Neue STIKO-Impfehlungen und Co.

Was ist 2024 beim Impfen passiert?

Stuttgart - 25.12.2024, 07:00 Uhr

Gegen Grippe nur noch dreifach, dafür für jeden Säugling eine Meningokokken-B-Impfung. Was hat die STIKO 2024 noch zum Impfen empfohlen? (Foto: Ratana21 / AdobeStock)

Gegen Grippe nur noch dreifach, dafür für jeden Säugling eine Meningokokken-B-Impfung. Was hat die STIKO 2024 noch zum Impfen empfohlen? (Foto: Ratana21 / AdobeStock)


ie STIKO hatte 2024 viel zu tun: Neue Empfehlungen sprach sie unter anderem zur Dreifachgrippeimpfung, Influenzaimpfung bei Älteren und zum Meningokokken-B-Schutz bei Säuglingen und Kleinkindern aus. Was passierte sonst im Impf-Umfeld?

Seit 2024 empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO), alle Säuglinge mit drei Impfungen vor Meningokokken B zu schützen. Invasive Meningokokken-B(MenB)-Erkrankungen sind der STIKO zufolge selten, doch verlaufen sie „sehr schwerwiegend“, begründet die STIKO. Wichtig: Häufig verursacht die Impfung mit Bexsero – dem einzig zugelassenen MenB-Impfstoff für Säuglinge ab zwei Monaten – Fieber, weswegen bei Kindern unter zwei Jahren prophylaktisch zu Paracetamol geraten wird.

Strategien bei Meningokokkenimpfung

Erfolgreich sind auch die Vereinigten Staaten mit ihrer Impfstrategie gegen Meningokokken, allerdings gegen die Subtypen A, C, W, Y. Einer 2024 ver­öffentlichten Studie zufolge hat das Impfprogramm 172 invasive Meningokokken-Erkrankungen bei Jugendlichen und 16 Todesfälle verhindert. Seit 2005 rät das dortige Advisory Committee in Immunization Practices (ACIP), dass sich in den Vereinigten Staaten Jugendliche im Alter von elf bis zwölf Jahren standardmäßig gegen Meningokokken der Serotypen A, C, W und Y impfen lassen sollten. In Deutschland empfiehlt die STIKO derzeit lediglich die monovalente Impfung gegen Meningokokken C ab dem ersten Lebensjahr.

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Impfen – was, wann, wen?

Zu einer neuen Einschätzung kam die STIKO in diesem Jahr auch bei der Grippeimpfung: Sie rät statt zum Vierfach-Grippeschutz nun lediglich zur Dreifachimpfung ohne Influenza-B-Yamagata-Komponente und folgt damit den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA). Der Grund: Seit März 2020 sind der WHO zufolge lediglich wenige Menschen nachweislich und natürlich an B/Yamagata erkrankt, sodass die WHO davon ausgeht, dass es keine weltweite Zirkulation mehr gibt. Eine Elimination von B/Yamagata aus den Grippeimpfstoffen soll ein Reassortment zwischen B/Yamagata-Impfviren mit zirkulierenden B/Victoria-Viren verhindern. Die ersten trivalenten Grippeimpfstoffe gibt es ab der Saison 2025/26, lediglich der für Kinder und Jugendliche zugelassene nasale Grippeimpfstoff Fluenz ist in dieser Saison bereits dreifach. 

Diesen Dreifach-Grippeimpfstoff gibt es mit dem Handelsnamen FlumMist auch in den USA, wo er zudem für Erwachsene bis 49 Jahren zugelassen ist. Über 18-Jährige dürfen sich mit FluMist in den Vereinigten Staaten seit diesem Jahr sogar selbst gegen Grippe impfen, die FDA hat 2024 den Grippeimpfstoff zur Selbstverabreichung zugelassen. Wie gut die diesjährige Grippeimpfung schützen wird, lässt sich erst nach der Grippesaison abschließend beurteilen. Allerdings könnte die bereits analysierte Impfwirksamkeit auf der Südhalbkugel Hinweise für die Nordhalbkugel liefern, dort schützte die Influenza­impfung mäßig gut.

Fluad ist gleich gut wie Efluelda

Zudem gibt es eine neue STIKO-­Empfehlung für ältere Menschen: Efluelda® und Fluad® schützen gleich gut vor Grippe, weswegen die STIKO für über 60-Jährige nun gleichwertig den Hochdosis- sowie den adjuvantierten Influenzaimpfstoff empfiehlt. Zuvor hatte sie sich bevorzugt für den hochdosierten Influenzaimpfstoff Efluelda® ausgesprochen. Der G-BA hat die Schutzimpfungs-Richtlinie bereits angepasst, sodass ab 60-Jährige sich entweder mit Efluelda® oder Fluad® gegen Grippe impfen lassen können.

Keine Gürtelrose durch Shingrix

Im August 2019 rief die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) dazu auf, Nebenwirkungen nach einer Shingrix®-Impfung zu melden. Die Sorge: Eine Impfung könnte das Varizella-zoster-Virus reaktivieren. Die 2024 veröffentlichten Ergebnisse einer 2020 vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) initiierten Studie entkräften diesen Verdacht: „Die Ergebnisse dieser Anwendungsbeobachtung deuten nicht auf einen kausalen, sondern lediglich einen zeitlichen Zusammenhang mit der Shingrix-Impfung hin. Aktuell sind keine Maßnahmen zur Minimierung des Risikos für Impfreaktionen nach Shingrix®-Gabe erforderlich“, erklärt das PEI im Bulletin zur Arzneimittelsicherheit.

Nur wenige Nebenwirkungen

Und noch eine letzte positive Nachricht zum Impfen 2024: Impfungen werden in der Regel gut vertragen. Das Paul-Ehrlich-Institut sammelte von 2022 bis 2023 Meldungen über Impfnebenwirkungen und -komplikationen. Für über 105 Millionen verabreichte Impfungen ergaben sich lediglich 8.659 Verdachtsfälle von unerwünschten Wirkungen.


Celine Bichay, Apothekerin, Redakteurin DAZ
redaktion@daz.online


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