Serie Apotheken-Apps und Plattformen (Teil 6)

Was bietet Gesund.de?

Leipzig - 28.11.2022, 07:00 Uhr

Gesund.de wurde von Phoenix und Noventi ins Leben gerufen. (Logo: gesund.de)

Gesund.de wurde von Phoenix und Noventi ins Leben gerufen. (Logo: gesund.de)


Das App- und Webshop-Angebot von Gesund.de ist wohl eines der bekanntesten im Apothekenmarkt. Viele Kollegen haben den Service bereits genutzt, da die beiden Apps „Call my Apo“ und „Deine Apotheke“ komplett bzw. teilweise in gesund.de übergegangen sind.

Das Konzept von Gesund.de unterscheidet sich grundlegend vom Großteil der anderen App-Anbieter. Fokus liegt auf der Online-Plattform, die zukünftig die Gesundheitsbranche vernetzen soll. Apotheken, Ärzte und andere Heilberufler sollen in einer Anwendung integriert werden, um den Kunden und Patienten den Alltag zu erleichtern – so zumindest die Idee. Neben den ursprünglichen Gründungsfirmen Noventi und Phoenix gehören der Wort & Bild Verlag, BD Rowa sowie Sanacorp zu den Kooperationspartnern. Das Know-How dieser großen Firmen soll in die Entwicklung einfließen und den Grundstein für eine Plattform mit zahlreichen Gesundheitsleistungen legen.

Das bietet Gesund.de der Apothekerschaft

Die Apotheke soll von der Bekanntheit und dem breiten Marketingkonzept von Gesund.de profitieren, was sich auch in den Kosten widerspiegelt. Hauptapotheken zahlen eine monatliche Pauschale von 199 € netto, für jede weitere Filiale kommen 149 € netto hinzu. Außerdem wird eine einmalige Einrichtungsgebühr sowie Transaktionskosten in Höhe von ca. 5 Prozent für jedes bestellte non-Rx-Apothekenprodukt fällig. Zuvor kann die Apotheke das Angebot drei Monate kostenlos testen. Gesund.de ist nach eigener Aussage mit den Nutzerzahlen zufrieden, wobei der holprige E-Rezept-Start wohl für keinen App-Anbieter von Vorteil sein mag. 

Neben der App wird die Apotheke auch im Webshop gelistet. Die Verwaltung der Bestellungen läuft über das webbasierte Apotheken-Cockpit und über das Kassenprogramm. Auf Bestellungen wird akustisch und optisch in der Kasse bzw. dem Cockpit hingewiesen. Apotheken können Kundendaten einpflegen, individuelle Dienstleistungen hinterlegen und von vielen Schnittstellen profitieren.

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Die Anbindung an die Apotheken-WaWi ist bei ausgewählten Anbietern wie Pharmatechnik Ixos, ADG S3000 und A3000, Prokas, Awinta One, Infopharm, Jump und bald auch Pharmasoft möglich. Dies ist wichtig für die angezeigten Preise und die Verfügbarkeitsabfrage in Echtzeit. Ohne Anbindung können die Preise auch als CSV-Datei im Cockpit eingespielt werden. Gleiches gilt für temporäre Aktionspreise. Die App bietet für non-Rx-Produkte eine Bezahlfunktion via PayPal, Kreditkarte oder SEPA-Einzug an. Apotheken können verschiedene Informationen in der App hinterlegen, dazu gehören Öffnungs- und Notdienstzeiten, Botendienstangebot, Erstellung von Impfzertifikaten, Corona-Testungen oder Impfungen, Kontaktmöglichkeiten, Anfahrt-Skizze sowie individuelle Abholzeiten. 

Gesund.de ist offizieller Payback-Partner. Für den Einkauf von non-Rx-Produkten werden Payback-Punkte gutgeschrieben. Der Kunde kann seine Payback-Kundennummer nach Abschluss des Warenkorbes einfach hinterlegen. E-Rezepte werden mittels QR-Code eingelesen und an die Apotheke übertragen, herkömmliche Rezepte kann der Kunde als Foto übermitteln. Durch die integrierte Chatfunktion ist ein schneller Draht zur Apotheke möglich. Der Kunde erhält eine Push-Nachricht auf sein Handy, wenn beispielsweise Rückfragen zu einer Bestellung vorliegen. ZAVA, eine Online-Arztpraxis, ist in gesund.de integriert. Somit können Patienten die Apotheke als Abholstation für ihre Privatverordnung auswählen. Gesund.de bietet darüber hinaus viele Marketingmaterialien wie ein monatliches Kundenmagazin, individuelle Werbeflyer sowie Taschentücher, Kulis, Plakate und Co. im eigenen Webshop an.

