PEI-Sicherheitsbericht

COVID-19-Impfung bei Jugendlichen – wie häufig ist eine Myokarditis?

Stuttgart - 24.08.2021, 09:15 Uhr

Das Paul-Ehrlich-Institut hat in seinem aktuellen Sicherheitsbericht die Raten von Herzmuskelentzündungen bei Jugendlichen mit und ohne Corona-Impfung verglichen. (Foto: deagreez / AdobeStock)

Das Paul-Ehrlich-Institut hat in seinem aktuellen Sicherheitsbericht die Raten von Herzmuskelentzündungen bei Jugendlichen mit und ohne Corona-Impfung verglichen. (Foto: deagreez / AdobeStock)


Kommt eine Herzmuskelentzündung bei Jugendlichen nach einer Corona-Impfung mit dem Pfizer/Biontech-Impfstoff tatsächlich öfter vor als ohne Impfung? Und wenn ja: Wie viel häufiger tritt eine Myokarditis auf? Das Paul-Ehrlich-Institut hat die Raten an Myokarditiden in seinem neusten Sicherheitsbericht verglichen.

Seit dem 16. August empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) eine allgemeine Corona-Impfung für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren. Zuvor war die Impfkommission zurückhaltender und hatte nur vorerkrankten Kindern zur Corona-Impfung geraten. Unter anderem nannte die STIKO als Gründe für ihre Zurückhaltung einen „begrenzten Kenntnisstand über seltene Nebenwirkungen der neuen mRNA-Impfstoffe in dieser Altersgruppe“ und „Berichte zu Herzmuskelentzündungen im zeitlichen Zusammenhang mit mRNA-Impfungen, vor allem bei Jungen und jungen Männern“.

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Zunehmend Myokarditis-Meldungen nach COVID-19-Impfungen

Bislang sind zwei Impfstoffe für ab Zwölfjährige in der EU zugelassen: Comirnaty® von Pfizer/Biontech war am 31. Mai 2021 der erste Corona-Impfstoff für diese Altersgruppe, wenige Wochen später folgte am 23. Juli 2021 Spikevax® von Moderna.

PEI und PRAC zu Myo- und Perikarditis

Nun hat sich das Paul-Ehrlich-Institut in seinem letzten Sicherheitsbericht vom 19. August, der Daten ab Beginn der Impfkampagne am 27. Dezember 2020 bis 31. Juli 2021 berücksichtigt, auch zu Myokarditiden bei Jugendlichen im Zusammenhang mit der Corona-Impfung geäußert. Eingeschlossen hat das PEI ausschließlich Daten zur Impfung mit Comirnaty®, da Spikevax® erst eine Woche zuvor zugelassen worden war. Bereits zuvor waren Myokarditis und Perikarditis als mögliche Nebenwirkungen einer COVID-19-Impfung in den Sicherheitsberichten Thema, so berichtete das PEI am 10. Juni über „zunehmend Meldungen über den Verdacht einer Myokarditis oder Perimyokarditis im zeitlichen Zusammenhang mit der Verabreichung von COVID-19-mRNA-Impfstoffen, insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen“. Am 19. Juli informierte das PEI sodann gemeinsam mit Pfizer/Biontech und Moderna in einer Roten Hand über seltene Fälle von Myokarditis und Perikarditis, die im Zusammenhang mit einer Impfung mit den mRNA-Impfstoffen Comirnaty® und Spikevax® beobachtet wurden. Und der Ausschuss für Risikobewertung für Arzneimittel bei der EMA, PRAC, sah bereits zuvor mindestens die Möglichkeit eines ursächlichen Zusammenhangs zwischen den kardialen Ereignissen und den Impfungen mit COVID-19-mRNA-Impfstoffen, woraufhin die Fachinformationen entsprechend angepasst wurden.

Vor allem Lokalreaktionen

Bislang erreichten das PEI nun 731 Meldungen über den Verdacht von Nebenwirkungen nach Comirnaty®-Impfung bei Jugendlichen, 116 seien „schwerwiegend“ gewesen. Die meisten Meldungen betrafen Lokalreaktionen und bekannte Allgemeinreaktionen. Insgesamt kommt das PEI – unter Einbeziehung des Anteils bereits geimpfter Jugendlicher und der Zahl der Jugendlichen in dieser relevanten Altersgruppe – auf 0,54 Meldungen pro 1.000 Impfdosen. Bei den schwerwiegenden Meldungen waren es entsprechend mit 0,09 pro 1.000 Impfdosen deutlich weniger. Bezogen auf das Alter gab es insgesamt 185 Nebenwirkungsmeldungen bei Jugendlichen bis 15 Jahre, davon seien zehn schwerwiegend gewesen. Das PEI weiß von einem Todesfall eines 15-jährigen Jungen mit schweren Vorerkrankungen zwei Tage nach der Impfung, wobei als Reaktion Fieber mitgeteilt wurde. Das PEI konnte einen ursächlichen Zusammenhang mit der Impfung aufgrund fehlender Informationen nicht beurteilen.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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