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Arzneimittelversorgung älterer Menschen
Priscus-Liste zeigt Wirkung
Vor rund zehn Jahren wurde in Deutschland erstmals eine Liste von Wirkstoffen erstellt, die für ältere Menschen potenziell ungeeignet sind, weil das Nutzen-Risiko-Verhältnis anders zu beurteilen ist als bei jüngeren. Die so genannte Priscus-Liste kommt offenbar in der ärztlichen Praxis gut an. Dies stellt das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) mit seiner Grafik des Monats Juni heraus. Hiernach hat die Zahl der Patienten mit einer Verschreibung eines Wirkstoffs auf der Liste deutlich abgenommen.
Aufgrund der Multimorbidität nehmen ältere Menschen prozentual am meisten und häufig sehr vielfältige Medikamente ein. Gleichzeitig ist das Risiko für unerwünschte Wirkungen erhöht, weil die Pharmakodynamik und Pharmakokinetik sich im Alter verändern, etwa durch eine verzögerte Ausscheidung über die Niere, und weil die Polypharmazie mehr Arzneimittel-Wechselwirkungen verursacht.
83 Arzneistoffe aus 18 Arzneistoffklassen
Im Rahmen des Aktionsplans Arzneimitteltherapiesicherheit 2008/2009 des Bundesministeriums für Gesundheit wurde angeregt, dieses Problem einmal näher zu untersuchen. Als Ergebnis erstellte der Projektverbund Priscus (von lat. priscus, altehrwürdig), der sich mit der Gesundheit und Gesundheitsversorgung alter Menschen befasst, eine Liste von Arzneimitteln, die für diese Altersgruppe möglicherweise ungeeignet sind. Die Priscus-Liste wurde nach einer zwei Runden umfassenden, strukturierten Expertenbefragung (Delphi-Methode) finalisiert und im August 2010 im Deutschen Ärzteblatt vorgestellt und veröffentlicht.
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Als Ergebnis wurden 83 Arzneistoffe aus 18 Arzneistoffklassen als potenziell inadäquate Medikation (PIM) für ältere Patienten bewertet, darunter zahlreiche Antidepressiva, Bluthochdruckmittel und Sedativa. In der Zwischenzeit haben sich nach Angaben der Projektbeteiligten relevante Änderungen auf dem deutschen Arzneimittelmarkt ergeben. Außerdem wurden weitere Analysen von Nebenwirkungsprofilen verschiedener Arzneistoffe veröffentlicht. Deswegen wird die Priscus-Liste derzeit aktualisiert.
Wertvolle Hilfestellung
Die Priscus-Medikationsempfehlungen sind als Hilfestellung und zur Unterstützung von Ärzten und Apothekern gedacht. Die Liste erhebt weder einen Anspruch auf Vollständigkeit noch ersetzt sie die Nutzen-Risiko-Abwägung für den einzelnen Patienten. Sie umfasst nicht nur die potenziell inadäquaten Wirkstoffe, sondern führt auch die wesentlichen Bedenken gegen die Therapie auf. Außerdem werden Maßnahmen empfohlen, um die möglichen Risiken zu verringern, falls ein Arzneimittel trotzdem verwendet werden soll, und es werden Therapiealternativen genannt. Die Hilfe wird von den behandelnden Ärzten offenbar intensiv genutzt.
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