Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

02.10.2022, 07:30 Uhr

Milliarden mit Masken und jetzt noch Dienstleistungshonorare – wenn's ums Geld geht, hört der Spaß auf. (Foto: Alex Schelbert)

Milliarden mit Masken und jetzt noch Dienstleistungshonorare – wenn's ums Geld geht, hört der Spaß auf. (Foto: Alex Schelbert)


27. September 2022

Bayerns Gesundheits- und Pflegeminister Klaus Holetschek hat die Kritiker des Lauterbachschen Spargesetzes um sich versammelt. Nach einem „Gipfeltreffen“ mit Funktionären und Chefs von Ärzte- und Apotheker-Organsiationen sowie aus der Pharmaindustrie, der Krankenhausgesellschaft und des Verbands der Freien Berufe lautete Holetscheks Fazit: „Wir sind uns einig: Der bisherige Entwurf von Karl Lauterbach ist nicht tragbar. Der Bundesgesundheitsminister muss die Kritik und Vorschläge aus den Reihen der Verbände und der Länder ernst nehmen. Wir müssen jetzt gemeinsam nach einer langfristigen Lösung suchen.“ Die Einigkeit in dieser Sache erfreut, mein liebes Tagebuch, gleichwohl, der Bundesgesundheitsminister zeigt sich davon noch weitgehend unbeeindruckt…
 

Um Geld geht’s auch beim Dj-Retax – das ist kein neuer hipper Sound von Disc-Jockeys (DJ) für die Dancefloors. Nein, mein liebes Tagebuch, hinter dieser Abkürzung könnte sich ein mutmaßliches Geschäftsmodell einiger Krankenkassen verbergen, wie auch Claudia Korf, ABDA-Geschäftsführerin Ökonomie, auf dem Apothekertag anklingen ließ. Im Klartext: Vergisst ein Arzt auf der Verordnung die Dosierungsangabe oder das Kürzel Dj (Dj = Dosierungsanweisung ja) und flutscht das bei der Apotheke unerkannt durch, dann freuen sich die Kassen über eine  Retaxierung, d.h., die Apotheke bekommt das abgegebene Arzneimittel nicht erstattet. Und siehe da, solche Retaxationen kommen vor allem bei Hochpreisern, also den sehr teuren Arzneimitteln, vor – mein liebes Tagebuch, das ist dann richtig fette Beute für die Kassen. Wie häufig das vorkommt, weiß der Apothekerverband Westfalen-Lippe. Beim ihm sind in den vergangenen Monaten 109 Fälle von Dosierungsretaxationen mit einer Gesamtschadenssumme von 327.000 Euro eingegangen. Davon liegen 58 Fälle über der Hochpreiser-Grenze von 1238,50 Euro. Nicht übel für die Kassen. Doch Apotheken und Apothekerverband wehren sich: In 85 Prozent der Fälle haben die Kassen den Einspruch gegen die Retaxation anerkannt. Mein liebes Tagebuch, das zeigt doch, wie unberechtigt das Vorgehen der Kassen ist. Und wie existenzbedrohend es für Apotheken werden könnte, wenn Retaxationen von beispielsweise 81.000 Euro geltend gemacht werden. Hinzukommt der nervenaufreibende Arbeitsaufwand. Ergo: Das kann nicht so weitergehen. Ob allerdings eine auf dem Apothekertag angenommene Medienkampagne hilft, die in der Öffentlichkeit auf das Problem der unrechtmäßigen Nullretaxationen wegen fehlender Dosierungsangaben auf dem Rezept hinweisen soll – mein liebes Tagebuch, wir sehen da einige Fragezeichen. Interessiert es die Öffentlichkeit oder die Ärzte, wenn Apotheken retaxiert werden? Kann dadurch Druck auf die Politik aufgebaut werden? 



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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Rückblick auf das Jahr 2022

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9 Kommentare

pharmazeutische Dienstleistungen

von Stella Lenze am 04.10.2022 um 11:00 Uhr

Hat jemand irgendwo Personal gesehen, dass man für pharmaz. Dienstleistungen ( insbesondere Medikationsanalyse) einsetzten könnte? Dann bitte zu mir schicken, ich habe nämlich keine Kapazitäten für so was.
Und hat keiner bisher die Erfahrung gemacht, dass man blöde angeguckt wird, wenn man einem Kunden mit dem Wunsch Blutdruck zu messen erst einen DSGV- sicheren "Behandlungsvertrag" zur Unterschrift vorlegt, genauso bei Inhalatioren, für Dienstleistungen und Beratungen, die wir von Gesetz wegen sowieso erbringen müssen, nur um das jetzt vergütet zu bekommen ? Das stärkt doch eher unser Image der raffgierigen Apotheker, mir ist das zu peinlich, das gegenüber meinem Kunden anzusprechen.

