Hauterythem schützt Meerschweinchen im Versuch

Ein mRNA-Impfstoff gegen die Lyme-Borreliose?

Stuttgart - 07.12.2021, 10:45 Uhr

Wurde eine einzelne infizierte Zecke auf den geimpften Meerschweinchen angebracht und nicht entfernt, wurde keines der Tiere infiziert, während sich in 60 Prozent der Kontrolltiere anschließend eine Lyme-Borreliose nachweisen ließ. (x / Foto vioma / AdobeStock)

Wurde eine einzelne infizierte Zecke auf den geimpften Meerschweinchen angebracht und nicht entfernt, wurde keines der Tiere infiziert, während sich in 60 Prozent der Kontrolltiere anschließend eine Lyme-Borreliose nachweisen ließ. (x / Foto vioma / AdobeStock)


Nach wie vor gibt es keinen Impfstoff, der eine über Zecken übertragene Lyme-Borreliose-Infektion verhindern kann. Dies könnte sich in Zukunft ändern, wie die Arbeitsgruppe um Andaleeb Sajid et al. in einer aktuellen Publikation bekannt gibt. Die Wissenschaftler hatten an Meerschweinchen einen von Lipid-Nano­partikeln umhüllten mRNA-Impfstoff getestet, der 19 Speichelproteine der Hirschzecke (Ixodes scapularis) codiert.

Es ist eine Idee, die zur Impfung gegen die Lyme-Borreliose verhelfen könnte: Durch einen wiederholten Kontakt mit den Speichelproteinen von Zecken soll der geimpfte Wirt eine Resistenz gegen die Zecken aufbauen. In einem aktuellen Tierversuch wiesen geimpfte Meerschweinchen, denen anschließend eine Hirschzecke auf die Haut appliziert wurde, im Vergleich zu den nicht geimpften Tieren nach wenigen Stunden ein deutliches Erythem an der Bissstelle auf. Der Zecke gefiel diese lokale Hautreaktion gar nicht, und sie beendete deutlich früher ihre Blutmahlzeit. So hatten nach 48 Stunden bereits knapp 80 Prozent der Zecken ihren geimpften Wirt verlassen, auf den ungeimpften Meerschweinchen dagegen nur 20 Prozent.

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Indem die Zecke im Blutsaugen gestört wird, werden gleichzeitig auch weniger Krankheitserreger übertragen. So konnte in einem zweiten Versuch bei keinem von 16 geimpften Tieren eine Lyme-Borrelliose festgestellt werden, nachdem alle drei mit Borrelia burgdorferi infizierten Zecken nach Auftreten der Rötung entfernt wurden. Im Gegensatz dazu erkrankten sechs von 13 ungeimpften Meerschweinchen trotz Beseitigung der Blutsauger. Wurde eine einzelne infizierte Zecke auf den geimpften Meerschweinchen angebracht und nicht entfernt, wurde keines der Tiere infiziert, während sich in 60 Prozent der Kontrolltiere anschließend eine Lyme-Borreliose nachweisen ließ. 

Blieben jedoch alle drei Zecken an den Meerschweinchen haften, nahm der Schutz auch bei geimpften Tieren ab. Die Vakzine soll den Studienautoren zu­folge die frühzeitige Erkennung eines Zeckenstichs verbessern. Dies ermöglicht eine rechtzeitige Entfernung der Zecke, noch bevor diese infektiöse Bakterien übertragen kann. 

Literatur

Sajid A et al. mRNA vaccination induces tick resistance and prevents transmission of the Lyme disease agent. Abstract im Science Translational Medicine 2021. doi: 10.1126/scitranslmed.abj9827

Novel Lyme vaccine shows promise, Pressemitteilung der Yale University, 17. November 2021


Marina Buchheit-Gusmão, Apothekerin
redaktion@daz.online


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