„Angriff der Mutanten“ Teil 2

Warum die Corona-Varianten so besorgniserregend sind – ein Überblick

Düsseldorf - 18.03.2021, 07:00 Uhr

Erst vor Kurzem wurde bekannt, dass die sogenannte „bretonische Variante“ in keinem der bisher genutzten RT-PCR-Tests ein positives Ergebnis liefert – Anhaltspunkte für besonders schwere Verläufe oder hohe Todesraten gibt es für diese Variante bislang allerdings nicht. (x / Foto: Photocreo Bednarek / stock.adobe.com) 

Erst vor Kurzem wurde bekannt, dass die sogenannte „bretonische Variante“ in keinem der bisher genutzten RT-PCR-Tests ein positives Ergebnis liefert – Anhaltspunkte für besonders schwere Verläufe oder hohe Todesraten gibt es für diese Variante bislang allerdings nicht. (x / Foto: Photocreo Bednarek / stock.adobe.com) 


Die Nigeria-Variante B.1525 aka VUI-202102/03

Schlagzeilen machte auch die Variante B.1525, die wahrscheinlich im afrikanischen Nigeria entstand. Sie wurde bereits in mindestens 19 Ländern, darunter auch in Deutschland, nachgewiesen. Sie gilt als eine weitere „Variant under Investigation“. Unter anderem trägt sie die als kritisch geltende E484K-Escape-Mutation im S-Protein sowie die Deletion 69-70del, die die Infektiosität erhöht. Im S-Protein finden sich ferner Q52R und Q677H. Letztere fand sich zuletzt häufig bei Virusproben aus dem Mittleren Westen der USA.

In der S2-Untereinheit des S-Proteins findet sich für diese Variante die F888L-Mutation (Leucin statt Phenylalanin an Position 888). Die Bedeutung dieser Mutation wird noch untersucht, sie gilt aber als „biologisch signifikant“.

Sorgen bereitet bei B.1525 vor allem das Potenzial, durch die E484K und 69-70del Mutationen, neutralisierenden Antikörpern aus Erstinfektion sowie Impfung entkommen zu können.

Finnische, bretonische und weitere Varianten

Weitere Varianten weltweilt sorgen mittlerweile ebenfalls für Aufmerksamkeit bei Forscher:innen und in den Medien. Erst vor Kurzem wurde bekannt, dass die sogenannte „bretonische Variante“ in keinem der bisher genutzten RT-PCR-Tests ein positives Ergebnis liefert – Anhaltspunkte für schwerere Verläufe oder höhere Todesrate gibt es für diese Variante bislang allerdings nicht.

Auch von der Variante Fin 496 H, der „finnischen Variante“ ist ein solcher „Test-Escape“ bekannt. Die Mutationen beziehen sich dabei auf die Abschnitte der Virus-RNA, die den RT-PCR-Testsystemen als Erkennungssequenz für die Primer dienen. Interessant an diesen Varianten ist, dass sie allen verfügbaren PCR-Tests entkommen und so eine epidemiologische Eindämmung erschweren. Antigen-Schnelltests sind aber nicht betroffen.

Evolution von SARS-CoV-2 im vollen Gange

Nimmt man all diese Erkenntnisse zusammen, lässt sich sagen, dass die evolutionäre Anpassung von SARS-CoV-2 an den Menschen im vollen Gang ist. Weltweit finden sich unabhängig voneinander konvergente Entwicklungen, die dem Virus die Flucht vor dem Immunsystem sowie auch den Impfungen ermöglicht. Außerdem ist bemerkenswert, dass es eine evolutionäre Entwicklung zum Entkommen vor Testungen zu geben scheint. COVID-19 wird also wahrscheinlich noch lange ein Thema sein.



Volker Budinger, Diplom-Biologe, freier Journalist
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Spekulationen

von Michael Mischer am 18.03.2021 um 11:27 Uhr

Wenn der Autor auf der ersten Seite seines Artikels selbst darauf hinweist, dass es eine Mutmaßung ohne Beweise wäre, Testung mit konsequenter Quarantäne als Selktionsdruck zu charakteriesieren, wäre ich doch froh, wenn er am Ende auf diese nicht relativierte Feststellung verzichtet hätte: "Außerdem ist bemerkenswert, dass es eine evolutionäre Entwicklung zum Entkommen vor Testungen zu geben scheint."

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AW: Spekulationen

von Michael Mischer am 18.03.2021 um 11:29 Uhr

natürlich: ... als Selektionsdruck zu charakterisieren...

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