Erreger, Therapie und Impfung

Die wichtigsten Fragen und Antworten zu Affenpocken

Stuttgart - 20.05.2022, 17:50 Uhr

Ratten und Co.: Anders als der Namen vermuten lässt, werden Affenpocken von Nagern auf Menschen übertragen. Der Affe ist ein Fehlwirt (s / Foto: Chanawat/AdobeStock) 

Ratten und Co.: Anders als der Namen vermuten lässt, werden Affenpocken von Nagern auf Menschen übertragen. Der Affe ist ein Fehlwirt (s / Foto: Chanawat/AdobeStock) 


Symptome, Nachweis und Behandlung

Wie lange ist die Inkubationszeit?

Die Inkubationszeit für Affenpocken beträgt zwischen 7 und 21 Tagen.

Welche Symptome verursachen Affenpocken?

Erste Symptome sind Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen und geschwollene Lymphknoten. Einige Tage nach dem Einsetzen des Fiebers kommt es zu dem pockentypischen Ausschlag (Hauteffloreszenzen). Der beginnt häufig im Gesicht und breitet sich dann aus. Bei den aktuell gemeldeten Fällen begann der Ausschlag wohl teils auch im Urogenitalbereich. Die Hauteffloreszenzen durchlaufen simultan mehrere Stadien (Macula=Fleck, Papula=Knötchen, Vesikula=Bläschen und Pustula= Eiterbläschen), verkrusten dann und fallen schließlich ab.

Besteht aufgrund einer entsprechenden Symptomatik in Verbindung mit Tierkontakten bzw. einem Aufenthalt in Endemiegebieten oder engem Kontakt zu nachweislich mit Affenpocken infizierten Menschen Verdacht auf eine Infektion, sollte eine Labordiagnostik veranlasst werden. Aufgrund der aktuellen Ausbrüche sollte bei typischen Symptomen (unklare pockenähnlichen Effloreszenzen) auch ohne Reiseanamnese an Affenpocken gedacht werden. 

Differentialdiagnosen sind je nach Stadium Windpocken, Zoster, Scharlach, Herpes Simplex und andere Pockenvirus-Infektionen oder vor Auftreten des Ausschlags Influenza, Malaria, Typhus abdominalis, Syphilis, Leptospirose und viral-hämorrhagische Fieber.

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Wie erfolgt der Nachweis im Labor?

Der Virusnachweis erfolgt mittels PCR aus Exsudat, Bläschenflüssigkeit, Pustelinhalt, Krusten oder auch Tupfern von Hautläsionen und anderem klinischen Material während der akuten Krankheitsphase. Er ist aber nur in Laboren ab der Biologischen Schutzstufe 3 möglich, zum Beispiel im Konsiliarlabor für Pockenviren des RKI.

Auch Virusanzucht und elektronenmikroskopischer beziehungsweise histologischer Nachweis von Viruspartikeln und Einschlusskörperchen ist möglich.

Spezifische Antikörper hingegen können aufgrund der starken Kreuzreaktivität der humanpathogenen Orthopockenviren nicht ohne weiteres nachgewiesen werden. Bei fehlendem Direktnachweis mittels PCR kann aber der serologische Befund nützlich sein.

Wie werden Affenpocken behandelt?

Die Behandlung erfolgt vor allem symptomatisch und supportiv. Außerdem gilt es bakterielle Superinfektionen Hauteffloreszenzen zu verhindern. Kürzlich wurde der gegen Orthopockenvirus-Infektionen entwickelte Wirkstoff Tecovirimat in der EU neben Pocken und Kuhpocken auch zur Behandlung der Affenpocken zugelassen. LIeferbar ist es allerdings Apothekern zufolge nicht. 

Laut der amerikanischen Seuchenschutzbehörde CDC kann zudem ein Behandlungsversuch mit den bei Pocken zugelassenen Virustatika Cidofovir oder Brincidofovir oder Immunglobulinen gestartet werden.

Wie wirkt Tecovirimat?

Die Substanz hemmt die Aktivität des viralen Proteins p37, das bei Orthopoxviren an der Bildung der Virushülle und der Freisetzung der Viren aus den infizierten Zellen beteiligt ist. Durch die Unterdrückung der Bildung von Virionen wird die Ausbreitung des Virus im Körper verhindert.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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