Brief an das Bundesinnenministerium

Apotheker fordert Bürokratieabbau bei Präqualifizierung

Berlin - 29.10.2021, 12:15 Uhr

Das Bundesinnenministerium ist hierzulande auch für das Thema Entbürokratisierung zuständig. (c / Foto: IMAGO / Reiner Zensen) 

Das Bundesinnenministerium ist hierzulande auch für das Thema Entbürokratisierung zuständig. (c / Foto: IMAGO / Reiner Zensen) 


Zwei konkrete Vorschläge

Um hier Abhilfe zu schaffen, schlägt Fehske vor, Apotheken mit gültiger Apothekenbetriebserlaubnis automatisch als präqualifiziert anzuerkennen. Zudem regt er eine „Beweisumkehr" für Krankenkassen zum nachträglichen Ausschluss von Leistungserbringern von der Belieferung an. „Ein Beschwerde-Management-System für Versicherte in Verbindung mit der Erlaubnis für Krankenkassen, die Erfüllung des Anforderungskatalogs nachträglich überprüfen zu dürfen, und Nachbesserungen oder ggfs. Absetzungen fordern zu dürfen, könnte das aufwendige Prä-Qualifizierungsssystem überflüssig machen.“

Leidvolle Erfahrung

Auch Fehske selbst schlägt sich derzeit offenbar mit den Tücken der Präqualifizierung herum. Er berichtet dem Innenministerium von seinen leidvollen Erfahrungen: „Mein letztes regelmäßiges Audit zur Bestätigung der weiterhin gegebenen Präqualifizierung fand Mitte dieses Jahres statt, konnte mir aber erst als bestanden zertifiziert werden, nachdem ich die Höhe des behindertengerechten Toilettensitzes durch einen sehr aufwendigen und teuren Umbau um 2 cm angepasst hatte. Kurz danach wurde mir mitgeteilt, ich hätte zeitgleich schon einen Antrag auf erneute Präqualifzierung stellen müssen, schließlich sei es etwas völlig anderes, mir im Juli zu bestätigen, dass meine alte Präqualifizierung noch Bestand habe, deswegen sei trotzdem drei Monate später eine Re-Präqualifizierung, die einer neuen Antragsstellung entspreche, erforderlich.“

Sollte es wirklich im Interesse des Ministeriums liegen, zur „Verschärfung des Fachkräftemangels im Gesundheitsweisen beizutragen, indem wir in einer solchen Weise mit unproduktiven Verwaltungsaufgaben beschäftigt werden, statt unseren eigentlichen Aufgaben nachgehen zu dürfen, dann lassen Sie es mich und meine Kollegen bitte wissen“. Aus den Äußerungen des scheidenden Bundesgesundheitsministers Jens Spahn (CDU) beim Deutschen Apothekertag Mitte September in Düsseldorf gehe jedoch etwas anderes hervor. Fehske bittet daher das BMI, seine Vorschläge zu prüfen.



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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7 Kommentare

Präqualifizierung

von Patrick Witte am 18.11.2021 um 10:18 Uhr

Kann mich den Kommentaren meiner Vorgänger:innen nur anschließen. War bei mir auch ein mehrstufiger Prozess (AfP) mit kleinkarierten Beanstandungen.
Allein der Begriff PRÄqualifizierung erzeugt Unbehagen. Wer ist denn dann eigentlich qualifiziert?
Sollte eigentlich Aufgabe der Kammer sein, gegen diesen Unsinn zu opponieren.
Gibt es nicht ein Bürokratieabbaugesetz?
Gruß an alle, die noch nicht der Resignation anheim gefallen sind.
Patrick Witte
Pelikan Vital Apotheke Mülheim

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Wochenenden futsch

von Herr Ulrich Stamm am 17.11.2021 um 21:52 Uhr

Wir haben uns mit unseren beiden Apotheken auch wiederholt durch diesen Irrsinn gequält mit immer wieder neuem Raussuchen von Dokumenten, die jetzt einen Stempel tragen müssen und Fotos von den gleichen Räumen, Spiegeln und Werkbänken, die jetzt aber eine Datumseinblendung der Kamera haben müssen (ersatzweise darf man auch einen Kalender ins Bild stellen - geht’s noch?).

Wir jedenfalls kommen während unserer Arbeitszeit nicht dazu und bis alles zusammengesucht, hochgeladen und dann wieder korrigiert wurde (weil das geriffelte Glas eventuell nicht blickdicht genug und der Raum nicht in 180-Grad-Ansicht fotografiert wurde), da gehen 2 Wochenenden kaputt. Bewertet wird es dann ganz bequem per Mausklick von einem Sessel aus - gegen Bezahlung versteht sich.

Wenn sich irgendwo eine Initiative auftut, den Schwachsinn zu beenden bin ich gerne qualifiziert dabei.

U. Stamm

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Zustimmung/Petition

von Andreas Uhlig am 29.10.2021 um 18:31 Uhr

Ich kann dem nur zustimmen. Nachdem ich im Mai die Bestätigung des Audits erhalten habe, musste ich im Juli die Re-Präqualifizierung beantragen. Die erste Rückmeldung ergab, dass die eingereichten Nachweise( dieselben wie im Mai) unvollständig und nicht aussagefähig genug waren.
Wenn es dazu eine Petition gäbe würde ich sofort unterschreiben.

Guten Abend

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AW: Zustimmung/Petition

von ED am 30.10.2021 um 10:06 Uhr

Auch ich bin sofort für eine Petition!! Zur Zeit bin ich mit der Re-Präquali beschäftigt und erbringe wiederholt die Nachweise der Präquali. Gestern ist ein neuer Auszug aus dem Gewerbezentralregister angekommen. Als nächstes muss ich noch ein paar schöne Fotos und Selbsterklärungen machen. Es hat mich insgesamt dermaßen viele Nerven und auch Geld ob dieser furchtbaren Unsinnigkeit gekostet!!! Ich unterstütze die Vorschläge des Kollegen Fehske in vollem Umfang!!
Elke Dresia

Präqualifizierung

von Ariane Maaß am 29.10.2021 um 18:18 Uhr

Den Aussagen kann ich nur zustimmen. Nach Präqualifizierung, Re-Präqualifizierung, Audit und erneute Re-Präqualifizierung sind die unveränderten Unterlagen jetzt mehrfach bei der vearntwortlichen Stelle vorhanden. Das ist unverständlich, völliger Blödsinn und Verschwendung von Ressourcen!

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AW: Präqualifizierung

von Reinhard Rodiger am 30.10.2021 um 22:28 Uhr

Sie haben recht.Leider sind diese Methoden sehr professionell,um abzuschrecken.Es geht also um Absicht.
Das ist schwer beweisbar.Das ist erwünscht.Eben ein unbearbeitetes Grundsatzproblem.

Zustimmung

von Joachim Sievers am 29.10.2021 um 17:44 Uhr

Sehr geehrter Herr Kollege

fein gemacht, ich kann Ihnen nur aus vollem Herzen zustimmen!

Joachim Sievers

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