Anpassung der Gebrauchsinformationen

Wechselwirkungen – Vorsicht bei Amoxicillin mit MTX oder Probenecid

Stuttgart - 25.04.2023, 10:45 Uhr

Bei der Einnahme von Amoxicillin überwiegt der Nutzen die Risiken – sofern man die Hinweise in den Produktinformationen beachtet. (Foto: IMAGO / MiS)

Bei der Einnahme von Amoxicillin überwiegt der Nutzen die Risiken – sofern man die Hinweise in den Produktinformationen beachtet. (Foto: IMAGO / MiS)


Amoxicillin ist angesichts der Lieferengpässe derzeit zwar kaum zu bekommen, Apotheker:innen sollten dennoch auf dem aktuellsten Stand bleiben, was die Sicherheitsinformationen in den Fachinformationen angeht. Diese wurden nämlich kürzlich auf Empfehlung des Pharmakovigilanz-Ausschusses der EMA (PRAC) angepasst. Was ist neu, was sollte bereits bekannt sein?

Amoxicillin ist gerade in der Pädiatrie ein viel benötigtes Antibiotikum. Das lassen uns die aktuellen Lieferengpässe akut spüren. Doch wie jedes Arzneimittel, bringt Amoxicillin neben seinem großen Nutzen auch Risiken mit sich, die es zu bedenken gilt. Darauf macht aktuell wieder einmal ein Bescheid des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) aufmerksam, der auf Änderungen der Produktinformationen von Amoxicillin hinweist. 

So informieren demnach die Amoxicillin-Produktinformationen künftig auch über die Nebenwirkungen 

  • aseptische Meningitis,
  • Kounis-Syndrom,
  • Kristallurie (einschließlich akuter Nierenschädigung),
  • arzneimittelbedingtes Enterokolitissyndrom (DIES) und
  • die lineare IgA-Erkrankung.

Außerdem wird mit dem BfArM-Bescheid auf die Wechselwirkungen zwischen Amoxicillin und Methotrexat sowie zwischen Amoxicillin und Probenecid aufmerksam gemacht. Basis des Bescheids ist eine Empfehlung des Pharmakovigilanz-Ausschusses der EMA (PRAC):


„Auf Grundlage der verfügbaren Daten zu Risiken aus der Literatur sowie aus Spontanberichten einschließlich einiger Fälle, die in einem engen zeitlichen Zusammenhang stehen, ist der PRAC der Auffassung, dass ein kausaler Zusammenhang zwischen Amoxicillin und aseptischer Meningitis, Kounis-Syndrom, Kristallurie (einschließlich akuter Nierenschädigung), arzneimittelbedingtem Enterokolitissyndrom (DIES) und linearer IgA-Erkrankung, sowie bezüglich Arzneimittel-Wechselwirkungen zwischen Amoxicillin und Methotrexat und zwischen Amoxicillin und Probenecid zumindest eine begründete Möglichkeit darstellt.“

Anlage 2 zum BfArM-Bescheid vom 18.04.2023, in Folge eines die periodischen Sicherheitsberichte bewertenden Verfahrens zu Amoxicillin  


Beim Kounis-Syndrom handelt es sich um eine schwere allergische Reaktion, die einen Myokardinfarkt zur Folge haben kann. Auch das DIES (arzneimittelbedingtes Enterokolitissyndrom) ist eine allergische Reaktion. Über sie soll hauptsächlich bei Kindern berichtet werden. Das Leitsymptom ist anhaltendes Erbrechen (ein bis vier Stunden nach der Einnahme), ohne allergische Haut- oder Atemwegssymptome. Es können schwere Fälle (bis hin zum Schock) auftreten.

Während die Kristallurie bereits als sehr seltene Nebenwirkung bekannt war, ist der Hinweis neu, dass es dabei zu einer aktuen Nierenschädigung kommen kann. Bei der IgA-Erkrankung handelt es sich um eine blasenbildende Dermatose: „Ausschlag mit kreisförmig angeordneten Bläschen mit zentraler Verkrustung oder ähnlich einer Perlenkette“. Die Häufigkeit ihres Auftretens unter Amoxicillin ist „nicht bekannt“. Diese Häufigkeitsangabe gilt auch für die aseptische Meningitis, das Kounis-Syndrom, das DIES, sowie die Kristallurie.

Falls noch nicht vorhanden, soll in die Fachinformation von Amoxicillin zudem folgender Hinweis aufgenommen werden: „Penicilline können die Ausscheidung von Methotrexat vermindern, was zu einer potenziellen Erhöhung der Toxizität führen kann.“ 

Dass Antibiotika mit Methotrexat (MTX) wechselwirken, ist nicht neu. Auch in der Fachinformation von MTX wird auf die Wechselwirkung mit Penicillinen hingewiesen. Als absolutes No-Go in Kombination mit MTX (ausgenommen ist die Pneumocystis-jirovecii-Prophylaxe) gilt übrigens mittlerweile das Antibiotikum Cotrimoxazol – wegen drohender Panzytopenie. 

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Außerdem soll Amoxicillin nicht gemeinsam mit Probenecid angewendet werden. Denn Probenecid vermindert die renale tubuläre Sekretion von Amoxicillin. Als Warnhinweis soll deshalb in den Produktinformationen von Amoxicillin stehen: „Die gleichzeitige Anwendung von Probenecid kann zu erhöhten und verlängerten Blutspiegeln von Amoxicillin führen.“

Auch diese Wechselwirkung ist in der Fachinformation von beispielsweise „Probenecid Weimer“ bereits mit Stand 2010 zu finden. Demnach können nicht nur bei Penicillinen, sondern beispielsweise auch bei Cephalosporinen und Chinolonen (z.B. Ciprofloxacin, Norfloxacin) unter Probenecid-Therapie Dosisanpassungen erforderlich werden. 

Das Nutzen-Risiko-Verhältnis von Amoxicillin gilt nun mit der Aufnahme dieser Hinweise in die Produktinformationen als unverändert. 


Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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