Cochrane-Review

Vitamin D bei Asthma – hilfreich oder doch nicht?

Stuttgart - 09.02.2023, 10:45 Uhr

Die regelmäßige Einnahme von Vitamin D reduziert bei Asthmapatient:innen weder das Risiko für Exazerbationen noch die Symptome. (s / Foto: MagicalKrew / Adobe Stock)

Die regelmäßige Einnahme von Vitamin D reduziert bei Asthmapatient:innen weder das Risiko für Exazerbationen noch die Symptome. (s / Foto: MagicalKrew / Adobe Stock)


Sonnenvitamin – die umgangssprachliche Bezeichnung für Vitamin D weckt direkt positive Assoziationen. Obendrein fand eine Cochrane-Übersichtsarbeit 2016 Evidenz dafür, dass die Einnahme von Vitamin D das Auftreten von Exazerbationen bei Asthmapatient:innen reduziert. In der gerade erschienenen Aktualisierung der Übersichtsarbeit wurde dieses Ergebnis nun revidiert. Neue Studien zeigen, dass die Einnahme von Vitamin D doch keinen Benefit für Asthmatiker mit sich bringt.

Reduziert die Einnahme von Vitamin D bei Asthmatiker:innen das Risiko für Exazerbationen und verbessert die Supplementierung die Symptome der Erkrankung? Dieser Frage haben sich Cochrane-Wissenschaftler:innen nun zum zweiten Mal gewidmet. Bereits 2016 hatten sie eine Übersichtsarbeit zu den genannten Fragestellungen verfasst und hatten Evidenz für den Nutzen von Vitamin-D-Supplementen bei der Reduktion der Exazerbationen festgestellt.

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Sieben Jahre später wurde die Übersichtsarbeit nun aktualisiert und dabei auf eine breitere Datengrundlage gestellt. Wertete die Übersichtsarbeit von 2016 noch neun Studien mit knapp 1.100 Patient:innen aus, so lagen für die Aktualisierung bereits 20 Studien mit über 2.200 Teilnehmer:innen vor. Eingeschlossen wurden, wie bei Cochrane üblich, nur randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studien.

Kehrtwende in der Evidenz

Das Ergebnis zeichnet nun ein gänzlich anderes Bild als noch 2016. Hinsichtlich der Prävention der Exazerbationen finden die Autor:innen keinen Nutzen (Evidenz von hoher Vertrauenswürdigkeit). Auch hinsichtlich der Asthmasymptomatik kann kein Nutzen gezeigt werden (Evidenz von moderater Vertrauenswürdigkeit). In einer Subgruppenanalyse gingen die Forscher:innen anschließend der Frage nach, ob Faktoren wie das Alter, der Ausgangs-Vitamin-D-Spiegel, die Dosis oder das Dosierintervall eine Rolle gespielt haben könnten. Dies bestätigte sich jedoch für keinen der untersuchten Faktoren. Immerhin gab es in den Studien unter der Vitamin D-Supplementierung nicht signifikant mehr schwere Nebenwirkungen als unter Placebo.

Wohin ist die Evidenz nun also verschwunden? Studienerstautorin Anne Williamson sagt dazu: „Wir können nicht mit Sicherheit sagen, warum diese aktualisierte Überprüfung zu einem derart anderen Ergebnis als unsere ursprüngliche Studie aus dem Jahr 2016 geführt hat. Es könnte sein, dass Menschen mit Asthma heute besser behandelt werden als früher. Oder es könnte sein, dass die Häufigkeit eines Vitamin-D-Mangels aufgrund der zunehmenden Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln oder angereicherten Lebensmitteln im Laufe der Zeit zurückgegangen ist.“

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Ist die Frage nun also endgültig beantwortet? Jein, denn die Autor:innen geben an, dass in den 20 ausgewerteten Studien kaum Patient:innen mit deutlichem Vitamin-D-Mangel sowie Patient:innen mit schwerem Asthma eingeschlossen waren. Für diese beiden Subgruppen fehlt es also nach wie vor an Evidenz.


Gesa Gnegel, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (gg)
redaktion@daz.online


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