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Der Bundesgesundheitsminister beim DAT
Lauterbach will Potenzial der Apotheken besser nutzen
Er bat um Verständnis für eine temporäre Anhebung des Kassenabschlags und versicherte zugleich, alles dafür zu tun, den Apotheken neue Perspektiven zu eröffnen: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach kam zwar nur digital zum Deutschen Apothekertag, doch er war da und stellte sich auch einigen Fragen der Apotheker:innen. Seine Antworten überzeugten jedoch nicht jede:n.
Erst gestern wurde bekannt: Der Bundesgesundheitsminister wird nicht persönlich, sondern nur digital zugeschaltet zur Eröffnung des Deutschen Apothekertags erscheinen. Karl Lauterbach musste heute noch sein Krankenhauspflege-Entlastungsgesetz durchs Kabinett bringen – da blieb keine Zeit für die Reise nach München. Doch der Minister versicherte in seinem Grußwort, dass er „sehr, sehr gerne“ gekommen wäre. „Das können Sie mehr glauben!“ Nächstes Jahr werde er auf jeden Fall dabei sein.
Wie zuvor schon ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening sprach auch Lauterbach das erste gemeinsame Gespräch am vergangenen Freitag an. Er habe dieses als sehr gewinnbringend und ehrlich empfunden – als einen Austausch, wie auch er ihn weiter pflegen wolle.
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Der Minister hatte einige warme Worte für die Apotheker:innen im Gepäck. Es sei ihm ein besonderes Anliegen, ihnen für alles zu danken, das sie in der Pandemie geleistet haben. Dieser Beitrag werde von vielen unterschätzt – „aber ich habe ihn wahrgenommen“. Erbracht hätten die Apotheken ihn zum Teil unter Inkaufnahme wirtschaftlicher wie auch gesundheitlicher Risiken – eine „fantastische Leistung“, so Lauterbach. Er dankte für die Aufrechterhaltung der Testzentren und die Beteiligung an der Impfkampagne. Kurzum: Dass Deutschland relativ gut durch die Pandemie gekommen sei, sei auch den Apotheken zu verdanken.
Apotheken als zentrale Dienstleister im Gesundheitssystem
Lauterbach betonte, er habe immer die Auffassung vertreten, dass in Apotheker:innen beziehungsweise Apotheken ein großes Potenzial stecke. Ihre heilberuflichen Kompetenzen müsse man nutzen, sie seien „unverzichtbar“. Gerade in Zeiten, da so manche Gesundheitsberufe rar werden, seien Apotheken als Einrichtungen wichtig. „Für mich sind Apotheken zentrale Dienstleister in unserem Gesundheitssystem, deren Aufgaben ausgedehnt werden können und müssen“, so Lauterbach. Man brauche sie auch in unterversorgten Gebieten – und das mit Leistungen, die der Versandhandel nicht erbringen könne.
Daher wolle er die Apotheken stärken – über die Arzneimittelausgabe hinaus. Er könne sich mehr Präventionsleistungen vorstellen – im kommenden Herbst und Winter setzt der Minister zunächst erneut ihre Impfangebote gegen COVID-19 und Grippe. Daher habe auch gleich zu seiner Amtszeit dafür gesorgt, dass die Grippeschutzimpfung Regelleistung der Apotheken wird und die Berechtigung für COVID-19-Impfungen verlängert wird. Zudem sieht Lauterbach großes Potenzial in weiteren pharmazeutischen Dienstleistungen. Die, die es schon gebe, seien bei den Apotheken in guter Hand. Sie seien aber nur ein Beginn.
Der Minister sprach auch Paxlovid an – für die Apotheken ein Reizthema: Man habe hier unkonventionell und schnell handeln müssen. So sei es zum Dispensierrecht für die Hausärzte gekommen. Eine weitere Ausdehnung dieses Dispensierrechts sei aber nicht sinnvoll und auch nicht vorgesehen, betonte er. Es liege exklusiv in den Händen der Apotheker:innen. Paxlovid sei eine Ausnahme.
Lauterbach verspricht neue Perspektiven
Was das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz betrifft, so machte Lauterbach deutlich, dass dies auch für ihn ein schwieriges Gesetz sei. Es müsse ein strukturelles Defizit abgebaut werden, das er von seinem Vorgänger geerbt habe. Sein Ansatz sei, die Lasten fair zu verteilen. Es gebe zum einen Beitragserhöhungen sowie ein Darlehen und einen Zuschuss des Bundes. Aber auch Einsparungen seien nötig: Bereinigt werde bei Pflegekosten, es gebe Änderungen bei der Arzneimittelbewertung – und eben den für zwei Jahre erhöhten Kassenabschlag für Apotheken. „Ich weiß, dass das eine Mehrbelastung ist, die begründungspflichtig ist.“ Doch er bitte um Verständnis, „dass wir hier die Effizienzreserven heben müssen“. Sehr gern hätte er den Apotheken die Belastung erspart, aber er habe sie letztlich ungefähr gleich verteilen müssen.