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Naivität

von Dr. House am 04.10.2022 um 10:31 Uhr

"Vielleicht hätte man den Ärzten mal erklären müssen, was diese pharmazeutische Leistung eigentlich ist, wie umfangreich sie ist" Äh ja, hätte man. Das ist so ziemlich das Mindeste was man tun muss, bevor man so etwas wie PDL durchdrückt. Warum sind wir so blöd und denken nicht an solche Grundsätze der Kommunikation? Weil wir uns nicht reinversetzen können/wollen, was die Mediziner seit Jahren von uns wahrnehmen. "Der Apotheker? Das ist doch immer der, der wegen irgendwelchen Formalien anruft. Vornamen, Dosierung, Arztnummer, aut idem Kreuze. Dann hat er zudem nie das Mittel da was ich verordne. Und dieser Depp will jetzt meine Therapie für meinen Patienten optimieren?" Dass einige von uns PDL in top Qualität anbieten können ist klar. Aber es muss halt erstmal den Ärzten vermittelt werden und die haben definitiv genug um die Ohren, sodass wir nicht erwarten können, dass sie sich selbstständig mit unseren Studieninhalten und den Vorzügen von PDL beschäftigen. Das ist völlig naiv und vielleicht sollten wir Apotheker uns zunächst mal grundlegend Gedanken machen, mit was sich die Ärzte den ganzen Tag rumschlagen müssen, bevor wir Einsicht und Empathie von denen uns gegenüber voraussetzen.

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Welche Konsequenz bei Deckelung der Pauschale?

von Andreas Grünebaum am 02.10.2022 um 17:21 Uhr

1. Barzahlung direkt Cash für PKV-Versicherte
2. Haben wir nicht bekommen wir sobald nicht mehr herein und überhaupt keine Ahnung wann vielleicht wieder... bei GKV Versicherten
Man nehme nur den worst case an, dass der GKV Versicherte bei Annahme eines Rezeptes über Brutto z.B. 25.000 Euro noch vor der Abgabe verstirbt und der Hersteller die Rücknahme wie zu erwarten verweigert. Von Retax gar zu schweigen!

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Die Achse des Bösen

von Ludwig Gruber am 02.10.2022 um 10:52 Uhr

Süddeutsche, WDR, NDR, Markus Grill, Tagesschau, GKV, BMG, die an Apotheken kein gutes Haar lassen, verleumden, Betrug unterstellen, öffentlich diskreditieren. Das nennt sich dann auch noch „investigativ“.

Und keine Reaktion der ABDA?
Kommt da mal eine Anzeige? Hier ist eine ganz üble Seilschaft am Werk. Nur, wo ist der Sinn? Die Arbeit der Apotheken ist unersetzlich im Gesundheitswesen, die von Konzernversendern nicht übernommen werden kann. Infam, ungerecht. Lauterbach muss zurücktreten.
Gerade die GKV ist in der Vergangenheit bei einigen Betrügereien erwischt worden.

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.

von Anita Peter am 02.10.2022 um 9:40 Uhr

Wer hätte das ahnen können, das uns die pDl auf die Füße fallen werden. Im Elfenbeinturm der ABDA wird eine Fehlentscheidung nach der anderen getroffen. Und jetzt wird auch noch das Honorar gekürzt, bei gallopierenden Betriebskosten und schlechteren Einkaufskonditionen.


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Problemlöser

von Ulrich Ströh am 02.10.2022 um 8:58 Uhr

Die Öffentlichkeitsarbeit der ABDA ist seit Jahrzehnten ineffizient.

Die Kampagne - unverzichtbar ! - aus dem Programm zu nehmen, das sollte erklärt werden.

Der LAV Vorsitzende von Brandenburg sprach von einem
Kern - Problem,,,

Probleme sollten Standesvertreter lösen können.

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Mein Liebes Tagebuch

von Bernd Haase am 02.10.2022 um 8:21 Uhr

Liebe ADEXA,

Worte allein helfen hier nicht weiter, deshalb nochmals der
offene Aufruf an Sie. Bitte nehmen Sie den Kampf auf.

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AW: Mein Liebes Tagebuch

von Jens am 02.10.2022 um 9:27 Uhr

Welchen Kampf soll die Adexa denn aufnehmen. Rechtlich können die Gewerkschaften nur die Arbeitgeber*innen bestreiken. Alles andere würde die Adexa teuer zu stehen kommen. Ein politischer Streik muss von Arbeitgeberseite organisiert werden.

AW: Mein Liebes Tagebuch: Streik der Adexa?

von Andreas Grünebaum am 02.10.2022 um 19:08 Uhr

Wovon träumen Sie denn? Die Mitarbeiter werden wohl kaum auf Ihren Lohn verzichten, wenn ihr Betrieb „streiken“ sollte. Der Streik eines Gewerbebetriebes ist eine Illussion!

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