Eine Million Packungen des Pfizer-COVID-19-Arzneimittels

Bundesregierung kauft Paxlovid

Stuttgart - 28.12.2021, 14:30 Uhr

Für eine Million Behandlungszyklen mit Paxlovid hat die Bundesregierung vorgesorgt. (x / Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Uncredited)

Für eine Million Behandlungszyklen mit Paxlovid hat die Bundesregierung vorgesorgt. (x / Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Uncredited)


Noch prüft die EMA Paxlovid, das orale Anti-COVID-19-Arzneimittel von Pfizer. Die Bundesregierung hat derweil eine Million Packungen geordert. Paxlovid ersetzt jedoch keine Impfung, auch werden ausschließlich Risikopatienten und nicht die breite Bevölkerung das COVID-19-Arzneimittel erhalten.

Die Bundesregierung kauft eine Million Packungen des Medikaments Paxlovid der US-Firma Pfizer gegen schwere COVID-19-Verläufe. Das sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Mit ersten Lieferungen werde noch im Januar gerechnet. „Das Medikament ist extrem vielversprechend, weil es in der frühen Gabe den schweren Verlauf von COVID deutlich abschwächen kann. Ich rechne damit, dass wir damit zahlreiche schwere Verläufe auf den Intensivstationen verhindern können.“  In Studien reduzierte die Kombination aus Nirmatrelvir plus Ritonavir bei erwachsenen nicht hospitalisierten COVID-19-Hochrisikopatienten das Risiko für Krankenhauseinweisung und Tod um 89 Prozent, wenn diese innerhalb von drei Tagen nach Symptombeginn für fünf Tage Paxlovid erhalten hatten. 

Zunehmend bekomme man so die Perspektive, eine weitere therapeutische Option zu ermöglichen, sagte der SPD-Politiker weiter. „Langsam wird COVID durch eine Kombination von immer wirksameren Impfstoffen und Behandlungsmöglichkeiten zu einer Krankheit, die ihren Schrecken verlieren wird.“ Es werde mit allen Arzneimittelherstellern zusammengearbeitet, die entsprechende Medikamente entwickelten. „Mir ist es lieber, dass wir mit schnellem Impfen und wirksamen Arzneimitteln diesen Kampf führen, als dass wir die Schulen schließen müssen.“

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Die US-Arzneimittelbehörde FDA hatte kurz vor Weihnachten eine Notfallzulassung für das Medikament ausgesprochen. Es ist laut FDA das erste COVID-19-Mittel in den USA, das in Tablettenform eingenommen werden kann. Lauterbach kündigte ebenfalls eine Notfallzulassung an: „Damit Paxlovid sofort bei Lieferung eingesetzt werden kann, habe ich zusammen mit dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte das Verfahren für die Notfallzulassung in Deutschland eingeleitet“, sagte er.

Therapie für fünf Tage

Patienten nehmen nach Angaben des Herstellers über fünf Tage zweimal täglich jeweils drei Tabletten (zwei Tabletten á 150 mg Nirmatrelvir und eine Tablette á 100 mg Ritonavir) ein. Alle Tabletten sind in einer Packung, die einem Behandlungszyklus entspricht. Bundesregierung und Hersteller sprechen daher nicht von einer Million georderter Packungen, sondern von einer Million „Behandlungseinheiten“ oder „Behandlungszyklen“.

Wie wirkt Paxlovid?

Paxlovid ist ein antivirales Arzneimittel, das zwei Wirkstoffe kombiniert: Nirmatrelvir (PF-07321332) plus Ritonavir. Nirmaltrelvir hemmt als SARS-CoV-2-3CL-Proteaseinhibitor die für die Vermehrung von SARS-CoV-2 wichtige Protease 3CL und stört dadurch die Virusvermehrung. Ritonavir ist zwar ebenfalls ein Virostatikum und wird in der Behandlung von HIV und Hepatitis C angewendet, jedoch wirkt es nicht antiviral gegen SARS-CoV-2. In Kombination mit Nirmatrelvir fungiert es als Booster für diesen Wirkstoff, denn: Es blockiert als CYP3A4-Inhibitor den Abbau von Nirmatrelvir und verlängert dadurch die Wirkdauer, sodass man geringer dosieren kann.

Behandelt werden sollen mit dem Arzneimittel positiv getestete Corona-Patienten ab zwölf Jahren mit milden bis mittleren Symptomen und einem großen Risiko für eine Verschlimmerung der Erkrankung, hatte die FDA geschrieben. Die EU-Arzneimittelbehörde EMA hatte sich vor kurzem zu dem Arzneimittel geäußert und mitgeteilt, mit Paxlovid könnten erwachsene Patienten behandelt werden, die keinen zusätzlichen Sauerstoff benötigen und die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben. Offiziell zugelassen ist das Medikament in der EU noch nicht, die Prüfung läuft aber. 

Zu den möglichen Nebenwirkungen gehören eine Beeinträchtigung des Geschmackssinns, Durchfall, Bluthochdruck und Muskelschmerzen.

Nur für Hochrisikopatienten

Arzneimittel wie Paxlovid gelten unter Experten als eine Säule der Coronavirus-Bekämpfung. Sie sind aber im Vergleich zu vorbeugenden Impfungen deutlich teurer und in der Anwendung oft komplizierter. Vor der Zulassung sind sie mit weniger Menschen getestet worden als die Impfstoffe, die zudem seit Monaten weltweit milliardenfach verabreicht und parallel weiter überwacht werden. Auch die FDA hatte erklärt, dass das Arzneimittel für die breite Bevölkerung kein Ersatz für eine Impfung sei


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