Zecken

Das große Ausmaß der Lyme-Borreliose

Stuttgart - 05.07.2021, 14:45 Uhr

Wer von einer Zecke gestochen wurde, sollte die Einstichstelle einige Wochen lang beobachten. Tritt eine Wanderröte auf, ist ein Arztbesuch dringend angeraten. (Foto: Smileus / AdobeStock)

Wer von einer Zecke gestochen wurde, sollte die Einstichstelle einige Wochen lang beobachten. Tritt eine Wanderröte auf, ist ein Arztbesuch dringend angeraten. (Foto: Smileus / AdobeStock)


Wie viele FSME-Fälle jährlich in Deutschland auftreten, weiß man aufgrund der Meldepflicht genau. Das ist bei der ebenfalls durch Zecken übertragenen Lyme-Borreliose nicht der Fall. Doch kassenärztliche Abrechnungsdaten zeigen das große Ausmaß dieser Infektionserkrankung.

Einige hundert Fälle von Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) werden jährlich in Deutschland gemeldet. Im vergangenen Jahr gab es mit gut 700 einen Höchststand, ansonsten sind es im Mittel rund 300 pro Jahr. Diese Zahl erscheint gering gegenüber den Erkrankungszahlen bei der Lyme-Borreliose: Laut der sogenannten Versorgungsatlas-Studie, die auf bundesweiten Abrechnungsdaten gesetzlich Versicherter beruht, erkranken pro Jahr 300.000 Menschen an Borreliose. Im Jahr 2019 wurde die bakterielle Infektionskrankheit bei 306.000 Patienten diagnostiziert. Das entspricht ungefähr der Einwohnerzahl einer Stadt wie Mannheim oder Karlsruhe.

Frauen häufiger betroffen

Die Diagnosehäufigkeit der Borreliose lag 2019 bei 429 je 100.000 Versicherte. Die höchsten Zahlen wurden in der Altersgruppe der 70- bis 79-Jährigen beobachtet (Frauen: 863, Männer: 771 pro 100.000 Versicherte). Über alle Altersgruppen hinweg war die Häufigkeit bei Frauen höher als bei Männern (455 vs. 398 pro 100.000 Versicherte).

Regionale Unterschiede

Während sich die FSME-Gefahr vor allem auf die Risikogebiete Süddeutschlands konzentriert, besteht das Borreliose-Risiko in ganz Deutschland. Allerdings schwankt das Vorkommen des Borreliose-Erregers Borrelia burgdorferi kleinräumig sehr stark. Das zeigt sich auch beim Versorgungsatlas. Zum Beispiel betrug im Jahr 2019 die Borreliose-Diagnoseprävalenz im Kreis Herne (Westfalen-Lippe) 89 pro 100.000 Versicherte, während sie im Saale-Orla-Kreis (Thüringen) bei 1.481 je 100.000 Versicherte lag. Insgesamt waren der Südosten Deutschlands sowie das östliche Bayern am stärksten von Borreliose betroffen. 

Verschiedene Krankheitsformen

Laut Studien kommt es bei 2,6 bis 5,6 Prozent der Zeckenstiche zu einer Borrelien-Infektion – nachweisbar anhand des Auftretens von Antikörpern im Blut. Allerdings erkrankt von diesen Infizierten nur ein Teil. Die Krankheitserscheinungen einer Borreliose sind sehr variabel. Am häufigsten tritt (nach Tagen bis Wochen) als leichte Erkrankungsform die Wanderröte (Erythema migrans) auf: Eine kreisförmige Hautrötung, die allmählich ringartig nach außen wandert. 

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Allgemeine Krankheitssymptome wie Fieber sowie Muskel- und Kopfschmerzen können hinzukommen. Wenn das Nervensystem betroffen ist, kann es zu einer Neuroborreliose kommen. Symptome sind brennende Nervenschmerzen, Hör- und Sehstörungen, Taubheitsgefühle oder Lähmungserscheinungen. In einigen Fällen wird eine Borreliose chronisch und manifestiert sich dann unter anderem mit Gelenkentzündungen (Lyme-Arthritis) oder Gehirn- und Rückenmarksentzündungen. 

Einstichstelle beobachten

Während man sich vor der FSME durch Impfung schützen kann, steht bei der Borreliose keine Impfprävention zur Verfügung. Da die Wahrscheinlichkeit einer Borrelien-Übertragung mit der Dauer des Zeckenstichs zunimmt, lässt sich das Infektionsrisiko durch möglichst frühzeitiges Entfernen der Zecke deutlich reduzieren. Wer von einer Zecke gestochen wurde, sollte die Einstichstelle einige Wochen lang beobachten. Tritt eine Wanderröte auf, ist ein Arztbesuch dringend angeraten. Zur Behandlung einer Borreliose werden Antibiotika eingesetzt.

Quellen: Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland (Zi); Robert Koch-Institut (RKI)


Ulrike Weber-Fina, Diplom-Biologin, Autorin PTAheute.de
redaktion@daz.online


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