AstraZeneca- und Janssen-Impfung

Sind Alter und Geschlecht Risikofaktoren für Thrombosen nach Vektorimpfstoffen?

Stuttgart - 12.05.2021, 17:50 Uhr

„Wir können im Moment nur sagen: Eine gut überstandene erste Impfung schließt die Komplikation bei der zweiten Impfung nicht aus“, sagt Professor Andreas Greinacher. (x / Foto: IMAGO / Sven Simon)

„Wir können im Moment nur sagen: Eine gut überstandene erste Impfung schließt die Komplikation bei der zweiten Impfung nicht aus“, sagt Professor Andreas Greinacher. (x / Foto: IMAGO / Sven Simon)


Kann eine natürliche Infektion mit Adenoviren ein TTS auslösen?

Was genau im Vektor ist eigentlich das Problem? Wir haben in Deutschland zwei andenovirale Vektorimpfstoffe, und beide können offenbar ein TTS auslösen – was ist das Gemeinsame, das die Komplikation auslöst? „Das nennt sich Adenovirus“, antwortete Greinachers ganz klar. Professor Christian Bogdan, Direktor des Mikrobiologischen Instituts – Klinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene –, vom Universitätsklinikum Erlangen und Mitglied der STIKO, pflichtete ihm bei: Während man bei mRNA-Impfstoffen eine in Lipidnanopartikel verpackte mRNA, also ein kleines Molekül, appliziere, habe man bei Vektorimpfstoffen ein zwar nicht replikationsfähiges, aber intaktes und infektiöses Virus. Das bringe automatisch eine stärkere Stimulation der Immunantwort mit sich. mRNA-Impfstoffe aktivieren Bogdan zufolge nur einen konkreten Mustererkennungsrezeptor. Im Fall des Vektors würden hingegen verschiedene Mustererkennungsrezeptoren, die unser angeborenes Abwehrsystem stimulierten, adressiert: „Und das ist eine plausible Erklärung warum man bei einem Vektorimpfstoff diesbezüglich eine solche Immunantwort leichter induzieren kann“, erklärte Bogdan.

Aber lösen denn Adenoviren dann selbst kein TTS aus – wenn man sich auf natürlichem Wege mit den Erkältungsviren infiziert? Ganz ausgeschlossen ist dieser Fall wohl nicht. Greinacher erinnerte sich an eine Patientin vor fünf Jahren mit einer Infektion des oberen Respirationstraktes, die zehn Tage später eine Sinusvenenthrombose entwickelte mit Plättchenfaktor-4-Antikörpern, die die Thrombozyten aktivierten. „Das muss ziemlich genau das Gleiche gewesen sein – durch eine ganz normale, erworbene Adenovirusinfektion“, erklärte Greinacher. Nur wusste man das damals nicht – und man wäre auch jetzt nie darauf gekommen, wenn nicht so viele Menschen gleichzeitig geimpft worden wären und man plötzlich gemerkt hätte, dass bei 40.000 Geimpften ein Fall auftaucht. Bei jeder normalen Impfung wären diese 40.000 Menschen vielleicht in zwei Jahren geimpft worden. „Niemand hätte das Signal erkannt.“



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Kombination verschiedener Vektorimpfstoffe

von U. F. am 13.05.2021 um 13:33 Uhr

Gibt es Erfahrungen mit folgendem Impfschema:
1. Impfung AstraZeneca
2. Impfung Johnson & Johnson nach ca. 10 Tagen
Ist das überhaupt möglich, bzw. sinnvoll?

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