„Zukunftsklau“

ABDA-Zukunftskampagne: Warum der BPhD nicht mitmachen will

Stuttgart - 12.05.2023, 07:00 Uhr

Bei der Zukunftskampagne der ABDA ist ABYou dabei, der BPhD hingegen nicht. (Foto: bluedesign /AdobeStock)

Bei der Zukunftskampagne der ABDA ist ABYou dabei, der BPhD hingegen nicht. (Foto: bluedesign /AdobeStock)


Wenn man sich mit der Zukunft des Apothekerberufs befasst, ist es naheliegend, die künftige Apothekergeneration einzubeziehen, also die Studierenden. Das dachte sich auch die ABDA bei der Konzeption ihrer Zukunftskampagne. Allerdings kann der Bundesverband der Studierenden sich nicht zu einer Teilnahme durchringen, weil es keinen Beschluss gibt, wie der BPhD zu den monetären Belangen der öffentlichen Apotheke steht.

Die ABDA versucht aktuell die Öffentlichkeit auf verschiedenen Ebenen anzusprechen, um sie auf die Belange der Apothekerschaft aufmerksam zu machen. So wurde vergangene Woche ein neues Plakatmotiv vorgestellt. Mit diesem soll kommuniziert werden, dass durch die Sparpolitik der Bundesregierung die Apotheken vor Ort kaputtgespart und so gegen die Wand gefahren werden. Das Ganze ist Teil einer Eskalationsstrategie. Wie es weitergeht, soll davon abhängen, wie sich die Politik verhält und inwiefern sie den Forderungen der Apothekerschaft nachkommt. Diese Woche wurden großformatige Plakate an alle Abgeordneten geschickt, mit dem Appell „Tun Sie das Richtige!“.

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Als weiteren Teil der Eskalationsstrategie will die ABDA thematisieren, wie sich die aktuelle Gesundheitspolitik auf die Zukunft des Berufs auswirkt. Das Motto: „Zukunftsklau“. Einbezogen werden soll die Nachwuchsorganisation ABYou, die im vergangenen Jahr von fünf engagierten Apothekern ins Leben gerufen wurde, sowie der Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD). 

Der will aber nicht mitmachen. ABDA-Sprecher Benjamin Rohrer erklärt dazu auf Nachfrage der DAZ: „Im Rahmen unserer politischen Eskalationskampagne planen wir derzeit eine Aktion, bei der wir die Unterstützung des pharmazeutischen Nachwuchses brauchen. Die Nachwuchs-Initiative AByou unterstützt uns dabei intensiv. Eine Zusammenarbeit mit dem Studierendenverband BPhD ist nicht zustande gekommen.“

Fehlende Positionierung der Studierenden zum Fixhonorar

Auf Nachfrage, warum man sich nicht beteiligen möchte, erklärt der BPhD, dass der zentrale Konfliktpunkt für den Verband die bisher fehlende Positionierung der Studierenden zum Fixhonorar in der öffentlichen Apotheke darstelle. „Durch unsere Verbandsstruktur sind wir daran gebunden, Meinungsäußerungen zu neuen Positionen durch die Delegiertenversammlung abstimmen zu lassen. Da dies bisher nicht geschehen ist, sehen wir uns aktuell nicht in der Lage, hierzu eine Äußerung zu treffen“, erklärt eine Sprecherin. Desinteresse an der öffentlichen Apotheke sei nicht der Grund gewesen. Diesen Vorwurf weise man entschieden zurück. 

Zudem sei der BPhD nicht in die Erstellung der Kampagne einbezogen worden, während gleichzeitig eine gemeinsame Ausführung gewünscht wurde. In einem Treffen mit der ABDA und der AByou hätten Vertreter:innen des BPhD dabei konstruktives Feedback zur Kampagne gegeben und aktiv Vorschläge zur Ausgestaltung eingebracht, insofern die Positionen des Verbands dies zugelassen haben. Darauf sei man leider nicht eingegangen, weshalb sich der BPhD in der Kampagne nicht ausreichend wiederfinden könne. 

