Westfälisch-Lippischer Apothekertag

Lehr: Brauchen COVID-19-Impfungen in den Apotheken

Münster - 13.09.2021, 13:45 Uhr

Professor Thorsten Lehr forderte beim WLAT in Münster, endlich auch in Apotheken Impfungen gegen COVID-19 anzubieten. (Foto: Leßmann)

Professor Thorsten Lehr forderte beim WLAT in Münster, endlich auch in Apotheken Impfungen gegen COVID-19 anzubieten. (Foto: Leßmann)


Niedrigschwellige Angebote nötig

Es gelte nun alle Register zu ziehen, um noch deutlich mehr Menschen als bisher zu motivieren, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Das dürfte ein Kraftakt werden, so Lehr. Der Schlüssel, um noch mehr Bürger:innen zu erreichen, liegt aus seiner Sicht auch in der Niedrigschwelligkeit von Impfangeboten. Daher begrüßt der Experte Impfaktionen, wie sie für diese Woche geplant sind – reichen wird das seiner Einschätzung nach jedoch nicht.

Lehr forderte daher, es endlich auch den Apotheken zu ermöglichen, gegen COVID-19 zu impfen. Aus den laufenden Modellprojekten zur Grippeschutzimpfung wisse man, dass mit einem solchen Angebot auch Teile der Bevölkerung erreicht werden, denen es schlicht zu aufwendig ist, sich zu diesem Zweck extra einen Arzttermin zu besorgen. Zwar glaubt der Pharmazeut nicht daran, dass es kurzfristig möglich sein wird, die COVID-19-Impfung flächendeckend in den Apotheken anzubieten. Für diesen Herbst müssen folglich andere Wege gefunden werden. „Perspektivisch sollten wir es aber unbedingt aufnehmen.“ Denn die Menschen brächten den Mitarbeitenden in den Offizinen großes Vertrauen entgegen – das könnte ein Gewinn für die Impfkampagne sein.

STIKO muss schnell entscheiden

Zudem rief Lehr die Ständige Impfkommission (STIKO) dazu auf, sich schnell zu Impfungen von Kindern im Alter zwischen fünf und elf Jahren zu positionieren. „Diese Gruppe ist derzeit völlig ungeschützt“, gab er zu bedenken. Die Situation käme einer „gezielten Durchseuchung“ nahe. Das Argument, Kinder erkrankten meist weniger schwer an COVID-19 als Erwachsene, ließ Lehr nicht gelten – denn auch sie könnten zum Beispiel Long-COVID entwickeln und mittel- bis langfristig körperlich beeinträchtigt sein. Zugleich unterstrich er, es sei nicht angezeigt, Druck auf die Kinder aufzubauen. „Das Problem sind vor allem junge Erwachsene“, sagte er. Inzwischen lägen auf den Intensivstationen immer mehr junge, sportliche Menschen, die beatmet werden müssten – eine weitgehend vermeidbare Situation.

Da nun Seniorinnen und Senioren weitgehend durchgeimpft seien, beträfen die schweren Verläufe vor allem ungeimpfte Jüngere. Diese hätten bei Krankenhauseinweisung zwar bessere Überlebenschancen, allerdings verlängere sich im Vergleich zu Älteren die durchschnittliche Liegezeit. „An Weihnachten 2020 fanden sich viele Über-80-Jährige auf den Intensivstationen, mittlerweile ist diese Altersgruppe dort kaum noch vertreten.“ Dennoch gibt es nicht mehr freie Betten als noch vor einem Jahr: Aktuell sind rund 1.200 von ihnen belegt. „Das war letztes Jahr erst im Oktober der Fall“, erinnerte Lehr.



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


2 Kommentare

Impfung in Apotheken?

von Pillendreher am 14.09.2021 um 7:31 Uhr

Ich glaube, ich spinne. Ich den Apotheken geht außer Regelbetrieb NICHTS mehr. Es ist nur noch Abarbeiten angesagt. Personal fehlt hinten und vorne - Impfzertifikate ausdrucken, Schnellteste, kein Personal etc. pp. Wer übernimmt eigentlich die Haftung für die Impfnebenwirkungen? Wenn die Hersteller schon raus sind... wollen wir dann haften? Wollen wir dafür gerade stehen? Es gibt eine hohe "Durchseuchung" - die meisten Menschen haben hohe Antikörpertiter, werden aber leider nicht als genesen akzeptiert. 60% Impfquote reicht sicher aus! Was bitte schön wollen unsere "Oberen" uns alles noch aufdrücken?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Covid Impfungen in den Apotheken

von gerd reitler am 13.09.2021 um 20:49 Uhr

Liebe Leute,

wollen würden wir ja gerne.
Aber es fehlt den meisten Betrieben vorne und hinten an Personal.

Die Betriebe laufen im Regelbetrieb (also vor Corona) an ihren Kapazitätsgrenzen. Seit 1,5 Jahren aber darüber hinaus. Das Maß des Machbaren ist nicht nur erreicht, es geht NICHTS mehr darüber hinaus!

Konsequenzen:
1. mehr Ausbildungskapazitäten an PTA Schulen und Unis.
PTA schulen: Verdopplung der Schulkapazitäten.
2. eine vernünftige Vergütung, damit wir alle Mitarbeiter/innen leistungsgerechte Gehälter zahlen können und die Gehälter dann "konkurrenzfähig sind".
Ein Approbierter mit Tarif 3500,-€ Einstiegsgehalt.........
Das soll leistungsgerecht sein?
3. Abschaffung von all dem Wahnsinn, der "denen da oben" Freude bereitet und den Kollegen/innen an der Front tagtäglich Knüppel zwischen die pharmazeutischen Beine

Wenn all diese Punkte abgearbeitet sind.........
erst dann werden wir als Berufsstand in der Lage sein, weitere Kapazitäten "geben zu können".

Das schreibe ich hier als Betriebsinhaber und als Kreisvertrauensapotheker

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.