- DAZ.online
- News
- Spektrum
- Fette als energiereiche ...
Ernährung und Sport Teil 7
Fette als energiereiche Alternative zu Kohlenhydraten?
Vom „fat loading“ wird abgeraten
In den vergangenen Jahren sind die Fette insbesondere im Ausdauersport wieder etwas mehr in den Fokus gerückt. Da Fette nahezu unendliche Energieträger sind, die Kohlenhydratspeicher allerdings nur begrenzt, versuchen manche Sportler:innen den Körper dahingehend zu manipulieren, anstelle von Kohlenhydraten aus den Glycogenspeichern vorrangig Fettsäuren für die Oxidation im Muskel zu mobilisieren und als primäre Energiequelle zu nutzen. In der Theorie werden so die Glycogenspeicher geschont und es kann länger auf hohem Niveau Ausdauersport betrieben werden.
Um die Verfügbarkeit bzw. Oxidationsrate von Fettsäuren im Muskel zu erhöhen, werden im Laufe der Wettkampfvorbereitung bestimmte „fat loading-Praktiken“ durchgeführt. Das akute fat loading sieht in drei bis vier Stunden unmittelbar vor einem Wettkampf den Verzehr einer sehr fettreichen Mahlzeit (60 bis 90 En%) vor, während bei der chronischen low carb high fat (LCHF)-Diät in den fünf Tagen bis mehreren Wochen vor einem Wettkampf hauptsächlich Fette (75 bis 85 En%), Proteine (15 bis 25 En%) und nur zu einem sehr geringen Anteil Kohlenhydrate (< 50 g/d) zugeführt werden. Das Ziel dieser Vorwettkampfstrategien ist es, eine schnellere und gesteigerte Verstoffwechselung der Fette zu trainieren.
Fette sind für Ausdauersportler:innen aus dem Langstreckenbereich essenzielle Energielieferanten, vor allem, sobald die Glycogenspeicher leer sind. Demnach sollte auf eine qualitative Fettzufuhr im Rahmen der Empfehlungen geachtet werden. Vom oben beschriebenen fat loading wird aber abgeraten.
Fette setzen am meisten, aber auch am langsamsten Energie frei
Im Gegensatz zu dem in bereits vielen Studien untersuchten und nachweislich leistungsverbessernden „carb loading“ konnten die wenigen Studien zum fat loading keine positiven Auswirkungen auf die Ausdauer von Leistungssportler:innen zeigen. Teilweise wurde sogar von Leistungsbeeinträchtigungen berichtet. Sowohl das akute als auch das chronische fat loading führten zwar zu einer erhöhten Fettsäureoxidationsrate, konnten die Ausdauerleistung aber nicht verlängern, sondern verkürzten in einigen Fällen die Zeit zur Erschöpfung noch zusätzlich. Eine Vermutung ist, dass ohne die Glycogen- oder Glucosebereitstellung dem Körper schnell verfügbare Energie fehlt, denn Fette setzen zwar am meisten, aber auch am langsamsten Energie frei.
Um genau diesen Nachteil reduzierter Glycogenreserven zu umgehen, wurde eine LCHF-Diät mit anschließendem carbohydrate loading verbunden. Doch auch hier zeigte sich, dass trotz der Wiederauffüllung der Glycogendepots kurz vor dem Wettkampf die Ausdauerkapazität mittels fat loading nicht gesteigert werden konnte. Es wird als Erklärung hierfür angenommen, dass die LCHF-Diät die Glycogenverwertung in den Muskeln über eine Herunterregelung wichtiger Glykolyse-Enzyme beeinträchtigt. So stehen für Zwischen- oder Schlusssprints zwar die schnellverwertbaren Glycogenreserven bereit, werden aber dennoch nicht im vollen Umfang für die Energiegewinnung genutzt.
Noch dazu kommt, dass eine über Wochen lange und derart fettreiche Ernährungsweise nicht mit einer gesunden und vollwertigen Ernährung nach den DGE-Empfehlungen übereinstimmt, da viele mikronährstoffreiche Lebensmittel, wie Obst und Getreideprodukte, aufgrund des Kohlenhydratgehalts weggelassen werden müssten.
1 Kommentar
fatloading
von Thomas Kerlag am 20.05.2021 um 8:25 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.