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Befeuchtungsmittel erste Wahl
Vaginale Atrophie – häufig unterschätzt
Behandlung ist möglich
„Dabei ist die Behandlung einfach, sicher und sie kann die Lebensqualität der Frau enorm verbessern“, erklärt Dr. Nick Panay, Gynäkologe und Facharzt für Reproduktionsmedizin und -chirurgie vom Imperial College Healthcare NHS Trust – einem akademischen Zentrum für Gesundheitswissenschaften in London –, in der Fachzeitschrift „Medical Tribune“. Panay gilt als Menopausen-Experte und ist zudem ehemaliger Chefredakteur des Fachjournals „Climacteric“, dem Fachblatt der Internationalen Menopausen-Gesellschaft, und ist früherer Vorsitzender der Britischen Menopausen-Gesellschaft. Er rät Frauen dann zu einer Therapie, wenn sie die Beschwerden als störend empfinden.
Befeuchtungsmittel für alle Frauen
Als Therapie kommen lokale, hormonfreie Befeuchtungsmittel zur Anwendung. Teilweise können diese mit Estrogen-haltigen Präparaten kombiniert werden. Die Autoren der 2020 aktualisierten S3-Leitlinie „Peri- und Postmenopause – Diagnose und Interventionen“ empfehlen grundsätzlich allen Frauen mit Beschwerden Befeuchtungsmittel: „Frauen mit symptomatischer urogenitaler Atrophie soll die Anwendung von Befeuchtungs-, Gleitmitteln alleine oder zusammen mit einer vaginalen ET angeboten werden. Die Therapie kann so lange wie erforderlich angewendet werden“, erklären sie (ET = Estrogentherapie).
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Viele Präparate zum Befeuchten – Cremes, Gele und Vaginalzäpfchen – erhalten Frauen rezeptfrei in der Apotheke. Als Wirkstoffe kommen vor allem Glycerol (Glycerin) oder Hyaluronsäure infrage, zum Beispiel Multigyn® Liquigel mit unter anderem Galactoarabinan-Polyglucoronsäure und Glycerin oder Vagisan® Feuchtcreme mit Milchsäure beziehungsweise Feuchtcreme Cremolum als Zäpfchen. Das Kadefungin® Befeuchtungsgel enthält Hyaluronsäure. Sie eignen sich auch für Frauen, die keine Estrogene erhalten können oder wollen.
Estriol als topische Therapie
Genügt eine reine Behandlung mit Feuchtmitteln (Lubrikanzien) nicht, so können – wenn keine Kontraindikation gegen eine hormonelle Therapie besteht – auch Estrogene vaginal zum Einsatz kommen. Dabei sollte Estriol-haltigen Präparaten der Vorzug vor Estradiol-haltigen Präparaten gegeben werden. Der Grund: „Bei der vaginal-topischen Anwendung von Estradiol werden mit der Creme pro Gramm 0,1 mg zugeführt, die zu relevanten systemisch wirksamen Estradiolspiegeln führen können. Diese hohen Dosierungen sind zu vermeiden“, begründen die Leitlinienautoren. Nebenwirkungen einer lokalen Estrioltherapie seien „sehr selten“, doch weisen sie darauf hin, dass die Symptome häufig wiederkehrten, wenn die Behandlung beendet werde. Sie empfehlen, Frauen nach ihren Vorlieben zu behandeln.
Was können Apotheker:innen tun?
Der Apotheke kommt bei der Beratung zu vulvovaginaler Atrophie und den dadurch bedingten Beschwerden keine leichte Aufgabe zu: Die meisten Frauen sprechen ihre Probleme nicht an. Und mit einem proaktiven Beratungsgespräch dürften sich viele Kundinnen ebenfalls überrumpelt fühlen. Bleibt in den meisten Fällen wohl für Apotheker:innen nur, sensibilisiert zu sein, dass mindestens jede zweite Frau nach der Menopause mit Symptomen einer vulvovaginalen Atrophie zu tun hat. Bei klassischen Präparaten in den Wechseljahren – beispielsweise mit Traubensilberkerze – sollte dann nachgefragt werden, ob die Kundin damit auch alle ihre klimakterischen Beschwerden gut in den Griff bekommt.
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