Medienbericht zur Nitrosamin-Krise

Valsartan: Hätte man es doch besser wissen können?

Stuttgart - 02.06.2022, 07:00 Uhr

TAD warb 2018 zu Beginn der Nitrosamin-Krise in einer Pressemeldung so für sein Valsartan: „Die Alternative in der Krise“. Sein Präparat war nicht verunreinigt. (s / Foto: Schelbert)

TAD warb 2018 zu Beginn der Nitrosamin-Krise in einer Pressemeldung so für sein Valsartan: „Die Alternative in der Krise“. Sein Präparat war nicht verunreinigt. (s / Foto: Schelbert)


Zhejiang Huahai: Hatte ein Mitarbeiter vor Verunreinigungen gewarnt?

In der E-Mail soll ein Mitarbeiter der Qualitätssicherung anlässlich einer geplanten Synthese-Umstellung für den Wirkstoff Irbesartan geschrieben haben, dass der vorgeschlagene Weg aufgrund seines Kontaminationspotenzials nicht praktikabel sei. Es würde eine Verunreinigung entstehen, die dem N-Nitrosodimethylamin ähnle, das in Valsartan auftrete, wenn es mit Natriumnitrit aufgearbeitet wird, und dessen Struktur sehr giftig sei, wird der Mitarbeiter zitiert. 

Die Anwälte der Kläger sollen laut Bloomberg diese Mail in den USA vor Gericht herangezogen haben, um zu beweisen, dass der Wirkstoffhersteller schon früher hätte handeln können. Denn die Mail sei an Vorgesetzte und andere Manager des Unternehmens adressiert gewesen. Die Seite der Verteidigung verweise währenddessen auf mögliche Probleme bei der Übersetzung der Mail, die auf Chinesisch verfasst worden sei.

Wie „Bloomberg“ berichtet, wollte Zhejiang Huahai den Inhalt der E-Mail eigentlich geheim halten. Sie sei nur übersehen worden, weil sie durch einen Datentransfer neu datiert worden sein soll. Dennoch soll die Mail laut Zhajian Huahai nicht bewusst zurückgehalten worden sein, vielmehr würden bei dem Wirkstoffhersteller E-Mails nicht zentral gespeichert – seien also nur auffindbar, wenn einzelne Personen sie speicherten. Das Unternehmen solle nun weitere Dokumente zu dem Projekt vorlegen, an dem der wissenschaftliche Mitarbeiter zur Verbesserung der Irbesartan-Produktion arbeitete. 

In seiner Mail soll er jedenfalls am Ende auf ein Valsartan-Patent eines anderen chinesischen Herstellers verwiesen haben. Es stamme aus dem Jahr 2013 und erörtere Alternativen zum Einsatz von Natriumnitrit. NDMA sei dort zwar nicht erwähnt worden, jedoch sei der Ersatz von Natriumnitrit empfohlen worden, weil es zu einer gefährlichen Verunreinigung führe.

Hätten Hersteller und Behörden es also doch besser wissen können?



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Hätte wissen können ! ja

von ratatosk am 02.06.2022 um 18:54 Uhr

Wenn man wirkliche Spezialisten beschäftigen würde und keine nur den GKVs gewogene Verwaltungsbeamte, hätte man dies frühzeitig bemerken können. Aber es geht halt nur um billigste Ramschproduktion und Boni für Funktionäre. Im Bfarm sind ja auch viele nur aufgrund von Parteiverdiensten. Man sollte sich einfach mal die Ausführungen von Frau Professor Holzgrabe noch einmal anschauen.
Erstaunlicherweise sind ja auch deutsche Inspektionen fast immer blind, wichtige Warnungen kommen von den USA , Frankreich oder UK. Zufall oder Methode ? Solange die Kassen die Boni für den Ramscheinkauf an die Funktionäre ausschütten und die Allgemeinheit die Risiken und Kosten trägt, wird sich nichts ändern - und zur Zeit gehen wir immer schneller in die falsche Richtung . Tamoxifen läßt grüßen, ist aber nur der Anfang.

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