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Kommentar zur geplanten Honorarkürzung
Ohne Apotheken keine Zertifikate
Erst die Masken, dann die Tests und jetzt die Zertifikate: Es bahnt sich in diesem Jahr bereits die dritte nachträgliche Honorarkürzung für die Apotheken an. Doch diesmal hat die ABDA eine reelle Chance, sich dagegenzustemmen, meint DAZ.online-Redakteurin Christina Müller. Denn Bundesgesundheitsminister Spahn ist auf die Dienste der Apotheken im Land angewiesen.
Und täglich grüßt das Murmeltier: Es ist schon fast zur Gewohnheit geworden, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Apothekenvergütung für besondere Leistungen, die sie während der Pandemie erbringen, nachträglich kürzt. Sofern der Minister ernst macht und es für das Ausstellen der digitalen Impfzertifikate künftig wirklich nur noch pauschal 6 Euro inklusive Umsatzsteuer gibt, ist das sogar schon das dritte Mal in diesem Jahr, dass es für die Offizinen am Ende doch weniger Geld gibt als zunächst versprochen. Zuvor musste bereits die Vergütung für die Ausgabe von Schutzmasken dran glauben – jene für das Durchführen von Bürgertests soll zum 1. Juli folgen. Hinzu kommt die bei Weitem nicht kostendeckende Bezahlung für die Bestellung und Auslieferung der COVID-19-Impfstoffe.
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Im Zusammenhang mit der nun möglicherweise anstehenden Kürzung überraschen jedoch zwei Dinge: das Ausmaß und die Begründung. Bereits am dritten Tag der Aktion anzukündigen, dass das Honorar um satte zwei Drittel fallen wird, ist ein Schlag ins Gesicht der Apothekerschaft. Immerhin hat der Berufsstand erneut in Rekordgeschwindigkeit reagiert und die nötigen Strukturen geschaffen. Auch wenn das DAV-Portal am Montag noch einige Startschwierigkeiten hatte: Inzwischen läuft es offenbar weitgehend rund – ganz im Gegensatz zu jenen Strukturen im Hintergrund, für die Spahns Ministerium verantwortlich zeichnet. Dass die technischen Schwierigkeiten bei der Zertifikatausstellung am vergangenen Dienstag auf eine Überlastung des RKI-Servers zurückzuführen sind und nicht auf das DAV-Portal, hat inzwischen auch die ABDA gegenüber DAZ.online bestätigt.
Tagsüber quälen sich die Apotheken nun also mit unzähligen Versuchen, für ihre Kundinnen und Kunden die Zertifikate zu erstellen – Berufskrankheit, denn die allermeisten Mitarbeitenden in den Apotheken haben eine hohe Hemmschwelle, wenn es darum geht, mit dem Schultern zu zucken und „geht nicht“ zu sagen. Und in den Abendstunden sitzen vielfach die Inhaber:innen oder Approbierte im Notdienst an den Rechnern und arbeiten nach, was tagsüber nicht möglich war. Das ist weder ein lohnendes Geschäft noch eine in irgendeiner Weise befriedigende Tätigkeit.
Mangelnde Wertschätzung
Laut eines dpa-Berichts soll Spahn gesagt haben, die höhere Vergütung zu Beginn sei dafür gedacht gewesen, Anlaufkosten etwa für Schulungen, IT-Ausstattung und Registrierungen zu finanzieren und an möglichst vielen Stellen ein Angebot für die Bürger:innen zu schaffen. Dass der Minister dies nicht von Anfang an gegenüber den Apotheken kommuniziert hat, zeugt schlicht von mangelnder Wertschätzung. Kurz gesagt: Spahn hat den Köder ausgelegt und die Apotheken haben ihn geschluckt.
Sollen die Offizinen jetzt die Arbeit niederlegen und einfach keine Zertifikate mehr ausstellen? Dieser Schritt will wohl überlegt sein. Denn vor dem Hintergrund, dass sie in der Öffentlichkeit als Krisengewinner in der Pandemie gelten und diese Lesart erst kürzlich durch den Apothekenwirtschaftsbericht befeuert wurde – von Rekordumsätzen war in vielen Publikumsmedien die Rede –, würde dies wohl das Bild der raffgierigen Apotheker schüren, die den Hals nicht vollkriegen.
Zunächst hat die ABDA allerdings noch die Chance, den Minister umzustimmen und die Honorarkürzung zumindest abzufedern. Immerhin hat sie ein nicht zu verachtendes Druckmittel in der Hand – denn Spahn hatte den Start des digitalen Impfnachweises so vollmundig angekündigt, dass er nun nicht riskieren kann, die einzige Berufsgruppe zu verprellen, die in der Lage ist, die Zertifikate auszustellen. Der CDU-Mann, der seit Monaten immer wieder massiv unter Beschuss gerät, braucht einen schnellen Erfolg. Und ohne die Apotheker droht auch die Mission Impfzertifikat zum Flop zu werden.
19 Kommentare
Kürzung Honorar Impfzertifikate
von Stella Lenze am 18.06.2021 um 9:46 Uhr
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Andernorts wird es "umsonst" gemacht!
von Andreas Grünebaum am 17.06.2021 um 19:08 Uhr
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Unverschämte Provokation
von Thomas Eper am 17.06.2021 um 16:45 Uhr
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raffgierig?
von Karl Friedrich Müller am 17.06.2021 um 12:12 Uhr
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Troll!?
von Zalán Eperjessi am 17.06.2021 um 11:29 Uhr
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Jaaa und
von NALI am 17.06.2021 um 10:44 Uhr
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Spahnverarsche
von Conny am 17.06.2021 um 10:19 Uhr
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AW: Spahnverarsche
von Conny am 17.06.2021 um 10:35 Uhr
Unverhältnismäßig
von Nina P. am 17.06.2021 um 10:05 Uhr
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AW: Unverhältnismäßig
von Anita Peter am 17.06.2021 um 10:33 Uhr
AW: Unverhältnismäßig
von Marco Gehrt am 17.06.2021 um 10:46 Uhr
AW: Unverhältnismäßig
von Christian Pöppl am 17.06.2021 um 13:08 Uhr
AW: Unverhältnismäßig?
von Besuchen Sie mal Ihr Bürgerbüro am 17.06.2021 um 18:42 Uhr
AW: Unverhältnismäßig
von Thomas Trautmann am 17.06.2021 um 19:22 Uhr
AW: Äpfel und Birnen
von Stefan Haydn am 17.06.2021 um 19:36 Uhr
AW: P.S.: siehe Schufa Auszug
von Andreas Grünebaum am 17.06.2021 um 20:27 Uhr
AW: Unverhältnismäßig
von Hummelmann am 19.06.2021 um 18:27 Uhr
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von Anita Peter am 17.06.2021 um 9:41 Uhr
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Stimmungen
von Christiane Patzelt am 17.06.2021 um 9:37 Uhr
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