Westfälisch-Lippischer Apothekertag

Lehr: Brauchen COVID-19-Impfungen in den Apotheken

Münster - 13.09.2021, 13:45 Uhr

Professor Thorsten Lehr forderte beim WLAT in Münster, endlich auch in Apotheken Impfungen gegen COVID-19 anzubieten. (Foto: Leßmann)

Professor Thorsten Lehr forderte beim WLAT in Münster, endlich auch in Apotheken Impfungen gegen COVID-19 anzubieten. (Foto: Leßmann)


Delta-Variante verschärft Situation

Auch das Auftreten der Delta-Variante verschärfe die Situation. Mit einem R-Wert von sechs sei sie etwa doppelt so ansteckend wie die Alpha-Variante, die noch bis in den Juni hinein das Infektionsgeschehen in Deutschland dominiert hatte. Inzwischen ist sie von der Delta-Variante weitgehend verdrängt worden. Zudem steige das Risiko, ins Krankenaus zu müssen, bei einer Infektion mit der Delta-Variante des Virus um fast 50 Prozent im Vergleich zum Wildtyp. Das wirkt sich auch auf die Modelle aus, mit denen Lehr und sein Team den Verlauf der Pandemie in Deutschland vorherzusagen versuchen.

Mit solchen Modellen lassen sich nicht nur Verläufe prognostizieren, sondern auch rückblickend die Auswirkungen bestimmter Interventionen analysieren. So können zum Beispiel signifikante Änderungen des R-Werts im zeitlichen Verlauf der Pandemie detektiert werden. Bis dato stellten Lehr und Kollegen insgesamt 32 solcher Sprünge fest. Besonders bemerkbar machten sich dabei die umfangreichen Lockerungen im Juni 2021: Sie ließen die Inzidenzzahlen um 154 Prozent steigen. Bei einem Lockdown hingegen sinken die Zahlen dem Forscher zufolge um etwa 45 bis 48 Prozent, wobei die Veränderungen stets leicht vom Zeitpunkt der Intervention oder Lockerung abweichen.

Psychologische Effekte nicht modellierbar

Doch auch das beste Modell hat seine Unsicherheiten: Nicht darstellbar ist laut Lehr zum Beispiel, wie sich Äußerungen von Politikern auf das Infektionsgeschehen auswirken. Ankündigungen von Lockerungen etwa oder Warnungen bei steigender Zahl der Todesfälle wirkten sich psychologisch auf die Menschen aus. Das führe in vielen Fällen zu Verhaltensänderungen, was sich letztlich anhand der Infektionszahlen bemerkbar mache.

Unklar sei zudem noch immer, welchen Einfluss Schulschließungen hätten. Zwar sei ein großer Effekt zu beobachten, „das heißt aber nicht, dass die Infektionen tatsächlich in den Schulen stattfinden“, betonte Lehr. Denn damit einher gehe zum Beispiel eine reduzierte Nutzung des ÖPNV. Auch dass viele Eltern in diesem Zuge auf Homeoffice umstellten, könne sich auf die Inzidenzen auswirken. Klar ist aber: Als im Jahr 2020 die Schulferien endeten, sei ein massiver Anstieg der Infektionen unter den 5- bis 14-Jährigen zu beobachten gewesen.



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Impfung in Apotheken?

von Pillendreher am 14.09.2021 um 7:31 Uhr

Ich glaube, ich spinne. Ich den Apotheken geht außer Regelbetrieb NICHTS mehr. Es ist nur noch Abarbeiten angesagt. Personal fehlt hinten und vorne - Impfzertifikate ausdrucken, Schnellteste, kein Personal etc. pp. Wer übernimmt eigentlich die Haftung für die Impfnebenwirkungen? Wenn die Hersteller schon raus sind... wollen wir dann haften? Wollen wir dafür gerade stehen? Es gibt eine hohe "Durchseuchung" - die meisten Menschen haben hohe Antikörpertiter, werden aber leider nicht als genesen akzeptiert. 60% Impfquote reicht sicher aus! Was bitte schön wollen unsere "Oberen" uns alles noch aufdrücken?

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Covid Impfungen in den Apotheken

von gerd reitler am 13.09.2021 um 20:49 Uhr

Liebe Leute,

wollen würden wir ja gerne.
Aber es fehlt den meisten Betrieben vorne und hinten an Personal.

Die Betriebe laufen im Regelbetrieb (also vor Corona) an ihren Kapazitätsgrenzen. Seit 1,5 Jahren aber darüber hinaus. Das Maß des Machbaren ist nicht nur erreicht, es geht NICHTS mehr darüber hinaus!

Konsequenzen:
1. mehr Ausbildungskapazitäten an PTA Schulen und Unis.
PTA schulen: Verdopplung der Schulkapazitäten.
2. eine vernünftige Vergütung, damit wir alle Mitarbeiter/innen leistungsgerechte Gehälter zahlen können und die Gehälter dann "konkurrenzfähig sind".
Ein Approbierter mit Tarif 3500,-€ Einstiegsgehalt.........
Das soll leistungsgerecht sein?
3. Abschaffung von all dem Wahnsinn, der "denen da oben" Freude bereitet und den Kollegen/innen an der Front tagtäglich Knüppel zwischen die pharmazeutischen Beine

Wenn all diese Punkte abgearbeitet sind.........
erst dann werden wir als Berufsstand in der Lage sein, weitere Kapazitäten "geben zu können".

Das schreibe ich hier als Betriebsinhaber und als Kreisvertrauensapotheker

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