Gelder in drei Bundesländern aufgebraucht

E-Rezept-Enthusiasten wollen Fördertopf für Westfalen-Lippe aufstocken

Berlin - 01.09.2022, 12:15 Uhr

Geht es nach den E-Rezept-Enthusiasten, sollen schon bald deutlich mehr elektronische Verordnungen in die Apotheken gelangen als bisher. (a / Foto: picture alliance/dpa | Mohssen Assanimoghaddam)

Geht es nach den E-Rezept-Enthusiasten, sollen schon bald deutlich mehr elektronische Verordnungen in die Apotheken gelangen als bisher. (a / Foto: picture alliance/dpa | Mohssen Assanimoghaddam)


Die E-Rezept-Enthusiasten wollen dem heutigen Start des E-Rezept-Rollouts in Westfalen-Lippe noch einmal einen Schub geben: Wie der Verein informiert, plant er, weitere Fördermittel für Praxen und Apotheken bereitzustellen, die besonders viele elektronische Verordnungen ausstellen beziehungsweise beliefern.

Heute startet der E-Rezept-Rollout in Westfalen-Lippe und Schleswig-Holstein. Nachdem die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) kürzlich aus dem Projekt ausstieg, weil die Landesdatenschützerin das Weiterleiten des E-Rezept-Tokens via E-Mail beanstandet hatte, liegt der Fokus nun auf Westfalen-Lippe. Dort werden ab heute zunächst 250 Praxen elektronische Verordnungen ausstellen. In den kommenden Monaten sollen nach und nach weitere hinzukommen, bis planmäßig im November der flächendeckende Rollout folgt. Apotheken müssen bereits jetzt bundesweit in der Lage sein, E-Rezepte anzunehmen und zu beliefern.

Alle Blicke richten sich also zunächst auf den Heimatbezirk von ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening – auch die E-Rezept-Enthusiasten schauen ganz genau hin, was dort geschieht. Der Verein hat sich auf die Fahnen geschrieben, die elektronischen Verordnungen möglichst schnell in die Fläche zu bringen. Dazu hat er ein Förderprogramm aufgesetzt, an dem Ärztinnen und Ärzte sowie Apotheker:innen teilnehmen können, die das E-Rezept bereits in die Regelversorgung eingeführt haben und in der wissenschaftlichen Begleitstudie der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden ihre Erfahrungen teilen. Für den damit verbundenen Mehraufwand erhalten Arzt- und Zahnarztpraxen je 3.000 Euro, Apotheken 1.500 Euro. 

Innerhalb der Apothekerschaft gibt es allerdings nicht nur Zuspruch zum Programm – denn zu den Gründungsmitgliedern der E-Rezept-Enthusiasten zählt auch der niederländische Arzneimittelversender Shop Apotheke, der sich von einer raschen Einführung der elektronischen Verordnungen massiven Profit verspricht.

Weitere Fördergelder für Westfalen-Lippe

Nordrhein-Westfalen zählt laut einer Pressemitteilung des Vereins zu einem von drei Bundesländern, in denen der Fördertopf bereits ausgeschöpft ist. Auch in Schleswig-Holstein und Sachsen sind die Gelder demnach aufgebraucht. Nun wollen die E-Rezept-Enthusiasten nachlegen: „Deshalb arbeiten wir gerade massiv daran, den Fördertopf speziell für Westfalen-Lippe noch einmal zu erhöhen“, kündigt Apotheker Ralf König, erster Vorsitzender des Vereins, an. „Ich bin zuversichtlich, dass uns das auch gelingt.“ In vielen anderen Bundesländern gebe es zudem noch freie Kapazitäten, die es für die Ärzte- und Apothekerschaft zu nutzen gelte.

Darüber hinaus wollen die E-Rezept-Enthusiasten das Konzept der Praxistage ausbauen, das sie bereits in Dortmund und Nürnberg erprobt haben. Sinn ist den Angaben zufolge, dass Ärzte und Apotheken in einem Ort gemeinsam das E-Rezept testen und umsetzen. Dazu gibt es Unterstützung seitens der E-Rezept-Enthusiasten mit Infomaterial für Patient:innen/Kund:innen, Vor-Ort-Betreuung und Soforthilfe der Softwarehäuser. „Wir setzen nun einen Schwerpunkt bei den Fokusregionen und bieten aktive Unterstützung für möglichst jede Apotheke und jede (Zahn-)Arztpraxis, die sich bei uns meldet“, betont König. Interessierte Teilnehmer können sich melden unter info@erezept-enthusiasten.de.

Papierausdruck ist „praktikable Übergangslösung“

Dass zum Start des Rollouts der Token wohl zumeist auf Papier von der Praxis in die Apotheke gelangen wird, werten die E-Rezept-Enthusiasten übrigens nicht so negativ wie etwa die KVSH, die sich damit so gar nicht anfreunden kann. „Wir werden immer wieder gefragt, wie wir dazu stehen, dass die E-Rezepte ausgedruckt werden“, sagt König. „Wenn auch nicht der Weisheit letzter Schluss, so ist es eine praktikable Übergangslösung auch im Sinne mancher Patient:innen. Ich sehe es wie bei den Bahn- und Flugtickets. Auch hier dauerte es ein wenig, bis es zur Selbstverständlichkeit wurde, den QR-Code am Handy zu zeigen.“


Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

eRezept "Rollout"

von Scarabäus am 01.09.2022 um 19:25 Uhr

Und sie sägten an den Ästen, auf denen sie saßen und schrien sich ihre Erfahrungen zu, wie man besser sägen könne. Und fuhren mit Krachen in die Tiefe. Und die ihnen zusahen beim Sägen schüttelten die Köpfe und sägten kräftig weiter. (Bertolt Brecht)

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