Vierter Booster für Deutschland

STIKO empfiehlt zweite Corona-Auffrischimpfung für gefährdete Personen

Stuttgart - 03.02.2022, 17:30 Uhr

Personal in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen soll die zweite Auffrischimpfung frühestens nach sechs Monaten erhalten. (Foto: Elisabeth Coelfen / AdobeStock)

Personal in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen soll die zweite Auffrischimpfung frühestens nach sechs Monaten erhalten. (Foto: Elisabeth Coelfen / AdobeStock)


Die Ständige Impfkommission macht mit einer neuen COVID-19-Impfempfehlung den Weg frei für eine vierte mRNA-Impfung. Und zwar für gesundheitlich gefährdete Personengruppen ab drei Monaten und für medizinisches Personal ab sechs Monaten nach der dritten Dosis. Nach einer Durchbruchinfektion trotz Drittimpfung braucht es jedoch noch keine weitere Auffrischung, heißt es.

Der israelische Expertenrat hatte schon im Januar eine vierte Impfung gegen das Coronavirus für Erwachsene empfohlen. Der Schutz vor einer Infektion mit dem Coronavirus sei bei vierfach Geimpften zweimal höher als bei dreifach Geimpften, hieß es. Zuvor galt die Empfehlung zur vierten Dosis in Israel nur für über 60-Jährige, Immungeschwächte und medizinisches Personal. Am 27. Januar wurde die zweite Auffrischimpfung praktisch dann aber doch nur auf Erwachsene mit Vorerkrankungen und Erwachsene, die bei ihrer Arbeit einer besonderen Gefährdung für eine Infektion ausgesetzt sind, ausgeweitet – also nicht auf alle Erwachsenen. Die dritte Impfung muss für die zweite Auffrischung in Israel mindestens vier Monate zurückliegen. 

Diese Entwicklung hat man in Deutschland offenbar aufmerksam beobachtet und so hat nun auch die Ständige Impfkommission (STIKO) einen Beschlussentwurf für eine neue COVID-19-Impfempfehlung ausgearbeitet.

Darin spricht die STIKO sich für eine zweite „Auffrischimpfung für besonders gesundheitlich gefährdete bzw. exponierte Personengruppen“ aus. Konkret sind damit

  • Menschen ab 70 Jahren,
  • Bewohner:innen und Betreute in Einrichtungen der Pflege,
  • Menschen mit Immunschwäche ab 5 Jahren sowie
  •  in medizinischen Einrichtungen und Pflegeeinrichtungen Tätige (insbesondere bei direktem Patient:innen- und Bewohner:innenkontakt) gemeint.

Anders als in Israel soll die zweite Auffrischimpfung bei gesundheitlich gefährdeten Personengruppen frühestens drei Monate nach der ersten Auffrischimpfung mit einem mRNA-Impfstoff erfolgen. Personal in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen soll die zweite Auffrischimpfung sogar frühestens nach sechs Monaten erhalten, erklärt die STIKO in einer Mitteilung.

Zweite Auffrischimpfung oder Durchbruchinfektion

Allerdings empfiehlt die STIKO „Personen, die nach der ersten Auffrischimpfung eine SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht haben“ keine weitere Auffrischimpfung. Insgesamt stellt die STIKO außerdem fest, dass die Datenlage zur Effektivität und zur Sicherheit einer zweiten Auffrischimpfung noch limitiert ist. Doch man nimmt an, dass die zweite Auffrischimpfung ähnlich gut verträglich ist wie die erste. Die neue Empfehlung stütze sich auf aktuelle Daten, die zeigten, dass der Schutz nach einer ersten Auffrischimpfung gegen Infektionen mit der momentan zirkulierenden Omikron-Variante innerhalb weniger Monate abnimmt. Das sei besonders für Menschen ab 70 Jahren und für Personen mit Immunschwäche bedeutsam. Denn diese haben das höchste Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf. Durch die zweite Auffrischimpfung soll also der Schutz verbessert und schweren Erkrankungen vorgebeugt werden.

Für Personal in medizinischen Einrichtungen und Pflegeeinrichtungen liegt der Fokus zudem auf dem Individualschutz, da es sich leichter anstecken kann. „Ein weiteres Ziel ist dabei die Aufrechterhaltung der medizinischen und pflegerischen Versorgung durch Verringerung von Isolation und Quarantänemaßnahmen“, heißt es außerdem zum Hintergrund der neuen Empfehlung.

Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI/Stand Donnerstag 10.16 Uhr) zufolge wurden am Mittwoch 334.000 Menschen gegen das Virus geimpft, davon erhielten fast drei Viertel eine Auffrischungsimpfung. Vor einer Woche war bundesweit noch fast die Marke von 500.000 Impfungen pro Tag geknackt worden. Für Dienstag hatten die Behörden 266.000 Impfungen gemeldet – der Rekord war am 15. Dezember 2021 mit 1,6 Millionen Dosen erzielt worden. 

Insgesamt haben 75,9 Prozent der Menschen (63,1 Millionen) eine Erstimpfung erhalten. Das Ziel der Bundesregierung, bis Ende Januar 80 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal gegen Corona zu impfen, war am Montag verfehlt worden. Ursprünglich wollte die Regierung diese Quote bereits bis zum 7. Januar erreichen. Den Grundschutz, für den meist zwei Spritzen benötigt werden, haben 74,2 Prozent (61,7 Millionen) der Gesamtbevölkerung erhalten. Mit einer zusätzlichen Auffrischungsdosis sind insgesamt 44,6 Millionen Menschen (53,6 Prozent) in Deutschland geimpft. Aktuell sind noch immer 20,1 Millionen Menschen in Deutschland ungeimpft. Das sind 24,1 Prozent der Bevölkerung. Darunter sind auch vier Millionen Kinder unter fünf Jahren, für die bisher noch kein zugelassener Impfstoff existiert. (Das RKI geht davon aus, dass die tatsächliche Impfquote bis zu fünf Prozentpunkte höher liegt als in den Daten sichtbar.)

Die Sächsische Impfkommission (Siko) empfiehlt mittlerweile generell allen Kindern zwischen fünf und elf Jahren eine Corona-Impfung mit dem Wirkstoff von Biontech. Der Rat stütze sich auf Sicherheitsdaten, die in den USA von mehr als 8,6 Millionen Impfungen erhoben worden seien, hieß es in den zum 1. Februar angepassten Empfehlungen des Gremiums. Die Siko weicht damit allerdings vom Standpunkt der bundesweiten Ständigen Impfkommission (STIKO) ab. Diese spricht für Kinder von fünf bis elf Jahren noch keine generelle Impfempfehlung aus.


Deutsche Apotheker Zeitung / dm
redaktion@daz.online


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