OECD-Bericht zu Arzneimittelmüll

Arzneimittel-Abfall: Logistik und Bewusstsein müssen stimmen

Berlin - 11.05.2022, 12:15 Uhr

Landen bestimmte Arzneimittel in der Natur, können sie schlimmstenfalls ganze Ökosysteme zusammenbrechen lassen oder multiresistente Erreger hervorbringen. Wie ist mit diesem Müll umzugehen? (Foto: Mihail / AdobeStock)

Landen bestimmte Arzneimittel in der Natur, können sie schlimmstenfalls ganze Ökosysteme zusammenbrechen lassen oder multiresistente Erreger hervorbringen. Wie ist mit diesem Müll umzugehen? (Foto: Mihail / AdobeStock)


Richtig wegwerfen: Apotheker erklären am besten

Was Menschen über die Arzneimittelentsorgung wissen, konnte beim OECD-Webinar Terry Drover erklären. Als Generaldirektorin der Gemeinnützigen Organisation „Health Product Stewardship Association“ ist es ihr Job, die Einwohner Kanadas zu einem bewussteren Umgang mit Arzneimitteln zu schulen.

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Zum Thema Abfall fand sie heraus: Immerhin 62 Prozent der Kanadier wussten, wie sie verschreibungspflichtige Arzneimittel zu entsorgen haben. Aber flüssige Arzneiformen und OTC-Arzneimittel landeten häufig in der Toilette und damit im Wasserkreislauf. „Die Leute denken, dass diese Mittel weniger schädlich sind“, kommentierte Drover.

Dabei sind einige OTC-Arzneimittel wie Diclofenac nachweislich tödlich für bestimmte Tierarten. Antibiotika, die über Säfte in der Toilette landen, können nicht von jeder Kläranlage entfernt werden. Viele Wirkstoffe oder deren Abbauprodukte landen so im Grundwasser.

Drover und ihr Team fanden auch heraus, dass die meisten Patienten, die Arzneimittel korrekt entsorgten, vorher in der Apotheke informiert wurden. Die Kanadierin konzipierte anhand dieses Wissens eine Awareness-Kampagne. Sie erstellte Informationen für Pharmazeut:innen und Flyer, die Patienten in der Apotheke mitnehmen konnten. Sie ging an die Universitäten und erklärte schon Studierenden die Rolle der Entsorgung von Arzneimitteln. Auch auf Facebook, Twitter und Instagram erhöhte sie das Bewusstsein der Bevölkerung. 

Ihr Tipp: Die Ansprache muss so simpel wie möglich sein. „Selbst Ärzte, mit denen wir sprachen, verstanden oft nicht, warum bestimmte Wirkstoffe diese und jene Ökosysteme bedrohen“, sagte sie im OECD-Webinar. „Was jeder verstand, war der Appell: Wir müssen dafür sorgen, dass unser Wasser sauber bleibt.“



Apotheker Marius Penzel
redaktion@daz.online


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