Fragen und Antworten

Sollte man Kinder gegen Corona impfen?

Stuttgart - 09.06.2021, 11:45 Uhr

Welche Nebenwirkungen treten bei Kindern nach einer Corona-Impfung auf? Warum rät die STIKO nicht zur generellen Impfung? (Foto: Africa Studio / AdobeStock)

Welche Nebenwirkungen treten bei Kindern nach einer Corona-Impfung auf? Warum rät die STIKO nicht zur generellen Impfung? (Foto: Africa Studio / AdobeStock)


Warum unterscheiden sich die Einschätzungen von STIKO und EU-Einrichtungen?

Die europäische Arzneimittelbehörde EMA und die EU-Kommission gaben kürzlich grünes Licht für die Zulassung des Biontech/Pfizer-Impfstoffs ab zwölf Jahren – die STIKO schränkt hingegen ein. Das mag verwirrend klingen, hat aber nichts mit vermeintlich verschiedenen Meinungen zu tun. Die Institutionen haben unterschiedliche Aufgaben und Blickwinkel: Die EMA ist für die grundsätzliche Zulassung auf dem europäischen Markt zuständig, während es bei der STIKO darum geht, den Einsatz des Impfstoffs zum besten Nutzen der Bevölkerung in Deutschland zu regeln. 

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In anderen Ländern, etwa mit höheren Fallzahlen oder höheren Anteilen von Kindern an der Bevölkerung, können die Überlegungen anders aussehen.

Werden Impfungen aller Kinder zwingend für Herdenimmunität gebraucht?

Das hängt auch von der weiteren Entwicklung der Pandemie und der Impfbereitschaft unter Erwachsenen ab. Minderjährige haben einen Anteil von 16,4 Prozent an der Bevölkerung hierzulande – für Kinder unter zwölf Jahren ist bisher aber gar kein Impfstoff zugelassen. Als Schwelle für den weitgehenden Verzicht auf Maßnahmen und Regeln müssen laut RKI mehr als 80 Prozent der Bevölkerung immun sein, entweder durch eine vollständige Impfung oder eine durchgemachte Infektion plus Impfung. Sollte sich eine ansteckendere Virusvariante durchsetzen, könnten noch mehr Immune nötig sein. Bislang hat rund die Hälfte der Menschen im Land noch nicht einmal eine erste Dosis bekommen.

Im Gegensatz zur Situation bei der Grippe gelten Kita- und Grundschulkinder nicht als besondere Treiber der Pandemie. STIKO-Chef Thomas Mertens schätzte den Nutzen von Kinder-Impfungen für die Herdenimmunität kürzlich als gering ein: „Man sollte die Hoffnung auf den epidemiologischen Effekt nicht übertreiben.“ Manche Fachleute äußerten auch die Hoffnung auf abschirmende Effekte durch hohe Impfquoten bei Erwachsenen – ob dies aber für einen normalen Schulbetrieb im Herbst und Winter ausreicht, ist die große Frage.

Gibt es überhaupt schon genügend Impfstoff für Kinder?

Die streng festgelegte Reihenfolge bei der Corona-Impfung ist seit diesem Montag bundesweit aufgehoben. Mit dem Ende der sogenannten Priorisierung haben alle ab zwölf Jahren nun zumindest theoretisch die Möglichkeit, einen Impftermin zu bekommen. Impfstoffe sind aber weiter rar, speziell für Kinder reservierte Dosen gibt es nicht. Für mehrere Experten ein Argument, mit dem Immunisieren gesunder Kinder zu warten: Es gebe noch zu viele gefährdete Erwachsene ohne Impfung.



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