Schon früh in der COVID-19-Pandemie wurde klar, dass das Coronavirus SARS-CoV-2 nicht „nur“ eine Lungenerkrankung ist, sondern auch durch sogenannte Zytokinstürme schwere Verläufe der Infektion hervorruft. Bereits im Mai 2020 berichtete die DAZ in diesem Zusammenhang über den Interleukin-6-Antagonisten Tocilizumab (RoActemra®). Es handelt sich um einen monoklonalen Antikörper, der den Rezeptor für den entzündungsfördernden Immunbotenstoff Interleukin-6 (IL-6) blockiert. Dadurch kann die Signalkaskade der Entzündungsreaktion unterdrückt werden. Tatsächlich ist Tocilizumab schon länger in der EU in verschiedenen Indikationen zugelassen – beispielsweise zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis (RA) und zur Behandlung von zwei Formen der juvenilen idiopathischen Arthritis, außerdem zur Unterdrückung des Zytokinsturms bei der CAR-T-Zelltherapie.
Doch dann kam Ende Juli 2020 die Meldung, dass Tocilizumab in der Phase III gegen COVID-19 gescheitert ist. Damals informierte der Pharmahersteller Roche über die aktuellen Resultate der COVACTA-Studie. Allerdings sollte damit der Weg von Tocilizumab in der COVID-19-Therapie noch nicht beendet sein. Im Februar dieses Jahres konnte die RECOVERY-Studie (Randomized Evaluation of COVid-19 thERapY) nach dem Erfolg mit Dexamethason ein weiteres positives Ergebnis vermelden. „Zusammen mit Corticosteroiden konnte das Rheuma-Medikament bei Patient:innen, die beatmet werden mussten, die Sterblichkeit senken, die Notwendigkeit einer mechanischen Beatmung verringern und die Zeit bis zur Entlassung aus dem Krankenhaus verkürzen“, hieß es damals. Die Studien-Autor:innen betonten aber, dass die Vorteile von Tocilizumab nicht für sich allein stehen, sondern eindeutig zusätzlich zu denen der Steroidtherapie gesehen werden müssen.
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