Ernährung und Sport Teil 8

Wer Sport macht, darf mehr essen – stimmt das?

Lübeck - 14.06.2021, 09:15 Uhr

Der tägliche Energiebedarf von Freizeit- und Breitensportler:innen liegt nur geringfügig höher als bei Nicht-Sportler:innen. (c / Foto: carballo / AdobeStock)

Der tägliche Energiebedarf von Freizeit- und Breitensportler:innen liegt nur geringfügig höher als bei Nicht-Sportler:innen. (c / Foto: carballo / AdobeStock)


Das richtige Maß an Energiezufuhr ist für Leistungssportler:innen besonders in der Wettkampfvorbereitung und am Wettkampftag ganz entscheidend. Denn ohne genügend Energie nimmt sofort die sportliche Leistung ab. Wie sehr sich der Energiebedarf während der Wettkampfphase erhöhen kann, wird oft unterschätzt. Aber gilt das auch für den Breitensport?

Der Energieverbrauch ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich und wird von vielen Faktoren beeinflusst. Kinder und Jugendliche im Wachstum, schwangere und stillende Frauen und Sportler:innen aus dem Leistungs- und Hochleistungsbereich gehören zu den Menschengruppen, die aufgrund eines höheren Energieverbrauchs auch einen erhöhten Energiebedarf haben. Dazu kommen weitere Einflussfaktoren wie das Geschlecht, der Gesundheitszustand, das Körpergewicht und die Körperzusammensetzung sowie Trainingsdauer und -intensität. 

Würde man den Energiebedarf vereinfacht in einer Formel veranschaulichen, so ließe er sich als Summe aus dem Ruheenergieumsatz und dem Leistungsumsatz zusammensetzen. Der Ruheenergieumsatz beschreibt die Menge an Energie, die für die Aufrechterhaltung lebensnotwendiger Körperfunktionen in völliger Ruhe benötigt wird. Der Leistungsumsatz ist der Energieverbrauch, der für die körperliche Arbeit zusätzlich zum Ruheenergieumsatz entsteht. Da beide Komponenten des Energiebedarfs bei Leistungssportler:innen stark variieren, ist die genaue Erfassung ihres Energiebedarfs umso wichtiger – und komplexer.

Appetit kann nach extrem intensiven Belastungen unterdrückt sein

Aufgrund der zahlreichen Wettkampfphasen von unterschiedlichem Umfang müssen Leistungssportler:innen ihren Energiebedarf ständig anpassen. Während einer extremen Wettkampfphase wie der „Tour de France“ oder bereits während der Wettkampfvorbereitung kann der Energieverbrauch auf über 10.000 kcal/d ansteigen, fast fünfmal so viel im Vergleich zu der Ruhephase vom Trainingsjahr mit nur wenigen Stunden Sport in der Woche. Um dabei nicht in eine negative Energiebilanz abzusinken, wird empfohlen, nach einem individuellen und am Wettkampfprogramm angepassten Ernährungsplan zu essen und sich weniger auf den eigenen Appetit zu verlassen. Dieser kann nach extrem intensiven Belastungen nämlich unterdrückt sein.

Ganz unabhängig davon, in welcher Trainingsphase Sportler:innen sich gerade befinden, haben sie trotzdem stets einen höheren Energiebedarf als jemand mit ähnlichem Gewicht und Alter, der nur mäßig oder gar keinen Sport treibt. Da sportlich sehr aktive Menschen in der Regel mehr Muskeln besitzen, ist ihr Anteil an fettfreier Masse erhöht und diese korreliert positiv mit einem erhöhten Ruheenergieumsatz. Konkret heißt das: je mehr Muskeln, desto höher der Energieverbrauch in Ruhe. 

Leistungssportler:innen wird dringend empfohlen, ihren eigenen Energiebedarf zu kennen. 

Zum einen aus dem Grund der stark variierenden Belastungsphasen, zum anderen aber auch, weil einige Sportler:innen ihren eigenen Energiebedarf durchaus falsch einschätzen. Die indirekte Kalorimetrie mittels Spirometrie unter Laborbedingungen gilt nach wie vor als Goldstandard für die Ermittlung des Energieverbrauchs. 

Dabei werden der Sauerstoffverbrauch und die Kohlenstoffdioxidproduktion gemessen, um anschließend den Energieverbrauch zu berechnen. Mithilfe einer portablen Spirometrie kann dies sogar unter Ausführung der jeweiligen Sportart geschehen.

Im Gegensatz dazu ändert sich der tägliche Energiebedarf von Freizeit- und Breitensportler:innen fast gar nicht und liegt nur geringfügig höher als bei Nicht-Sportler:innen.



Pauline Krüger, Ernährungswissenschaftlerin
redaktion@daz.online


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