Zugleich versicherte Lauterbach, alles dafür zu tun, den Apotheken in dieser Zeit neue Perspektiven zu eröffnen, zum Beispiel beim Impfen und weiteren pharmazeutischen Dienstleistungen. Zudem gehe er davon aus, „dass Sie bei der Zunahme der Zahl der hochpreisigen Arzneimittel nochmals eine Entlastung hinbekommen“. Hier komme der ungedeckelte prozentuale Zuschlag zur Wirkung. Nun hoffe er, dass das Defizit bald beseitigt sei und man bessere Zeiten vor sich habe.
E-Rezept: Freie Apothekenwahl wird nicht angetastet
Zum Schluss seines Grußwortes zeigte sich der Minister noch beeindruckt, wie schnell die Apotheken bereit gewesen seien, das E-Rezept voranzubringen. Ausdrücklich dankte er für ihre Unterstützung. Noch arbeite man an Möglichkeiten, die Nutzung in der Fläche zu verbessern. Grundsätzlich seien aber die Wege des E-Rezepts, wie es sie jetzt gebe, die, die er sich wünsche. Wichtig sei ihm, dass durch das E-Rezept die freie Apothekenwahl nicht angetastet werde. „Einfach da für dich“ – diesen Claim der ABDA zum E-Rezept sieht der Minister keinesfalls gefährdet.
Funke und Overwiening: Effizienzreserven gibt es nicht
Im Anschluss an sein Grußwort blieb noch Zeit für einige Anmerkungen und Fragen. So machte etwa die hessische Kammerpräsidentin Ursula Funke dem Minister deutlich, dass sein Lob für die Apotheken zwar schön sei, bei den Apotheken aber keine Effizienzreserven mehr zu generieren seien. „Wir brauchen mehr Geld im System – und Sie wollen es uns wegnehmen“, hielt sie Lauterbach vor. Wenn er die Strukturen erhalten wolle, müsse er sie schützen und weiterentwickeln. Für das Statement erhielt sie reichlich Applaus.
Lauterbach hingegen versicherte: „Wir werden nichts unternehmen, von dem wir ausgehen, dass es die Apothekenversorgung gefährdet.“ Er bat erneut um Verständnis, dass man sich bemüht habe, maßvoll vorzugehen und alle Schultern gleichmäßig zu belasten. Die Alternative zu den Einsparungen bei den Leistungserbringern wäre ein höherer Steuerzuschuss gewesen. Doch der sei mit der FDP und unter Einhaltung der Schuldenbremse nicht möglich gewesen.
Die Situation in den Apotheken sei sicher schwierig – doch es gebe viele Freiberufler, für die es noch schwerer sei, sagte Lauterbach. Im Fall der Fälle werde man aber über alles nachdenken müssen – der Wirtschaftsminister sei dann zuständig für alle wirtschaftlichen Bereiche Entlastungsmöglichkeiten zu überdenken.
Zum Abschluss zeigte sich ABDA-Präsidentin Overwiening erneut zuversichtlich, künftig gemeinsam „gute und kreative Weichen“ stellen zu können. Lauterbach habe die Apotheken an seiner Seite, wenn er ihre Kompetenzen nutzen wolle. Allerdings müsse der Minister ein Wort im Zusammenhang mit Apotheken aus seinem Wortschatz ausradieren: die „Effizienzreserven“. Diese gebe es einfach nicht.
9 Kommentare
Potenzial von Apotheken besser nutzen
von Rita Längert am 15.09.2022 um 14:13 Uhr
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Lasten auf alle Schultern verteilen?
von Stefan Haydn am 15.09.2022 um 8:38 Uhr
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Delegierte
von Conny am 14.09.2022 um 23:04 Uhr
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AW: Delegierte
von Thomas Kerlag am 20.09.2022 um 10:02 Uhr
23 Cent mehr
von Dr. Radman am 14.09.2022 um 19:58 Uhr
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AW: 23 Cent mehr
von Anita Peter am 15.09.2022 um 6:13 Uhr
AW: 23 Cent mehr
von Dr.Diefenbach am 15.09.2022 um 7:39 Uhr
AW: 23 Cent mehr
von Dr. Radman am 15.09.2022 um 8:03 Uhr
Lauterbach will Potential der Apotheken besser nutzen
von Bernd Haase am 14.09.2022 um 19:10 Uhr
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