Heterologe Impfschemata gegen COVID-19

AstraZeneca-Primer plus Biontech/Pfizer-Boost erzeugt signifikant mehr Antikörper

Remagen - 08.07.2021, 17:50 Uhr

Wie effektiv sind heterologe Impfserien? (x / Foto: IMAGO / Nicolaj Zownir)

Wie effektiv sind heterologe Impfserien? (x / Foto: IMAGO / Nicolaj Zownir)


Heterologe Regime theoretisch sinnvoll

Ein Argument für heterologe Impfregime ist, dass unterschiedliche Impfstofftypen unterschiedliche Immunantworten auslösen. Während mRNA-Impfstoffe, wie diejenigen von Biontech/Pfizer und Moderna, vor allem eine starke virusneutralisierende Antikörperantwort erzeugen, aktivieren Vektorimpfstoffe wie Vaxzevria® stärker die T-Zellen. Jedoch liegen zu solchen gemischten Prime-Boost-Regimes gegen COVID-19 bislang kaum Daten vor.

Neue Studienergebnisse am Menschen

Nun haben Forschende aus Deutschland am Menschen beobachtet, dass eine Auffrischimpfung mit einer mRNA-Vakzine nach der Grundimmunisierung mit dem adenoviralen vektorbasierten Impfstoff von AstraZeneca offenbar ausreicht, um hohe Konzentrationen neutralisierender Antikörper gegen SARS-CoV-2 zu erzeugen. Das Team vom Universitätsklinikum Erlangen, dem Universitätsklinikum Köln und der Technischen Universität München glaubt, dass das heterologe Prime-Boost-Regime die Wirksamkeit der COVID-19-Impfung sogar erhöhen kann. Eine kurzgefasste Pre-Print-Version ihrer Forschungsergebnisse ist auf dem medRxiv-Server verfügbar, während der Artikel einem Peer-Review unterzogen wird.

Was haben die Forscher gemacht?

Die Direktorin des Instituts für Virologie an der TU München/Helmholtz Zentrum München, Professor Ulrike Protzer, und ihre Kollegen untersuchten eine Kohorte von 480 geimpften Personen. 229 davon hatten im Abstand von neun bis zwölf Wochen eine heterologe Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff als Hauptimmunisierung und Comirnaty® als Auffrischimpfung erhalten. Die anderen, Gesundheitspersonal oder Freiwillige, waren jeweils mit einem homologen Regime der beiden Vakzine immunisiert worden. Zur Ermittlung des Immunstatus bestimmten sie die neutralisierenden SARS-CoV-2-Antikörper.

Weitere Studien zur Sicherheit und klinischen Wirksamkeit erforderlich

Den Geimpften wurden am Tag der Auffrischung mit BNT162b2 und zwei Wochen danach Serumproben abgenommen und analysiert. Das Team führte sowohl einen kulturbasierten SARS-CoV-2-Neutralisationsassay mit Vero-E6-Zellen als auch einen Surrogat-Neutralisations-Assay durch. Dieser zeigt an, ob die Serum-Antikörper die Wechselwirkung der SARS-CoV-2 Spike-Protein-Rezeptor-Bindungsdomäne (RBD) mit ihrem Rezeptor, dem Angiotensin-Converting Enzym 2 (ACE2) blockieren. Die Spike-RBD ist das primäre Ziel neutralisierender Antikörper nach einer SARS-CoV-2-Impfung oder einer natürlichen Infektion.

Die Auswertung aller 480 Personen nach zwei Wochen ergab, dass die Verabreichung einer Einzeldosis einer COVID-19-mRNA-Vakzine als Auffrischimpfung nach der Prime-Impfung mit dem Vektorimpfstoff nicht nur für einen hohen Schutztiter ausreichte. Das heterologe Regime induzierte auch eine signifikant höhere Zahl neutralisierender Antikörpertiter als die homologen Impfserien, auch mit Comirnaty® alleine. Weitere Studien müssen sich jedoch mit der Sicherheit und klinischen Wirksamkeit heterologer Impfschemata befassen, rät das Team abschließend.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.