Und auch die Rhetorik der Kampagne „Gegen Zukunftsklau“  gefällt dem BPhD nicht. Diese erachtet der Verband in Teilen als kritisch und wenig zweckdienlich, wie die Sprecherin gegenüber der DAZ ausführt. „In unseren Augen darf außenwirksame Kommunikation nicht das Ziel haben, politischen Akteur*innen vor den Kopf zu stoßen. Vielmehr sollten wir uns gemeinsam mit der Politik auf den Weg machen, um den Nöten der Apotheke vor Ort zu begegnen und somit wegweisende und nachhaltige Lösungen zu erzielen.“ 

Dann halt ohne den BPhD

Scheitern wird die Kampagne daran allerdings nicht. Kommende Woche findet für alle Interessierten ein virtuelles Treffen zwischen ABYou und dem Leiter der Stabsstelle Kommunikation bei der ABDA, Benjamin Rohrer, statt. Über die sozialen Netzwerke, zum Beispiel LinkedIn, wird dazu eingeladen. Dort soll über die geplanten Schritte und die Möglichkeiten sich zu beteiligen informiert werden. 


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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8 Kommentare

Gremienvorbehalt und Flexibilität

von Dr. Ralf Schabik am 15.05.2023 um 9:22 Uhr

"Gremienvorbehalt" finde ich ausgesprochen sinnvoll. Aber mal ganz ehrlich, werte Studierende: Ihr möchtet uns nicht wirklich erzählen, dass Ihr noch nie von Zoom, Teams, BBB und vergleichbaren Tools gehört habt ? Und wo in "alten" Satzungen Präsenzversammlungen für zentrale Beschlüsse festgelegt waren, hat man doch während der Pandemie längst entsprechende Änderungen vorgenommen, um handlungsfähig zu sein. Sorry - das klingt doch sehr nach eine Ausrede. Und was den Fokus auf Industrie und Krankenhaus anbelangt: Die Zahl der Industrie-Stellen in Deutschland ist und bleibt überschaubar. Die anstehende Krankenhaus-Reform wird zahllose Häuser vernichten, und der Fokus wird in den nächsten Jahren auf ganz anderen Themen liegen als auf der Diskussion um "Stationsapotheker". Germany - zero points.

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Erkenntnis und Interesse

von Hansi Wogge, Hamburg am 12.05.2023 um 17:34 Uhr

Soso, ohne Gremienvorum kann man sich nicht äußern. Das mag bei strittigen Themen der Fall sein, bei einer Selbstverständlichkeit wirkt diese Argumentation hingegen arg konstruiert.
Blickt man in den Terminkalender des BPhD auf seiner Website, stellt man allerdings fest, dass es zeitnah die Möglichkeit gäbe, ein Votum einzuholen. Offenbar fehlt aber der Wille.

Als Fazit bleibt festzustellen, dass die handelnden Personen im BPhD schlicht NICHT DIE INTERESSENVERTRETUNG DER SPÄTER IN APOTHEKEN TÄTIGEN STUDIERENDEN sein *wollen*. Sondern nur die Interessenvertretung der später anderweitig Beschäftigten.

Und damit sollte alles über die Unterstützung dieser Leute mit von Apotheken aufgebrachten Geldern gesagt sein.

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Sehr bedenklich

von ratatosk am 12.05.2023 um 14:29 Uhr

Der Vorstand des BPhD sollte sich schon mal fragen lassen dürfen, warum über dieses zentrale Thema noch keine Position erarbeitet wurde ! Wenn Karl mit seiner Apothekenzerstörung fertig ist, brauchen die keine Projekte für die Zukunft mehr konzipieren, die Arbeitgeber in der Industrie und Verwaltung sagen dann schon was sie zu machen haben. Die Politik nicht vor den Kopf zu stoßen als Programm ist schon tragisch naiv. Nach so vielen Jahren vergeblicher Argumentation mit Fakten muß an erkennen können, dass Karl und Konsortien an Fakten eben nicht interessiert sind.
Natürlich wäre positive Zusammenarbeit mit wenigsten aufgeschlossenen Politikern am besten, aber die sind für unsere Belange und die Belange der Patienten zur Zeit ja kaum noch zu finden.

Erstaunlich sind auch die Einlassungen von "Strack mit " woher soll angehender Apotheker etc ... wissen " ! Lesen der Zeitung , Fachzeitung oder auch nur Tagesschau würden dafür heutzutage schon reichen ! Wenns noch nicht mal dafür reicht, dann Gute Nacht Marie !

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Richtig so, BPhD

von Reinhard Herzog am 12.05.2023 um 13:24 Uhr

Als Nachwuchsorganisation in Form des BPhD tut ihr gut daran, euch nicht zu sehr von rein wirtschaftlichen Interessen instrumentalisieren zu lassen. Dafür gibt es nämlich Berufsvertretungen, die gern ihrerseits noch an ihrer Professionalisierung arbeiten mögen.

