Die Top-12-Kinderarzneistoffe

Salbutamol für Kleinkinder – schlucken oder inhalieren?

Rosenheim - 03.06.2022, 07:00 Uhr

Ob Dosieraerosol mit Spacer oder Vernebler – mit Maske können auch die Kleinsten schon inhalieren. (Foto: zilvergolf / AdobeStock)

Ob Dosieraerosol mit Spacer oder Vernebler – mit Maske können auch die Kleinsten schon inhalieren. (Foto: zilvergolf / AdobeStock)


In der Serie „Die Top-12-Kinderarzneistoffe“ beleuchtet die DAZ die Arzneistoffe, die laut TK-Arzneimittelreport am häufigsten von Kinder- und Jugendmedizinern verordnet werden, aber auch in der Selbstmedikation zum Einsatz kommen. Heute geht es um Salbutamol: Denn mit Maske können schon die Kleinsten inhalieren – und notfalls gibt es orale Tropfen.

In der kalten Jahreszeit jagt oft eine Bronchitis die nächste. In bis zu 90 Prozent stecken Viren dahinter. Doch die Atemwege von Säuglingen und Kleinkindern sind noch besonders eng. Die Atmung pfeift, es droht Atemnot? Da hilft nur ein Gang zum Kinderarzt.

Bei Säuglingen und Kleinkindern können virale Infekte zu einer obstruktiven Bronchitis führen. Dabei schwillt die entzündete Schleimhaut an, bildet vermehrt zähen Schleim und zusätzlich verkrampft die Bronchialmuskulatur. Eltern bemerken neben Husten auch eine Kurzatmigkeit und typischerweise die erschwerte, pfeifende Ausatmung. Da das Atmen plötzlich sehr viel Kraft kostet, können die Kleinen rasch ermüden.

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Einatmen, Ausatmen

In der Therapie kommen Spasmolytika wie Salbutamol zum Einsatz. Der Beta-2-Agonist wirkt relaxierend auf glatte Muskulatur, dessen Effekt insbesondere auf die Bronchialmuskulatur gewünscht ist. Zusätzlich konnte sowohl in-vitro als auch in-vivo ein antiallergischer Effekt nachgewiesen werden, denn Salbutamol hemmt die Freisetzung bronchokonstriktorischer Mediatoren aus Mastzellen. Als Nebeneffekt steigt auch die mukozilliäre Clearance, wobei klinische Relevanz und Wirkmechanismus unklar sind (Fachinformation Salbutamol-Ratiopharm Inhalationslösung, Stand September 2015). 

Können Säuglinge schon inhalieren?

Eine Inhalation mit elektrischen Verneblern, wie beispielsweise „Pari-Boy Junior“, ist oft schon bei Säuglingen möglich. Hierfür gibt es Salbutamol-Lösungen, die mit physiologischer Kochsalzlösung verdünnt werden, sowie Fertiginhalationslösungen. Je nach Alter und Compliance des Kindes ist auch ein Dosieraerosol mit einer Inhalierhilfe möglich: Der Spacer (Aerochamber®, Vortex®) sorgt dafür, dass Auslösung des Sprühstoßes und Einatmung nicht mehr synchronisiert stattfinden müssen.

Einfach, aber beratungsintensiv

Die Anwendung ist einfach: Nach dem Schütteln des Dosieraerosols die Schutzkappe abnehmen und mit dem Spacer zusammenstecken. Wenn die Maske richtig sitzt beziehungsweise das Mundstück von den Lippen dicht umschlossen ist, wird ein Sprühstoß in den Spacer abgegeben. Diesen kann das Kind dann über zwei oder drei Atemzüge einatmen. Dabei ist wichtig, dass es ruhig atmet und nicht aufgebracht weint oder gar schreit. Das Kind sitzt also am besten bequem auf dem Schoß der Eltern, mit dem Rücken zum Bauch.

Dosierung 

Nach der Inhalation wirkt Salbutamol schon nach fünf bis fünfzehn Minuten. Die Wirkung hält für etwa vier bis sechs Stunden an. Üblich sind 100 bis zu maximal 400 µg Salbutamol pro Dosis, die Anwendung darf je nach ärztlicher Anordnung mehrmals täglich wiederholt werden. Im häuslichen Umfeld sollte Salbutamol nicht öfter als achtmal täglich mit je 200 µg nötig werden, andernfalls muss die Therapie dringend überprüft werden. 