Einfache App-Bedienung und Hinterlegung der Stammapotheke gewünscht

Die App ist mit 4,3 / 5 Sternen bei 4.335 Rezensionen im Google Play Store bewertet und wurde bereits mehr als 100.000 Mal heruntergeladen (Stand 17.11.2022). Als Erstes kann man eine Stammapotheke mittels QR-Code, PLZ oder Standortfunktion hinterlegen. Dies war nicht immer so leicht möglich, scheint aber jetzt einen großen Stellenwert in der Gesund.de App einzunehmen. Auf der ersten Seite wird gleich auf die Chatfunktion und Online-Bestandsabfrage hingewiesen. Die App ist einfach aufgebaut und gut steuerbar, eine sofortige Registrierung ist nicht notwendig. 

Der Shop Bereich für non-Rx ist gut ausgebaut. Bis zum Schluss bleibt die Stammapotheke hinterlegt, eine Vergleichbarkeit der Preise mit umliegenden Apotheken wird nur durchgeführt, wenn am Schluss die Stammapotheke entfernt und dies vom Kunden eindeutig gewünscht wird. Hier hat der App-Anbieter definitiv die Wünsche der Apothekerschaft aus den letzten Monaten mit einfließen lassen. Kunden können auch nur Favoriten-Apotheken hinterlegen, welche dann im Preisvergleich und der Verfügbarkeit immer ganz oben angezeigt werden. Zusätzlich gibt es eine Filterfunktion nach Botendienst-Angeboten. Apotheken haben die Möglichkeit, eine Gratis-Lieferung anzubieten oder Gebühren zu verlangen. Das wird alles nach Abschluss des Warenkorbes angezeigt. 

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Bei Bestellungen über den gesund.de Webshop am PC ist das Hinterlegen der Stammapotheke nicht so vordergründig wie in der App. Nach vollständiger Registrierung können Kunden eine Patientengesundheitsakte vom Anbieter DoctorBox nutzen und verwalten. Dort werden beispielsweise Dokumente, Rezepte, Befunde und Arzttermine gesammelt. Ein weiterer Pluspunkt: Die Arztrecherche in der App nach Standort und Fachrichtung. Registrierte Praxen stellen Kontaktmöglichkeiten und Anfahrts-Skizzen zur Verfügung. Dieser Bereich soll zukünftig noch weiter ausgebaut werden, so die Anbieter.

Abschließend kann man sagen, dass die App sehr kundenfreundlich konzipiert ist. Das langfristig gedachte Konzept hat zumindest das Potenzial eine Plattform für den ganzen Gesundheitsmarkt darzustellen. Mit den hohen laufenden Kosten ist gesund.de definitiv keine günstige App-Lösung für alle Apotheken. Durch verschiedene Updates, wie das Hinterlegen der Stammapotheke sowie die Verbesserung des technischen Supports, gehen die Macher auch auf die Wünsche der Apothekerschaft ein, was als Pluspunkt anzusehen ist. Fokus liegt nicht nur auf der Vorbestellung von Rezepten und E-Rezepten, sondern gleichermaßen auf dem technisch gut ausgebauten Non-Rx-Shop.


Carolin Kühnast, Apothekerin
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Suchroutine und Chatfunktion

von Hartmut Kunz am 28.11.2022 um 8:53 Uhr

Zwei Kritikpunkte: 1. eine Chatfunktion auf der Startseite kann ich nicht finden. 2. die Suchroutine ist mehr als holprig. Beispielsweise kann man mit ihr keine Peha-soft Einmalhandschuhe finden. Und dies weder durch den Suchbegriff „Peha“ , noch durch „Einmal“, noch durch „Latex“. Professionell sieht anders aus.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Suchroutine und Chatfunktion

von Carolin Kühnast am 30.11.2022 um 10:37 Uhr

Lieber Herr Kunz, erst nach erfolgter Bestellung kann die Apotheke mit dem Kunden in Chatkontakt treten. Beispielsweise bei Rückfragen zum Rezept oder einem Medikament.

Wie bei vielen Apps für die Apotheke ist der non-Rx Bereich wenig bis lediglich gut ausgebaut. Häufig kann man nur nach PZN, Barcode-Scan oder ganz genauer Bezeichnung Artikel filtern. Bei Gesund.de ist der non-Rx Bereich relativ gut ausgebaut, aber mit einem richtigen Webshop oder einer Versandapotheke nicht zu vergleichen.

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