Wirtschaftliche Interessen kann man erst überzeugend durchsetzen, wenn der fachliche und gesellschaftsbedeutsame Unterbau stimmt, auch durch die Zukunftsbrille betrachtet und nicht nur ad hoc.

Somit geht es um die Zukunftssicherung des ganzen Berufs, bei welchem Apotheken nur einen Teil ausmachen. Zahlenmäßig zwar immer noch hoch berufsbedeutsam, rein fachlich betrachtet aber eher gering, denn bekanntermaßen rufen Pharmazeuten in den Apotheken bislang nur einen recht kleinen Teil ihres fachlichen Potenzials ab.

Es wird existenzentscheidend sein, den Beruf in toto vom "Telefonbuch-Auswendig-Lernenden" in die moderne digitale Welt zu transformieren, sonst wird er nämlich perspektivisch auf der Strecke bleiben. Je teurer er dabei ist, umso eher.

Dinge wie Data Sciences, Umgang mit KI, valide Datenbank-Grundlagen, IT-basierte Entwicklungsstrategien u.a.m. dieser Art werden eine weit größere Bedeutung erlangen.

Sich auf Impfen, pDL usw. zu fixieren, greift viel zu kurz.
Das ist die Vermittlung von Fertigkeiten. Die kann ich, überspitzt, Hinz und Kunz beibringen, die pDL sogar IT-basiert.

Von einem zukunftsgerichteten Universitätsstudium der Life Sciences wird man künftig mehr verlangen als fleißig auswendig gelernt oder bloße Fertigkeiten beigebogen bekommen zu haben. Zumindest muss man die Werkzeuge der Zukunft sicher beherrschen und beurteilen können, wenn man sie schon nicht zu entwickeln in der Lage ist.

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AW: Richtig so, BPhD ? nein ! - nicht in dieser Zeit

von Ratatosk am 12.05.2023 um 15:09 Uhr

Zu anderen Zeiten als allgemeine Aussage ganz ok, aber nicht jetzt während der Kampagnen gegen die öffentlichen Apotheken. In fast alle Fächern macht die wissenschaftliche Spitze des Fachs andere Dinge als die Mehrheit. Oder glauben sie, wenn ein Anwalt Verkehrsrecht oder ein einfaches Testament erstellt, daß dort die letzte wissenschaftliche Leistung abverlangt ist ? Die Grundlagen der KI sind zu Beginn auch nur von wenigen Geistesgrößen erstellt worden, also sind diese Aussagen nicht falsch, aber hier Themaverfehlung. Desweiteren wird die KI weit mehr Bereiche erfassen, ist also kein einzelnes Problem für die Pharmazie.

BPhD

von Ka el am 12.05.2023 um 7:52 Uhr

Die sind nicht in der Lage, sich zum Fixhonorar zu äußern und wollen der Politik nicht vor den Kopf stoßen.
Einfach mal wirken lassen.

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AW: BPhD

von Anita Peter am 12.05.2023 um 8:21 Uhr

Unsere Studis wollen eben alle impfen und Blutdruck messen. Das ganze im Angestelltenverhältnis bei einer 4 Tage Woche ohne NN und Samstagdienst für 100k im Jahr. Und so wie für die Grünen der Strom aus der Steckdose kommt, ist es denen auch ziemlich egal woher die Kohle kommen soll.
Deutschland hat fertig.

AW: BPhD

von Strack am 12.05.2023 um 9:49 Uhr

Eventuell liegt es aber auch daran, dass unsere zukünftigen Kollegen keinerlei Einblick in die Apotheken bekommen. Sei es nun die Arbeitssituation oder die finanzielle Lage.
Woher soll ein angehender Apotheker, der in seinem ersten Semester 4 Wochen Regale eingeräumt hat, wissen wie es um die Apotheken steht?
Die Aussage, dass unsere Studis nur Impfen und Blutdruck messen wollen ist ebenso infam. Die lieben Studenten werden nunmal für die Industrie oder für eine Tätigkeit im Krankenhaus ausgebildet, wo sie fachlich mehr gefordert sind und auch noch deutlich bessere Arbeitsbedingungen vorfinden. Wenn man jemanden für die Offizin gewinnen will, muss man sich als Inhaber leider ein bisschen Mühe geben. Wobei das Geld dabei im besten Fall eine untergeordnete Rolle spielt.

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