Ökotest checkt Sonnenschutzprodukte

Sonnencremes besser ohne Octocrylen?

Stuttgart - 07.06.2021, 09:15 Uhr

Ladival Empfindliche Haut setzt beim UV-Filter auf Octocrylen – Ökotest fand auch Spuren von Benzophenon – und kommt im Gesamturteil auf ein „gut“. (Foto: stokkete / AdobeStock)

Ladival Empfindliche Haut setzt beim UV-Filter auf Octocrylen – Ökotest fand auch Spuren von Benzophenon – und kommt im Gesamturteil auf ein „gut“. (Foto: stokkete / AdobeStock)


Lieber Naturkosmetik beim Sonnenschutz?

Besser schneiden Sonnencremes ab, die als zertifizierte Naturkosmetik deklariert sind. Die Bewertungen rangieren von „sehr gut“ bis „gut“. Durchweg ist Ökotest bei den Inhaltsstoffen höchst zufrieden und attestiert allen Sonnenschutzprodukten in diesem Punkt Note eins. Nichts weiter zu monieren hat Ökotest bei dm Alverde Sonnenmilch, die einzige die sodann auch im Gesamturteil die Bestnote schafft. Der Rezyklatanteil in der Verpackung des dm-Produkts liegt bei 71 Prozent. Viele andere naturkosmetischen Hersteller scheinen nicht so viel Wert auf recyceltes Plastik zu legen, Rossmann deklariert zwar 95 Prozent, bleibt jedoch den Nachweis schuldig. Positiv fällt mit 60 Prozent Rezyklatanteil noch Lavera auf. Bei den meisten anderen – wie Alterra, Lavera oder Speick – gab es unter anderem Abzug, da die Hersteller die enthaltenen Nanopartikel nicht auf der Verpackung deklarierten. Das muss jedoch bei einem Anteil von 50 Prozent Nanoteilchen laut EU-Kosmetikverordnung der Fall sein.

Vor- und Nachteile von Nanoteilchen in Sonnencremes

Werden Nanoteilchen von Titandioxid und Zinkoxid in Sonnenschutzprodukten eingesetzt, handelt es sich dabei um winzige Partikel der mineralischen Lichtschutzfaktoren. Das bringt vor allem drei Vorteile: Dadurch dass die Teilchen so klein sind, schützen sie besser vor UV-Strahlung, weil sich die Partikel näher aneinander packen lassen und keine „Sonnenlücken“ entstehen. Die Schutzwirkung wird so erhöht, ohne dass dafür mehr Titandioxid oder Zinkoxid eingesetzt werden müsste.
Außerdem lässt sich die Sonnencreme durch die Nanotechnologie leichter auf der Haut verteilen. Und: Titandioxid- und Zinkoxid-Nanoteilchen streuen das Sonnenlicht in verschiedene Richtungen und verhindern dadurch, dass ein sichtbarer Film auf der Haut entsteht. Nanopartikel wirken somit den beiden großen Mankos mineralischer Sonnencremes entgegen: dem zähen Auftragen und dem „Weißeffekt“. Allerdings fürchtet man, dass die winzigen Teilchen über die Haut aufgenommen werden, sich im Körper ablagern und zu gesundheitlichen Risiken führen können.

Es gibt Daten, die zeigen, dass das Stratum corneum – die oberste Hautschicht (Hornschicht) – keine Nanoteilchen von Titandioxid und Zinkoxid „durch“ lässt. Eine andere Arbeit kommt jedoch zu dem Schluss, dass geringe Menge von Zinkoxid-Nanoteilchen über die menschliche Haut aufgenommen werden.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung bezieht sich in seiner Einschätzung auf das wissenschaftliche Expertengremium der EU-Kommission SCCS, das gesundheitliche Risiken durch Nano-Titandioxid als UV-Filter in einer Konzentration von bis zu 25 Prozent in Sonnenschutzmitteln als unwahrscheinlich einstuft (Anwendung als Creme/Lotion, wenn das Titandioxid „gebunden“ ist und somit nicht eingeatmet werden kann). Dies gelte bei gesunder, intakter und sonnenverbrannter Haut. Menschen, deren Haut krankheitsbedingt (Allergiker, Akne, Neurodermitis) geschädigt sei, sollten sich hingegen mit einem Facharzt abstimmen. Die EU prüft derzeit Nanopartikel in Kosmetika.

Die vollständigen Testergebnisse zum Sonnencremecheck gibt es bei Ökotest.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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