STIKO zu vierter Impfung, Nuvaxovid und PrEP mit Evusheld

Menschen ab 60 sollen nicht auf angepassten COVID-19-Impfstoff warten

Stuttgart - 19.08.2022, 15:45 Uhr

Die STIKO empfiehlt eine zweite Auffrischimpfung jetzt für alle Menschen ab 60 Jahren und weiteren Risikogruppen. (b/Foto: Klaus Eppele / AdobeStock)

Die STIKO empfiehlt eine zweite Auffrischimpfung jetzt für alle Menschen ab 60 Jahren und weiteren Risikogruppen. (b/Foto: Klaus Eppele / AdobeStock)


Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat ihre COVID-19-Impfempfehlung aktualisiert. Damit rät sie nun nicht nur Menschen ab 60 zu einer zweiten Auffrischimpfung, sondern empfiehlt auch den Proteinimpfstoff Nuvaxovid von Novavax zur Grundimmunisierung bereits ab zwölf Jahren. Außerdem erklärt sie, was bei einer Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP) mit Tixagevimab/Cilgavimab (Evusheld) zu beachten ist und denkt zudem bereits an mögliche fünfte Impfungen. 

Am vergangenen Donnerstag hat die Ständige Impfkommission (STIKO) gleich mehrere Dokumente veröffentlicht:

  • „Empfehlung und Wissenschaftliche Begründung der STIKO zur Grundimmunisierung von Personen im Alter von 12 bis 17 Jahren mit dem COVID-19-Impfstoff Nuvaxovid von Novavax“
  • „SARS-CoV-2-Prä-Expositionsprophylaxe mit Tixagevimab/Cilgavimab (Evusheld), wissenschaftliche Begründung der STIKO, Epid Bull 33/2022 (18.8.2022)“
  • „Indikationserweiterung für eine weitere COVID-19-Auffrischimpfung, wissenschaftliche Begründung der STIKO, Epid Bull 33/2022 (18.8.2022)“
  • „Beschluss der STIKO zur 21. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung, Epid Bull 33/2022 (18.8.2022)“

Begleitet werden diese Veröffentlichungen von einer Pressemitteilung der STIKO, welche den Fokus jetzt vor allem auf die zweite COVID-19-Auffrischimpfung lenkt – und zwar für Menschen ab einem Alter von 60 Jahren. Zuvor hatte die STIKO diese vierte Impfung besonders gefährdeten oder exponierten Personengruppen empfohlen, wozu auch Menschen ab 70 Jahren zählten. 

Zudem sollen „Personen im Alter ab fünf Jahren mit einem erhöhten Risiko für schwere COVID-19-Verläufe infolge einer Grunderkrankung“ sich jetzt künftig ein viertes Mal gegen COVID-19 impfen lassen. 

Auch dreimal Erkrankte sollten sich impfen lassen

Wie die STIKO erklärt, gilt diese Empfehlung nicht nur für dreifach Geimpfte, sondern für die beschriebenen Personengruppen mit drei „immunologischen Ereignissen“: „Als immunologisches Ereignis wird eine COVID-19-Impfung bzw. eine SARS-CoV-2-Infektion gezählt, sofern entsprechende Abstände der geltenden STIKO-Empfehlung eingehalten werden.“ In begründeten Einzelfällen könne der Abstand auf vier Monate reduziert werden. Ansonsten gilt für die zweite Auffrischimpfung jedoch ein Mindestabstand von sechs Monaten zum letzten Ereignis. Für Auffrischimpfungen soll in der Regel ein mRNA-Impfstoff verwendet werden, heißt es. 

Wie die STIKO betont, sollen die genannten Risikogruppen nicht auf einen angepassten Impfstoff warten und so eine indizierte Impfung verschieben. Sobald Varianten-angepasste Impfstoffe zugelassen und verfügbar sind, werde die STIKO die Evidenz zur Wirksamkeit und Sicherheit prüfen und eine Empfehlung zum weiteren Vorgehen aussprechen.

Damit empfiehlt die STIKO für Menschen unter 60 Jahren ohne Grunderkrankung nach drei immunologischen Ereignissen – wovon mindestens ein Ereignis eine Impfung sein soll – vorerst keine weitere Auffrischimpfung. Eine Ausnahme bildet jedoch das Personal in medizinischen Einrichtungen und Pflegeeinrichtungen aufgrund des erhöhten Expositionsrisikos.

Fünfte Impfung für Hochbetagte?

Auch für alle, die bereits vier immunologische Ereignisse hatten, wird somit also vorerst keine weitere Auffrischimpfung empfohlen. Allerdings erklärt die STIKO, dass es für besonders gefährdete Personen (z.B. Hochbetagte) „aufgrund einer nachlassenden Leistungsfähigkeit des Immunsystems (Immunoseneszenz)“ sinnvoll sein könnte, „nach dem vierten Ereignis (z.B. zweite Auffrischimpfung) noch eine weitere Impfstoffdosis zu verabreichen“. Diese Entscheidung solle jedoch individuell getroffen werden.

Neu, wie oben bereits erwähnt, empfiehlt die STIKO jetzt auch die „Grundimmunisierung von Personen im Alter von 12 bis 17 Jahren mit dem COVID-19-Impfstoff Nuvaxovid von Novavax“. Es sollen zwei Impfstoffdosen im Abstand von mindestens drei Wochen verabreicht werden – mit der gleichen Dosierung wie für Personen im Alter ab 18 Jahren.

Zudem empfiehlt die STIKO jetzt die SARS-CoV-2-Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP) mit Tixagevimab/Cilgavimab (Evusheld) – und zwar zusätzlich zur Impfung für bestimmte Personengruppen:

  • „Personen mit Immundefizienz (Immunschwäche), bei denen das Ausbleiben einer schützenden Immunantwort auch nach mehreren Impfstoffdosen zu erwarten ist.
  • Personen mit nachgewiesener fehlender Bildung erregerspezifischer Antikörper im Blut (Serokonversion) nach der Schutzimpfung und einem hohen Risiko für einen schweren Verlauf.
  • Personen, bei denen Impfungen gegen COVID-19 mit keinem der aktuell zugelassenen Impfstoffe aufgrund von Kontraindikationen durchgeführt werden können und gleichzeitig Risikofaktoren für einen schweren Verlauf von COVID-19 vorliegen.“

Dosierungsempfehlung zu Evusheld im Off-Label-Use

Hier ist besonders zu beachten, dass die STIKO eine andere Dosierung als die zugelassene empfiehlt. Das Kombinationspräparat aus zwei Antikörpern wird in „einer Dosierung von 300 mg/300 mg (cave: formell off-label, da Dosierungsempfehlung gemäß bisheriger Zulassung 150mg/150mg) ab einem Alter ≥ 12 Jahren und einem Gewicht > 40 kg“ empfohlen.


Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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