ihre Erfahrungen und Expertise auch maßgeblich zur Bildung eines sektorübergreifenden Netzwerkes beitragen.

Adexa konstatiert daher: „Der Gesetzentwurf lässt in seiner aktuellen Version somit ein großes Potenzial zum Nachteil der Patientinnen und Patienten ungenutzt.“ Im nun anstehenden Gesetzgebungsverfahren müsse daher die Chance genutzt werden, „ein vollumfängliches, interdisziplinäres und integratives Angebot im Sinne der Gesundheit zu schaffen“. Dazu müssten Apotheken bei der gesetzlichen Regelung der Gesundheitskioske berücksichtigt werden.


Kirsten Sucker-Sket
redaktion@daz.online


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