Verordnet der Arzt mehrere Sprühstöße, müssen diese übrigens getrennt voneinander verabreicht werden. Denn es sollte immer nur ein Sprühstoß in den Spacer abgegeben werden. 

Reinigung und Zubehör

Spacer werden regelmäßig mit Seifenwasser gereinigt und anschließend luftgetrocknet. Abtrocknen ist genauso wie Nachspülen mit Wasser tabu, damit ein kleiner Rest Spülmittel an der Innenwand haften bleibt. Das vermeidet eine elektrostatische Aufladung. Die Spülmaschine ist wegen der Gefahr von Mikrorissen ebenfalls keine gute Idee. 

Ob mit Spacer oder elektrischem Vernebler: Damit der Wirkstoff nicht entweicht, sondern in der Lunge ankommt, sollten Eltern darauf achten, dass die Maske wirklich dicht schließt und rundum eng am Gesicht anliegt. Grundsätzlich ist eine Inhalation über ein Mundstück der Maske überlegen. Pulverinhalatoren ergeben unter sechs bis acht Jahren meist wenig Sinn, da schlichtweg das Atemzugvolumen nicht ausreicht.

Orales Salbutamol nur zweite Wahl

Ist eine inhalative Behandlung nicht möglich, können Ärzte auf orale Präparate wie Salbubronch® Elixier ausweichen. Die orale Therapie ist jedoch nur zweite Wahl, da die Wirkung langsamer eintritt und die Nebenwirkungsrate etwas höher ist. Der Saft ist ab zwei Monaten zugelassen, doch bei Säuglingen und Kleinkindern unter zwei Jahren ist besondere Vorsicht geboten. Üblicherweise wird eine Therapie in einer reduzierten Dosis (beispielsweise dreimal täglich 0,75 Tropfen (=0,05 mg) pro Kilogramm Körpergewicht eingeleitet und langsam bis zum therapeutischen Ansprechen gesteigert. Zwischen zwei und sechs Jahren bewegt sich eine typische orale Einzeldosis als Orientierung zwischen 15 und maximal 30 Tropfen, also 1 bis maximal 2 mg Salbutamol.

Die Höchstdosen dürfen nicht überschritten werden – das bringt ohnehin keinen höheren Nutzen, sondern erhöht lediglich das Risiko für Nebenwirkungen. Bei oraler Gabe können häufig 

Die richtige Dosis wird individuell vom Arzt festgelegt. Sie wird am besten auf der Packung vermerkt, um Medikationsfehlern vorzubeugen. Steht bei kleinen Säuglingen die Schleimhautschwellung statt der Verkrampfung im Vordergrund, kann es durchaus sein, dass die Wirkung von Salbutamol nicht besonders ausgeprägt ist. Eltern sollten dann keinesfalls eigenständig die Dosis erhöhen, sondern Rücksprache mit ihrem Kinderarzt halten. 

Das sind die Top zwölf der am häufigsten verordneten Wirkstoffe für Kinder

  1. Ibuprofen
  2. Xylometazolin
  3. Paracetamol
  4. Cholecalciferol
  5. Salbutamol
  6. Efeublätterextrakt
  7. Amoxicillin
  8. Ambroxol
  9. Ofloxacin
  10. Cefaclor
  11. Cetirizin
  12. Olaflur

TK-Report „Kinder und Arzneimittel“ (23. Februar 2022)

Auch wenn Husten länger als drei oder vier Wochen anhält, muss das Kind genauer untersucht werden. Insbesondere im Kleinkindalter kann sich wiederkehrender oder chronisch nächtlicher Husten als Asthma bronchiale entpuppen. Mit rund 10 Prozent ist dies die häufigste chronische Erkrankung im Kindes- und Jugendalter. Bei 70 Prozent manifestiert es sich vor dem fünften Lebensjahr (S2-Leitlinie Asthma bronchiale im Kindes- und Jugendalter). 



Anna Carolin Antropov, Apothekerin
redaktion@daz.online


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