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Kommentar
Ärmel hochkrempeln für den E-Rezept-Neustart!
Es war zu erwarten, seit gestern ist es offiziell: Der E-Rezept-Start verschiebt sich, vermutlich in die erste Jahreshälfte 2022. Mit dieser Entscheidung lässt Minister Lauterbach den Druck aus dem Kessel – und ebnet den Weg für eine konstruktive Zusammenarbeit mit der Selbstverwaltung, meint DAZ-Redakteurin Christina Müller. Das verdient Anerkennung statt Häme.
Kurz bevor die Nutzung des E-Rezepts zur Pflicht werden sollte, lenkt das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) ein und verlängert stattdessen die Testphase. Diese Entscheidung ist gleich aus mehreren Gründen goldrichtig: Zum einen liegt es auf der Hand, dass die elektronischen Verordnungen nicht ausreichend erprobt sind, um einen sicheren Übergang zu gewährleisten. Zum anderen ist das Gesundheitswesen hierzulande – wie wohl überall auf der Welt – aktuell mit dem Kampf gegen die Corona-Pandemie mehr als ausgelastet. Zusätzliche Störungen in den Betriebsabläufen der Apotheken, Praxen und Krankenhäuser gilt es jetzt unbedingt zu vermeiden.
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Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geht nun also einen Schritt, der seinem Amtsvorgänger Jens Spahn (CDU) nicht ohne Gesichtsverlust möglich gewesen wäre. Der Wechsel im BMG kam genau zur rechten Zeit: Spahn hat der Digitalisierung mit der Brechstange die Tür ins Gesundheitswesen geöffnet. Das hat seine Schattenseiten, denn in der Folge waren die Fronten zwischen Gematik plus Ministerium und der Selbstverwaltung zuletzt spürbar verhärtet.
Lauterbach profitiert nun von Spahns Vorarbeit – denn dass das E-Rezept ebenso kommen wird wie viele andere TI-Anwendungen, daran hat der Ex-Minister nie einen Zweifel gelassen. Für den neuen Mann an der Spitze des BMG geht es jetzt nicht mehr darum, Leistungserbringern und Selbstverwaltung klarzumachen, dass kein Weg mehr an diesen Umwälzungen vorbeiführt. Er kann sich ganz der Umsetzung widmen. Dazu braucht er aber die Bereitschaft aller Beteiligten, diesen Prozess mitzutragen.
Mit dem temporären Aussetzen der E-Rezept-Pflicht lässt Lauterbach zunächst einmal den Druck aus dem Kessel, der sich in den vergangenen Wochen und Monaten angestaut hat, und reicht Apothekern, Ärzten, Kassen, Softwarehäusern und allen anderen die Hand. Sie sind gut beraten, dieses Friedensangebot ohne Häme anzunehmen. Eine Annäherung ist dringend nötig, um den digitalen Wandel gemeinsam zu gestalten. Denn klar ist: Auch Lauterbach wird auf Dauer die Zügel anziehen müssen, wenn die Player nicht mitspielen.
Auch die Selbstverwaltung ist jetzt in der Pflicht
Nun bietet sich aber erst einmal die Chance, das Projekt E-Rezept kommunikativ auf neue Füße zu stellen. Mehr Transparenz verspricht das BMG in seinem Schreiben an die Gesellschafter – das wäre absolut wünschenswert, denn die zum Teil völlig unpassenden Jubel-Mitteilungen der Gematik aus dem vergangenen halben Jahr sorgten so manches Mal für Irritation in Fachkreisen. Probleme ehrlich anzusprechen und nach einer zufriedenstellenden Lösung zu suchen, wäre vonseiten der Gematik und des BMG mehr als wünschenswert.
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Aber auch Industrie, Selbstverwaltung und Leistungserbringer müssen ihren Teil beitragen und Blockadehaltungen aufgeben. Dafür ist nun der ideale Zeitpunkt gekommen. Statt sich zurückzulehnen und einen vermeintlichen Sieg zu feiern, gilt es jetzt umso mehr, die Ärmel hochzukrempeln und die Herausforderungen bei der Einführung der elektronischen Verordnungen anzunehmen. Denn die Weichen dafür sind längst unumkehrbar gestellt.
6 Kommentare
Warum findet die DAZ das e-Rezept so geil?
von TLR am 21.12.2021 um 23:54 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten
AW: Wer will, der kann..irgendwann..
von TLR am 22.12.2021 um 0:14 Uhr
AW: Entwicklung?
von Holger am 30.12.2021 um 13:56 Uhr
Schuss nicht gehört
von Karl Friedrich Müller am 21.12.2021 um 16:41 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Don Pharma-Quichotte ...
von Holger am 30.12.2021 um 13:59 Uhr
Häme
von Sabine Schneider am 21.12.2021 um 16:27 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
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