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Efeu: Pflanzliche Hilfe bei Husten

Stuttgart - 20.01.2023, 17:50 Uhr

Efeu blickt auf eine lange Tradition als Arzneipflanze zurück. (Bild: singerfotos / AdobeStock)
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Efeu blickt auf eine lange Tradition als Arzneipflanze zurück. (Bild: singerfotos / AdobeStock)


Pflanzliche Präparate stehen bei Eltern hustender Kinder hoch im Kurs. Neben einer guten Wirksamkeit versprechen sie sich von der Anwendung vor allem auch eine gute Verträglichkeit. Eine häufig bei Husten eingesetzte Pflanze ist Efeu. Extrakte aus Efeublättern wirken expektorierend und entspannen die Bronchialmuskulatur, wie Studien belegen. Allerdings ist Extrakt nicht gleich Extrakt, weshalb Studiendaten nicht automatisch übertragbar sind. 

Hustensaft gehört in jede Hausapotheke, wenn Kinder im Haushalt sind. Haben Eltern die Wahl, bevorzugen viele einen pflanzlichen Arzneistoff. Greift man in der Apotheke zu Präparaten mit Efeublätterextrakt, ist das bei Husten fast immer eine gute Wahl und sogar evidenzbasiert. 

Efeu: Arzneipflanze mit langer Tradition …

Hedera Helix L., der Gemeine Efeu, zählt zur Familie der Araliaceae (Araliengewächse) und blickt auf eine lange Tradition als Arzneipflanze zurück. Bereits Hippokrates (ca. 460 bis 370 v. Chr.) verwendete Wurzeln, Blätter und Früchte des Efeus gegen Fieber, Gicht, Lungenleiden und zahlreiche andere Erkrankungen. Im 16. Jahrhundert war Efeu in der Medizin fest etabliert und wurde als eine Art Universalheilmittel eingesetzt. Ein Zufall führte dann im 19. Jahrhundert zur Entdeckung des Wertes von Efeu bei Hustenleiden: Ein französischer Arzt beobachtete, dass Kinder einer bestimmten Region im Süden Frankreichs seltener an Husten litten als ihre Altersgenossen. Auf der Suche nach der Ursache hierfür, fand er heraus, dass die Kinder ihre Milch stets aus Efeuholz-Schüsseln tranken. Der Arzt stellte sofort einen Zusammenhang zur Heilpflanze her. Warum und auf welche Weise der Efeu wirkte, war damals aber noch weitgehend ungeklärt.

… und wissenschaftlicher Basis

Mittlerweile gehört Efeu zu den wissenschaftlich gut untersuchten Arzneipflanzen. Zahlreiche Studien belegen eine expektorierende, sekretolytische und bronchospasmolytische Wirkung. Sowohl die wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe als auch deren molekulare Wirkmechanismen sind bekannt. So weiß man, dass Efeu seine Effekte hauptsächlich Triterpensaponinen verdankt: Die wichtigsten Inhaltsstoffe sind das Bisdesmosid Hederacosid C sowie das monodesmosidische Saponin α-Hederin.

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Efeublätterextrakte werden auf Hederacosid C standardisiert. Das europäische Arzneibuch fordert einen Mindestgehalt von 3,0 Prozent. Es kann als Prodrug (Vorstufe) verstanden werden und wird spätestens im Körper durch Fett spaltende Enzyme (Esterasen) zu α-Hederin umgewandelt. Bereits beim Trocknungsvorgang sowie der Aufarbeitung frischer Efeublätter findet eine Umwandlung von Hederacosid C zu α-Hederin statt.  

α-Hederin dockt an Lungenbläschen und an den Zellen der Bronchialmuskulatur an. An den Lungenbläschen fördert es über ß2-adrenerge Rezeptoren die Produktion körpereigener Substanzen (Surfactant), die zähen Schleim verflüssigen. Darüber erklärt sich der expektorierende Effekt von Efeu. An der Bronchialmuskulatur bewirkt α-Hederin eine Entspannung, hat also einen dilatatorischen Effekt. Dank dieser Kombination aus sekretolytischer und dilatatorischer Wirkung ist Efeu in der Lage, gleichzeitig Hustenreiz zu stillen und das Abhusten von zähem Schleim zu erleichtern.

Efeublätterextrakt für Kinder eine gute Empfehlung

Zubereitungen aus Efeu kommen klassischerweise bei akuter Bronchitis mit produktivem Husten oder begleitend bei chronischen Atemwegserkrankungen zum Einsatz. Auf dem Markt sind verschiedene Darreichungsformen wie Säfte, Lutschtabletten, Tropfen und Brausetabletten erhältlich.

Eine sehr gute Datenlage weist der in Prospan® enthaltene Efeublätterextrakt EA 575® auf. Die Effektivität und Verträglichkeit von EA 575® belegen Daten von mehr als 65.000 Patienten mit akuten und chronischen Atemwegserkrankungen. In Studien bei Schulkindern zwischen sechs und zwölf Jahren stellte sich der volle Effekt der Therapie nach drei Tagen ein. Neben der sekretolytischen Wirkung wurden auch Symptome wie Atemnot, Brustschmerzen und nächtliche Schlafstörungen durch Husten effektiv gelindert. Auch die Verträglichkeit kann sich sehen lassen: Von 1066 Patienten mit akuter Bronchitis berichteten nur 0,94 Prozent über unerwünschte Arzneimittelwirkungen.

In einer großen retrospektiven Untersuchung, die Daten von insgesamt 52.478 Kindern einschloss, traten nur bei 0,22 Prozent Nebenwirkungen auf. Meist handelte es sich um leichte gastrointestinale Beschwerden. Die Hälfte der Kinder war zwischen ein und fünf Jahren alt.

EA 575® wird in der S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) zur Diagnostik und Therapie von akutem Husten bei Erwachsenen stark empfohlen. Ausschlaggebend für die starke Empfehlung in der aktualisierten Leitlinie waren die Ergebnisse einer randomisierten, placebokontrollierten, doppelblinden Multicenterstudie, in der gezeigt werden konnte, das EA 575® einen raschen Wirkeintritt hat und sowohl die Hustendauer als auch die Hustenintensität reduziert.


Dr. Beatrice Rall, Redakteurin DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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